Tierliebe sieht anders aus

  09.09.2021 Leserbriefe, Zeiningen

Wenn Frau Güntert den Fall an der Olympiade anspricht, muss ich ihr Recht geben. Wobei aber – bevor der ganze Reitsport als Tierquälerei verurteilt wird – sollte einiges beachtet werden. Der Hauptschuldige daran ist das olympische Komitee. Es geht nicht, dass in einem Wettkampf, bei dem es ausschliesslich um die Ausdauer und den Kampfwillen des Menschen geht, ein Tier noch mit einbezogen wird. Ein Pferd zuzulosen ist wohl das Hirnverbrannteste, was es gibt. Pferdesport ist nicht Draufhauen, sondern eine Verbindung mit Gefühl aufzubauen, damit das Pferd das Vertrauen zu seinem Reiter erreichen kann, um dann auch Hochleistungen selbst mit Genugtuung zu erbringen. Und genau das war bei der Reiterin aus Deutschland nicht der Fall. Ihr Ehrgeiz eine Medaille zu erringen hat ihr Ego dermassen verwirrt, dass sie nicht gespürt hat, dass das Pferd kein Vertrauen zu ihr hat. Statt den Helm auszuziehen und den hochzuhalten – Zeichen für Aufgeben – wollte sie das Nichtmehrmachbare erzwingen. Im Pferdesport sind es Tiere, welche die an sie gestellten Anforderungen erfüllen können. Nicht immer im Bio-Rhythmus hoch, aber der Mensch auch nicht. Und wenn das Pferd nicht dazu geeignet ist, wird es ausgeschieden. Freizeitpferd. Der Mensch, welcher seine gesuchte Herausforderung auch nicht erfüllt, hat ein Burn-out. Frau Güntert kann aber das Thema nicht nur auf den Pferdsport begrenzen. Die grössten Tierquälereien fand ich in den kommunistischen und sozialistischen Staaten. Zum Beispiel in Kuba. Die Pferde müssen auf dem Fesselkopf traben, weil die Besitzer das Geld reut, die Hufe beim Hufschmid zu pflegen. Dafür hauen die Kubaner den Tieren laufend auf die Kruppe. Kann sich jemand die Qualen und Schmerzen bei jedem Trabschritt vorstellen? Das sehen aber alle die Kuba-Fanatiker nicht. Es interessiert sie auch nicht. In Vietnam müssen die kleinen Pferde unter unmenschlichen Bedingungen schuften. Unter dem Kummet kein Fell mehr, blutende Wunden und zudem schlecht ernährt. Spürt ihr den Schmerz dieser Tiere? In Santorini lassen sich Übergewichtige vom Maultier den steilen und steinigen Weg hinauftragen. Bergab steigt sie ab. Die Schläge auf die Fesselgelenke bei jedem Schritt erzeugen Langzeitschäden, welche dem Maultier lebenslange Schmerzen bereiten. Und diese Tierquälerei erleben die Tiere täglich, das ganze Jahr.

Dann noch etwas: die U60 interessiert und wissen es kaum, dass früher unsere Pferde, Kühe und Ochsen unter tierquälerischen Bedingungen, den Weizen für das Brot und die Kartoffeln aus dem Feld schleppen mussten.

Frau Güntert. Wenn Sie mal erleben möchten, dass ein Pferd aus eigenem Ehrgeiz Hochleistungen erbringen will, dann setzen Sie sich auf meinen Karlsson. Wenn Sie mit diesem Ex-Galopper hinter der Schwadron reiten können, dann wären Sie ein Genie. Karlsson will stehts gewinnen. Er will der Erste und zuvorderst sein.

WERNER MEIER, ZEININGEN


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