Es ist auch eine Frage des politischen Willens

  22.10.2021 Zeihen

Die Wertschöpfungskette aus dem Wald verbessern

Der Verband Aargauischer Ortsbürgergemeinden traf sich zu einem Feierabendgespräch in den Militärbaracken des Schiessplatzes Eichwald in Zeihen.

Dieter Deiss

Ein grosser Teil der aargauischen Waldungen ist im Besitz von Ortsbürgergemeinden. Wege aufzuzeigen, wie auch ein Wald gewinnbringend sein kann, stand im Mittelpunkt des Feierabendgesprächs. «Wertschöpfungskette aus dem Wald verbessern» hiess das Thema des Abends.

In einem einleitenden Referat zeigte Stefan Staubli, Revierförster im Oberen Freiamt, die wachsende Bedeutung des Waldes als Energielieferant auf. War in der Schweiz im Jahr 1975 das Verhältnis von Holz zu Heizöl ungefähr 1 zu 30, so hat sich bis heute dieses Verhältnis auf 1 zu 7 verändert. Auch bei den erneuerbaren Energien hat sich der Holzanteil stark verbessert. Holzenergie ist CO2-neutral betonte Staubli. Weil nur kleinste Transportwege nötig sind und es kaum Transportrisiken gebe, sei die Holzenergie nachhaltig. Er verwies auch auf die Tatsache, dass es bei der Verwendung von Holzenergie keinen Geldabfluss ins Ausland gebe.

Staubli zeigte Beispiele von verschiedenen Heizanlagen, die von Ortsbürgergemeinden und deren Forstunternehmen betrieben werden. Ortsbürgergemeinden seien beim Abschluss von Lieferverträgen vertrauenswürdig. Von Holz betriebene Kraftwerke für die Elektrizitätsgewinnung sieht Staubli im Moment eher nicht. Zudem seien diese nur dann sinnvoll, wenn man grosse Abnehmer hat, die insbesondere auch im Sommer Energie beziehen.

Stets Variante Holz prüfen
Theo Kern, Geschäftsführer von WaldAargau, stellte an den Anfang seines Referats eine Vision: «Es sollte keine öffentlichen Bauten mehr geben, bei denen man bei der Projektierung nicht die Variante Wald geprüft hat.» Als Paradebeispiel nannte er den aus einheimischem Holz gebauten Saldome 2 der Rheinsalinen. Dank der Nutzung von Schweizerholz blieben rund 800 000 Franken als Wertschöpfung in der Schweiz. Mit 400 000 m3 nachwachsendem Holz pro Jahr stehe der Kanton Aargau gesamtschweizerisch an der Spitze. «Wir haben genügend Holz in unserem Kanton», betonte er. Kern gab den Vertreterinnen und Vertretern der Ortsbürgergemeinden ein paar Tipps, wie sie selbst den Holzabsatz fördern können. Primär gelte es bei jedem öffentlichen Bau abzuklären, ob nicht eine Holzvariante realisiert werden könne. Damit dann tatsächlich auch einheimisches Holz verwendet wird, müsse man die Submission entsprechend gestalten. So würde beispielsweise der Wald die Holzstämme liefern, während Transport, Sägerei, usw. separat ausgeschrieben werden. Denkbar sei auch die Mitfinanzierung eines Bauvorhabens mit klaren Rahmenbedingungen betreffend das Holzprojekt. «Der Einsatz von einheimischem Holz ist eine Frage des politischen Willens!» betonte Kern.

Holzknappheit – ein Widersuch?
In der Diskussion wies ein Votant auf die aktuelle Holzknappheit hin. Wirtschaftssanktionen, Unterbruch der Lieferketten, Folgen der Corona-Pandemie haben zur Knappheit geführt, berichtete Kern. Sägereien und Zimmerleute schätzten die Situation falsch ein. Die Produktion wurde zurückgefahren, die Lager abgebaut. Zudem habe man in der Schweiz einen veralteten Sägereipark. «Auch die Waldbesitzer sollten f lexibler werden. Es gibt genügend Holz, nur sollten alle Beteiligten etwas mehr vorausschauen», betonte Kern.

Ein Fragesteller erkundigte sich nach den Auswirkungen des Klimawandels, insbesondere nach den Folgen des drohenden Verschwindens der Fichten. Stefan Staubli verwies auf verschiedene Projekte, so auch auf die Verwendung von Buchenholz als Bauholz oder das Anpflanzen von Gastbäumen, also Bäume aus anderen Kulturen, welche die Trockenheit besser vertragen.

Als letzter Votant warnte ein Teilnehmer vor einer allzu grosszügigen Nutzung der Waldungen als Energielieferant und wies auf die Bedeutung der Nachhaltigkeit in den Forstbetrieben hin.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote