Vom Fünf-Sterne-Hotel auf den Campingplatz

  18.09.2021 Kaiseraugst

Lynne und Reto Demarmels verabschieden sich

Während 15 Jahren hat das Ehepaar Demarmels den Campingplatz und das Schwimmbad in Kaiseraugst geführt. Die beiden haben die Anlage zu einem Treffpunkt für Einheimische und Auswärtige gemacht. Am Sonntag endet ihre letzte Saison.

Valentin Zumsteg

Es ist ruhig auf dem Campingplatz in Kaiseraugst, das Saisonende naht. Lynne und Reto Demarmels sitzen an einem Tisch beim Badi-Beizli und erzählen. «Die 15 Jahre sind sehr schnell vorbeigegangen», sagt die 64-Jährige mit einem Lachen. «Es sind viele Freundschaften entstanden», ergänzt ihr Mann. 2007 haben die beiden die Verantwortung für den Camping-Platz und das «Schtrampi» in Kaiseraugst übernommen. Es war für sie ein Sprung ins kalte Wasser.

Von Florida nach Kaiseraugst
Sie hatten zwar beide Erfahrung im Hotelfach, doch sie kamen damals aus einer ganz anderen Welt. Reto Demarmels (67), der aus dem bündnerischen Andeer stammt, hat während Jahrzehnten für die «Four Seasons»-Gruppe auf der ganzen Welt Fünf-Sterne-Hotels eröffnet. In Chicago lernte er seine künftige Frau Lynne kennen. Die beiden heirateten und gründeten eine Familie. Mit 52 Jahren suchte Reto Demarmels nochmals eine neue Herausforderung. Durch Zufall stiess er auf den Campingplatz in Kaiseraugst und erfuhr, dass die Gemeinde einen neuen Pächter suchte. «Mir wurde hier immer warm ums Herz.» Er überzeugte seine Frau, die damals noch in Florida wohnte, und so übernahmen sie 2007 die Anlage.

Der Einstieg war nicht einfach. «Als Hotelfachmann hatte ich keine Ahnung vom Schrauben, Bäumeschneiden und von der Schwimmbad-Technik. Wir haben zu Beginn sicher viele Fehler gemacht.» Auch für seine Frau war vieles Neuland: «Ich kannte mich beispielsweise überhaupt nicht mit Buchhaltung aus. Das habe ich gelernt. Ich glaube, ich bin hier mit den Aufgaben gewachsen.» Lynne Demarmels ist gelernte Sozialarbeiterin und passionierte Köchin. «Beides war auf dem Campingplatz hilfreich.» Vor allem den Kontakt mit den vielen Gästen haben beide geschätzt.

Als sie die Anlage übernahmen, befand sich die Infrastruktur in einem schlechten Zustand. «Es war eine Bruchbude», sagt er. 2010 investierte die Gemeinde als Eigentümerin einen grösseren Betrag. Das erleichterte die Arbeit und erhöhte die Kapazitäten, dafür ist das Ehepaar den Verantwortlichen bis heute dankbar.

«Wir werden das alles vermissen»
Der Campingplatz wurde von Jahr zu Jahr beliebter und das Badi-Beizli entwickelte sich zu einem Treffpunkt für Einheimische wie Auswärtige. «Heute haben wir drei Mal so viele Campinggäste wie zu Beginn. Die jetzige Saison könnte eine der besten sein, trotz des eher schlechten Wetters», sagt Lynne Demarmels. Die Arbeit war aber anstrengend, es gab kaum Pausen. «Während der sechsmonatigen Saison haben wir jeweils an sieben Tagen die Woche zwischen 14 und 16 Stunden gearbeitet», erzählt er. «Ende Saison sind unsere Batterien jeweils ziemlich leer», ergänzt sie. Doch sie haben es nie bereut, dass sie in Kaiseraugst nochmals einen Neuanfang wagten.

Diesen Sonntag endet nun die letzte Saison. Der Abschied fällt nicht leicht: «Wir werden das alles vermissen.» Pläne für die Zukunft haben sie bereits. Zuerst werden sie ihre Mutter in Florida besuchen, anschliessend steht das Bündnerland auf dem Programm. Was danach kommt, lassen die beiden, die in Kaiseraugst wohnen bleiben, noch offen. Klar ist aber, dass sie den künftigen Pächter des Campings bei Bedarf gerne unterstützen. Denn die Anlage und die Menschen sind ihnen ans Herz gewachsen.

 


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