Sonja Schmid ging in Pension – mit ihr auch ihre Helfer

Wie viele zusätzliche Ämtchen und Arbeiten die Schulhausabwartin Sonja Schmid während ihrer 24-jährigen Tätigkeit in der Gemeinde Schwaderloch mit Unterstützung ihrer Familie bewältigt hat, wird nun nach ihrer Pensionierung immer deutlicher. Der pflichtbewusste «Familienbetrieb» hinterlässt viele Lücken.

Paul Roppel

«Die Zusammenarbeit war unkompliziert: ein Telefonanruf und das Anliegen wurde erledigt. Dies im Bewusstsein, dass es wirklich erledigt wird und man sich nicht mehr darum kümmern muss. Auf ihren Einsatz war Verlass. So eine Zuverlässigkeit ist heute fast unbezahlbar», umschreibt Marianne Mühlberg die Zusammenarbeit mit ihrer ehemaligen Arbeitskollegin Sonja Schmid. «Eigentlich war es ja ein ‹Familienbetrieb› mit ihren Mithelfern, dem Ehemann Erwin und dem Sohn Roger, die sie tatkräftig unterstützten», präzisiert die Gemeindeschreiberin von Schwaderloch die Konstellation, auf welche sie sich seit ihrem Amtsantritt vor acht Jahren verlassen konnte. Ende Juli wurde Sonja Schmid als Schulhausabwartin pensioniert. Das war ein 50-Prozent Pensum. Aber mit der Pensionierung endeten auch noch weitere seit 24 Jahren ausgeführte Betätigungsfelder, weshalb die gute Fee und ihr unterstützendes Team in zahlreichen Nebenämtchen und Aufgaben in der Gemeinde einige Lücken hinterlassen haben.

Grosse Aufgabenfülle
«Ihre Nachfolgerin als Schulhausabwartin, Michèle Müller, hat Sonja Schmid noch eingearbeitet und mit ihr die Grossreinigung durchgeführt», erzählt Mühlberg der NFZ. «Man ist überrascht, was über die Schmids über die Jahre alles reibungslos abgelaufen ist. Gewisse Tätigkeiten werden nun vom Forstamt Mettauertal ausgeführt, andere müssen neu organisiert werden, das wird sich im Laufe der Zeit ergeben», meint die Gemeindeschreiberin. So waren vorübergehend Gemeinderäte als Aufsicht auf der Grüngutsammelstelle anwesend, war weiter zu vernehmen. Sonja Schmid, die einst im Hotel Krone in Lenzburg eine Lehre im Service gemacht hat und später ein Restaurant führte, geniesst nun seit bald zwei Monaten ihre Pensionierung und die Entlastung von der grossen Aufgabenfülle. Sie will sich nun wieder vermehrt ihrem Hobby, der Porzellanmalerei, widmen. «Das ist eine feine Geduldsarbeit und da muss ich in Stimmung sein. Früher waren wir eine kleine Gruppe Frauen, die ihre Malereien am Weihnachtsmarkt angeboten haben», erzählt sie. Von ihrer Kunstfertigkeit zeugen einige zierlich veredelte Unikate, die in einer Wandnische im Wohnzimmer aufgestellt sind.

Einstieg mit der Friedhofpflege
Die Familie Schmid kam 1991 nach Schwaderloch. «In die Ämtchen sind wir einfach so hineingeschlittert; es kamen immer mehr dazu. Aber als Team haben wir gut funktioniert und als Team hören wir nun auf», zeigt sich die 64-Jährige glücklich, dass ihr Wirken bis zur Pensionierung geschätzt wurde. Der Einstieg erfolgte eigentlich über das Nebenamt für die Friedhofpflege. Erwin Schmid, der von 1997 bis 2002 als Gemeinderat amtete, fragte damals seine Frau an, ob das nicht eine Nebenbeschäftigung für sie wäre. Mit der Zustimmung war aber auch die Mithilfe von Ehemann und Sohn gefragt. «Es ist ein grosser Friedhof mit vielen Hecken, Büschen und Bäumen. Das Schneiden war zweimal im Jahr eine Riesenbüez», erzählt Sonja Schmid, wo insbesondere das Aufladen und Abführen in die Kompostieranlage in Leibstadt, deren Unterstützung verlangte. Jäten, Rasenmähen, Laub aufnehmen, Kieswege rechen und allgemein für Ordnung und Sauberkeit sorgen, gaben einen bis zwei Tage Einsatz pro Woche und verursachten manche Rückenschmerzen, ergänzt sie. Dann kam für Freitagabend oder Samstag ein weiteres Ämtchen dazu, nämlich die Reinigung des Gemeindehauses. Schliesslich wurde sie 1999 für das umgebaute und neu renovierte Schulhaus im Nebenamt als Stellvertreterin der Schulhausabwartin gewählt. Nach deren Pensionierung 2008 erfolgte die Anstellung im Teilzeitpensum als Schulhausabwartin, wozu sie Ausbildungskurse besuchte. Bei der Rasenpflege und beim Sträucherschneiden konnte sie auf die Hilfe ihres Sohnes zählen. «Bei der Grossreinigung hat mir jeweils ein Mädchen aus der Oberstufe geholfen. Das waren immer flotte Mädchen», kramt Schmid in den Erinnerungen. «Die Zusammenarbeit mit den Vereinen war reibungslos, die Anlässe haben über die Jahre abgenommen», fügt sie an. Einen Meinungsaustausch und Schwätzchen führte sie einmal wöchentlich beim Kaffee mit den Lehrern und Lehrerinnen, ergänzt sie.

Grüngutsammelstelle betreut
Einen weniger appetitlichen Job führte sie eine zeitlang mit der Betreuung der Kadaverstelle für die Gemeinde aus, erinnert sie sich an ein weiteres Einsatzgebiet. Dazu gehörte auch die regelmässige Reinigung der Kadaverbox. Schliesslich betreute das Team Schmid noch die Grüngutsammelstelle der Gemeinde, was auch das Abführen mit eigenem Traktor und Ladewagen nach Leibstadt beinhaltete. Erwin Schmid, der 1983 in Schwaderloch einen Garagenbetrieb mit Unfallund Pannenhilfe eröffnete und heute mit seinem Sohn führt, betätigte sich bis 2015 im Winterdienst mit der Schneeräumung, war zudem verantwortlich für die Robidog-Boxen, die Entsorgung des Altglases und er amtete längere Zeit als Brunnenmeister. Bei dieser Fülle an Ämtchen, musste natürlich manchmal auch ein Sonntagmorgen zur Erledigung herhalten, gibt er auf Nachfrage zu. Der «gmögige» 66-Jährige, der auf einem Bauernbetrieb in Wölflinswil aufgewachsen ist, wartet meist mit einem erheiternden Spruch und einer Zigarre zwischen den Lippen auf. Er hat gerne im Theater gespielt und ist seit 2008 Präsident des Männerchors. «Wir sind zwar nur noch sechs Mitglieder, treffen uns aber regelmäs-sig», meint er zum wohl langsam ausklingenden Leben des Vereins. Auch der Tagesrhythmus wird bei den Schmids nun etwas gemächlicher werden. Ferien war seit der Reise nach Bali von 1997 für sie kein Thema mehr, aber vielleicht bringt die gewonnene Freizeit neue Anreize.