Möglicher Blackout beschäftigt RFO

  22.10.2021 Fricktal

«Wir beschäftigen uns intensiv  mit dem Thema Blackout»

Strom könnte in der Schweiz bald knapp werden

Die Stromversorgung in der Schweiz ist gefährdet. Eine Analyse im Auftrag des Bundes zeigt, dass im Jahr 2025 im schlimmsten Fall eine Stromversorgungslücke von rund zwei Tagen drohen könnte. Was bedeutet dies für die Region? Christoph von Büren, Chef des Regionalen Führungsorgans Unteres Fricktal, beschäftigt sich seit längerem mit diesem Thema.

Valentin Zumsteg

NFZ: Herr von Büren, überrascht Sie das Ergebnis der Studie?
Christoph von Büren:
Nein, überhaupt nicht. Das Szenario deckt jedoch nur die Strommangel-Lage ab, nicht einen eigentlichen Blackout, also einen plötzlichen, längerdauernden Stromausfall.

Was würde es konkret bedeuten, wenn es während rund zwei Tagen zu Stromausfällen käme?
Nach zwei Tagen sind für die Bevölkerung noch keine gravierenden Auswirkungen zu erwarten, die eigentlichen Probleme beginnen ab dem dritten Tag. Für die Wirtschaft hingegen sind die Auswirkungen unmittelbar spürbar, die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit steht sofort und für Stunden still. Diese Ausfälle sind je nach Branche und Tätigkeit nicht einfach zu kompensieren.

Wie sähe es in so einem Fall mit der Lebensmittel-, Brennstoffund Wasserversorgung aus?
Es muss im Nachgang einer Strommangel-Lage mit Engpässen in diversen Lieferketten gerechnet werden, das heisst, das Angebot ist nicht mehr so vielfältig wie heute. Wenig Probleme sehe ich bei der Brennstoff- und Wasserversorgung, wenn der Strom (nur) zeitweise ausfällt.

Wie bereitet sich das Regionale Führungsorgan auf ein solches Szenario vor?
Bei Strommangel-Lage – also einem zeitweisen Stromausfall in einer Region während Stunden – würden jeweils die Notfalltreffpunkte in Betrieb genommen, damit die Kommunikation zwischen der Bevölkerung und den Einsatzkräften erhalten bleibt. Sonst sehen wir keine besonderen Massnahmen vor.

Kann die Bevölkerung selber vorsorgen?
Ja, mit Notvorrat und der Fähigkeit, auch ohne Strom kochen zu können. Stichwort: Camping at home.

Für wie wahrscheinlich erachten Sie ein solches Szenario?
Wenn ich das wüsste! In Bevölkerungsschutz-Kreisen spricht man schon lange von der Möglichkeit einer Strommangel-Lage. Auch der Bericht zur nationalen Risikoanalyse vom November 2020 («Katastrophen und Notlagen Schweiz 2020») führt Strommangel und Stromausfall als ein Risiko, das zirka alle 20 bis 25 Jahre eintreten könnte. Wir nehmen das Risiko ernst, denn die Auswirkungen – insbesondere des Blackouts – sind einschneidend.

Wie gross ist aus Ihrer Sicht das Risiko eines Blackouts schon vor 2025?
Das hängt stark vom Wetter ab. Bei einem strengen Winter und Winterstürmen mit Eisregen ist das ein sehr reales Szenario.

Was sollte die Schweiz tun, um Stromlücken zu vermeiden?
Das übersteigt meinen Einf lussbereich. A ber sicher war ein Ausstieg aus den Verhandlungen über ein Rahmenabkommen mit der EU ohne Plan B nicht hilfreich. Längerfristig müssen wir in ein Notfallsystem investieren, denn unsere Abhängigkeit von Strom wird weiter zunehmen.

Wir sind immer noch in der Corona-Krise, bei der Sie auch im Einsatz waren. Wie stark beschäftigt Sie als Chef des Regionalen Führungsorgans das Thema Blackout/Stromversorgung aktuell?
Die Pandemie ist nicht mehr auf unserem Radar, weil wir vom Kanton her nicht gefragt sind. Wir beschäftigen uns aber derzeit intensiv mit dem Thema Blackout; gerade dieser Tage haben wir eine Information für Gemeindeschreiber zum Thema Notfalltreffpunkte und Blackout im Kommandoposten Kaiseraugst durchgeführt.


Blackout und Strommangel-Lage

Es wird unterschieden zwischen Blackout und Strommangel-Lage: Als Blackout definiert man einen plötzlichen, grossflächigen, länger andauernden Ausfall der ordentlichen Stromversorgung. Länger andauernd bedeutet mehr als zwölf Stunden. Als Strommangel-Lage definiert man einen Strombedarf, der grösser ist als die Stromproduktion, nur bedingt vorhersehbar, mit Stromabschaltungen beherrschbar. (nfz)


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote