Zusammen auf den Brettern, die die Welt bedeuten

  16.10.2021 Persönlich

Wie Kaspar Lüscher hat sich auch seine Tochter Mia für die Schauspielerei entschieden

Das neue Stück des Gipf-Oberfricker Autors und Schauspielers Kaspar Lüscher feiert am 29. Oktober Premiere im Fricker Kornhauskeller. In «Kaninchenjagd oder wenn Dobrowski kommt» steht Kaspar Lüscher erstmals mit Tochter Mia Lüscher gemeinsam auf der Bühne. Im Gespräch mit der NFZ erzählen sie über ihre Schauspiel-Berufung.

Susanne Hörth

NFZ: Mia, weisst Du noch, wie alt Du warst, als Du Dich entschieden hast Schauspielerin zu werden?
Mia Lüscher:
Ganz konkret als ich in der FMS war. Dass ich auf die Bühne will, war für mich aber klar, seit ich mich erinnern kann. (Sie verdreht die Augen, lacht, legt die Stirn in Falten) Ab welchem Alter kann man sich eigentlich bewusst an etwas erinnern?
Kaspar Lüscher: So ab zirka drei, vier Jahren
Mia: Schon während meiner Kindsgi- und Primarschulzeit begann ich auf der Strasse zu Schauspielern. Mit einem Grinsen Richtung Vater Kaspar meint sie: «Um Geld zu verdienen, damit es zuhause etwas zu essen gab.» Dieser reagiert prompt wie erhofft: «Essen gab es bei uns doch immer!» Sie: «Ja. Stimmt!»

NFZ: Kaspar, macht es Dich stolz, dass Deine Tochter in Deine beruflichen Fussstapfen getreten ist, oder hättest Du Dir für sie einen sichereren «Geldverdienjob» gewünscht? Kaspar: Ich habe es nie als in meine Fussstapfen treten empfunden. Für mich war einfach wichtig, dass sie weiss, was sie machen will.

Stolz ist das falsche Wort. Es ist vielmehr eine grosse Freude und ein Geschenk, zu erleben, dass man mit Leuten zusammen ist, die etwas wollen, dafür einstehen und es konsequent durchziehen.

Wir, meine Frau Vreni, unsere Kinder Jan und Mia sind alle in irgendeiner Form selbstständig erwerbend. Wir gestalten so unser Leben. Das sind wir.

Redet ihr miteinander über eure Schauspiel-Ausbildungen?
Kaspar:
Ich rede eigentlich nicht über meine Ausbildung.
Mia: Ich schon. Für mich war wichtig, während der Ausbildung alles zu teilen, darüber zu reden.
(Sie blickt zum Vater) Und Du hast doch auch schon über Erfahrungen aus Deiner Ausbildungszeit erzählt.

Wenn ihr die Bühnenarbeit mit Begriffen, wie etwa wunderbar, anstrengend, intensiv, fordernd, einmalig, unglaublich schön oder hart beschreiben müsstet, was würdet ihr wählen?
Kaspar:
All das eben Aufgezählte!
Mia: (nickt wieder) Lustig hat noch gefehlt. Anstrengend ist es eigentlich immer. Oft positiv anstrengend. Es ist einfach wie das Leben.

Ein Leben, das bei Euch fliessend vom Privaten ins Berufliche zu übergehen scheint. Jetzt steht ihr zusammen als Darstellende auf der Bühne. Ist das schwieriger als mit Partnerinnen und Partnern, mit denen man nicht verwandt ist?
Mia:
Ich hatte zuerst grossen Respekt davor. War unsicher, ob es schwieriger sein könnte. Es ist aber nicht so. Im Gegenteil.
Kaspar: Ich war anfänglich schon nervös. Es ist aber so, wie ich es mir vorgestellt habe. Es ist ein Gewinn. Ich arbeite sehr gerne mit anderen Leuten zusammen. Als Spielpartner ist man dabei auch immer mit verschiedenen Geschichten und Vergangenheiten konfrontiert. Mia ist unser Kind, bei uns aufgewachsen. Wir teilen auch die gleiche Leidenschaft. Jetzt bei der Arbeit schauen wir einander an, spüren uns und wir spielen.
Mia: Ja, so ist es. Man kann sich anschauen, sieht hinein. Es ist eine grosse Vertrautheit vorhanden. Alles ist so selbstverständlich. Und das, obwohl wir noch nie so zusammengespielt haben.

Wie könnt ihr mit gegenseitiger Kritik, mit Verbesserungsvorschlägen und Anregungen umgehen?
Kaspar:
Das funktioniert gut. (Er schaut zu Mia) Du könntest übrigens auch was dazu sagen.
Mia: Ich habe genickt. Dir zugestimmt.

Es ist wirklich gut. Wir wollen ja mit unserem Stück eine Geschichte erzählen. Und das möglichst gut, damit das Publikum zuhört, es miterlebt. Darum ist es auch wichtig, dass wir uns auf der Bühne gegenseitig sehr genau wahrnehmen. Deshalb geht es eigentlich nicht um Kritik, sondern vielmehr um Anregungen.
Kaspar: Offenheit ist für uns ganz wichtig. Es findet nichts versteckt statt. Es gibt nichts, was wir nicht sagen können. Darum sind wir auch privat in der Familie oft und gerne zusammen

Mia, Dein Vater ist neben der Schauspielerei auch Geschichtenerzähler und Autor. Schreibst Du auch?
Mia:
Mmh, jaaaa. Es ist ein Teil, der mich sehr interessiert und ich auch sehr spannend finde. Aber zurzeit steht die Schauspielerei im Vordergrund.
Kaspar: Du hast doch auch schon Stücke geschrieben. Maturarbeit, Diplomarbeit. Und Regie hast Du ebenfalls auch schon geführt.
Mia: Ja. Aber im Gegensatz zu Dir, der sich da alles schon aufgebaut hat, steht es bei mir noch nicht so im Vordergrund.

Seid Ihr glücklich, endlich wieder spielen zu können?
Mia:
Natürlich. Sehr sogar. Nicht spielen zu können, war auch eine existenzielle Angelegenheit. Wenn da nicht das riesengrosse Bedürfnis vorhanden ist, auf der Bühne zu stehen, würde man es nicht durchstehen. Es ist Teil einer Entscheidung, die man mal getroffen hat. Für diese Leidenschaft ist man bereit, vieles in Kauf zu nehmen. So eben auch das blockiert sein während des Lockdowns. Nicht arbeiten können, schwierige Arbeitsbedingungen und so weiter. All das zählt aber nicht mehr, wenn man dann endlich wieder auf der Bühne steht und spielen kann.
Kaspar: Mir ging es auch in der spiellosen Zeit dank anderer Aufgaben, wie etwa dem Schreiben der Bözbergeschichte gut. Dann irgendwann war es auch für mich genug. Mir wurde mein Leben irgendwie zu bequem. Das Adrenalin, die Hochspannung einer Aufführung fehlte. Die Herausforderung. Es ist für mich belebend, wieder spielen zu können.

Die von Mia angesprochene Existenzfrage steht bei Dir nicht im Vordergrund, nicht mehr…
Kaspar:
(fährt sich durch die Haare, nickt) Dadurch, dass ich jetzt auch ein gewisses Alter habe, verfüge ich über ein Grundeinkommen, sprich AHV. Ich müsste nicht mehr auftreten. Aber das geht für mich nicht. Ich schaffe weiter, lebe weiter.

Ist für Euch die Arbeit auf und neben der Bühne eine Berufung?
Mia:
Ja, eine Weitsicht …
Kaspar: … und eine Lebenssicht.


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