Ein Sieg der Vernunft

  18.11.2021 Leserbriefe, Rheinfelden, Stein

Die Kantonsschule Fricktal kommt nach Stein
Es ist heute nicht mehr selbstverständlich, dass die Vernunft ein Problem lösen darf. Mit dem Entscheid des Grossen Rates, die neue Kantonsschule in Stein zu bauen, ist dies aber geschehen. Dort ist ein Baugelände verfügbar, das die weitaus besten Voraussetzungen für ein gedeihliches Unterrichten bietet, und dies im geographischen Zentrum des Fricktals. Rheinfelden ist deswegen wieder einmal enttäuscht. Seit Jahren misslingen sämtliche Grossprojekte in der reichen Zähringerstadt. Wäre das gemeinsame Vorhaben mit der Nachbargemeinde beim Bahnhof Möhlin zustande gekommen, wären die Chancen für das untere Fricktal wohl besser gestanden. Aber ohne dieses neue Quartier, das Möhlin ablehnte (woran Rheinfelden nicht ganz unschuldig war), hatte Rheinfelden keine guten Karten mehr. Das ständig wiederholte Hauptargument, dass Rheinfelden am meisten Kantonsschüler stelle, ist genau gesehen keines: Dass Schüler zu einer Kantonsschule fahren müssen und diese nicht vor die Haustüre gestellt bekommen, ist gymnasiale Normalität. Deshalb fahren jetzt auch Rheinfelder Schüler nicht nur nach Muttenz, sondern sogar nach Basel um dort den Unterricht in einem von ihnen gewählten Gymnasium zu besuchen.

Auch die andern vorgebrachten Argumente konnten nicht überzeugen: Im Fricktal gibt es keine eigentliche «Urbanität» und auch kein richtig «inspirierender» Ort. Das ist auch nicht nötig, weil eine Kantonsschule diese Werte selber schaffen sollte. Das Seminar Wettingen war lange Zeit eine isolierte «Klosterschule» auf grüner Flur, aber mit einer weit ausstrahlenden Musikkultur.

Diese Schulkultur muss man der neuen Schule nun auch lebhaft wünschen, und ihr dabei die nötige Unterstützung gewähren. Die ersten Jahre sind dabei besonders wichtig, weil dann die wichtigsten Weichen gestellt werden. Besonderes Augenmerk verdient dabei die Infrastruktur, die rasch voll ausgebaut werden muss. Und dazu gehört immer noch als Kernstück der gymnasialen Bildung eine Bibliothek, die nach internationalem Standard mindestens 20 000 Bände umfassen sollte. Der Kanton hat nun ein paar Jahre Zeit, um sich auf hohe Anfangsinvestitionen – neben den Baukosten – vorzubereiten.

Wie jede Neugründung braucht auch diese Kantonsschule daneben auch noch Glück, sogar viel Glück. Und dies soll man ihr auch neidlos wünschen und gönnen.

JÜRG KELLER, RHEINFELDEN


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