Salziges

  15.10.2021 Kolumne

Von Bergen und Zwergen

Kennen Sie Francesco Petrarca? Das ist nicht der neue Pizzaiolo vom «Pöschtli», sondern ein italienischer Dichter und Geschichtsschreiber (1300 bis 1342). Dieser Petrarca gilt als erster Mensch, der zweckfrei durch die Gegend gewandert ist – etwas, das heute die halbe Schweiz macht. Im Jahre 1336 soll er zusammen mit seinem Bruder den Mont Ventoux in der Provence bestiegen haben – nur um zu sehen, wie von dort so die Aussicht ist. Eine Bergbeiz gab es damals noch nicht.

In seinem Text und seinen Betrachtungen über diesen frühtouristischen Ausflug sehen einige einen kulturhistorischen Schlüsselmoment an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit. Denn er betrachtete die Welt im Unterschied zu mittelalterlichen Vorstellungen nicht mehr als eine feindliche Durchgangsstation auf dem Weg ins jenseitige Paradies, die Welt besass in seinen Augen plötzlich einen eigenen Wert.

Allerdings könnte alles auch ganz anders gewesen sein – so wie immer bei den Menschen. In der Geschichtsforschung ist nämlich umstritten, ob der gute Petrarca tatsächlich den Berg bestiegen hat – oder nur eine schöne Geschichte niederschrieb. So ist es ja bei vielen Wanderungen – sie tönen im Nachhinein deutlich imposanter als sie in Wahrheit waren. Fragen Sie nur mal Ihre Kinder.

DER SALZSTREUER salzstreuer@nfz.ch


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