Eine grosse Dankbarkeit und die Erinnerung an viele schöne Begegnungen; diese Gefühle sind für Peter Lüscher nach 26 Jahren als Pfarrer in Bözen zentral. Nach dem Abschiedsgottesdienst von kommendem Sonntag beginnt für ihn und seine Frau Ursi ein neuer Lebensabschnitt. Für den Ruhestand hat er «noch keinerlei Pläne».

Karin Pfister

Peter Lüscher ist vor 27 Jahren zusammen mit seiner Frau Ursi von Baden nach Bözen – das er vor dem Bewerbungsgespräch erst auf der Karte suchen musste – gezogen; «in einen Ort, in dem sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen», erinnert sich Peter Lüscher an seine ersten Eindrücke. Der Kontrast zu Baden, wo er in der Nähe des Stadtturms gewohnt hatte und ab halb sechs Uhr morgen die Busse durchfuhren, empfand er als gross.

Vom Lehrer zum Theologen
Peter Lüscher ist 1959 geboren und in Wettingen als jüngstes von sechs Geschwistern aufgewachsen. Er war ein Nachzügler, sein Vater hatte bei der damaligen PTT als «Telefönler» gearbeitet. Nach der Lehrerausbildung in Wettingen und Zofingen entschied sich Peter Lüscher für ein Theologiestudium in Zürich. Auslöser dafür war ein Weihnachtsspiel, das er während seiner Zeit als Lehrer zusammen mit den Schülern aufgeführt hatte. «Darin gab es eine Stelle, in der erzählt wird, dass die Hirten zum Stall gehen. Dies hat mich fasziniert.»

Dass er so lange in Bözen bleiben würde, hätte er nie gedacht. Ursprünglich sei die Pfarrstelle nur als Übergangslösung gedacht gewesen, bis er seinen Traum, in die Forschung zu gehen, verwirklichen könnte. Seine Doktorarbeit hatte er zum Thema «Praktische Theologie-, Statusverlust von Pfarrerinnen und Pfarrern» verfasst. Damals herrschte im Gegensatz zu heute ein Pfarrerüberfluss und es war schwierig für junge Pfarrer, überhaupt eine freie Stelle zu finden.

Und dann ist Peter Lüscher einfach in Bözen geblieben. «Die Menschen hier waren so nett». Rund 1300 Gottesdienste habe er geleitet, schätzt der Pfarrer. 26 Jahre in derselben Kirche zu predigen, sei ein bisschen wie ein Marathonlauf; es brauche Ausdauer. Am liebsten waren ihm die Abdankungen. «Da geht es um das Wesentliche des Menschseins.» Im Mittelpunkt steht für Peter Lüscher immer die Seele; eine seiner liebsten Bibelstellen stammt aus der Bergpredigt: «Ihr seid das Licht der Welt.» Und seine persönliche Ergänzung dazu: «Vergesst das ja nicht.»

Zurück nach Baden
Nach all den Jahren spürt Peter Lüscher viel Dankbarkeit. «Es ist alles gut gekommen. Ich war immer glücklich mit meinem Beruf und würde meinen Weg wieder so gehen», sagt der Pfarrer, der immer den Anspruch hatte – an sich selber und auch an andere – seinen Beruf so gut wie möglich zu machen. «Ich habe immer versucht, mir Mühe zu geben und das Beste zu geben.»

Dankbar ist er auch dafür, dass er so viele Jahre arbeiten durfte. 2000 wurde bei ihm Multiple Sklerose diagnostiziert. Aufgrund der Beschwerden musste er im Verlaufe der Zeit sein Pensum reduzieren und geht nun in den vorzeitigen Ruhestand. «Es ging lange gut, aber jetzt geht es nicht mehr.» Als Pfarrer, so pflegt er jeweils zu sagen, brauche er keine Beine; seine «Berufswerkzeuge» – sein Gedächtnis und die Sprache seien von der Multiple Sklerose glücklicherweise nicht beeinträchtigt worden.

Mit dem Abschied sei etwas Schwermut, aber auch Freude verbunden. Er freue sich nun auf einen neuen Lebensabschnitt, für den er noch keinerlei Pläne habe. Nun hat Peter Lüschers letzte Woche als Pfarrer in Bözen begonnen; am Sonntag, 26. September, feiert er seinen Abschiedsgottesdienst (mit anschliessendem Apéro). Danach verlässt er das Büro im Pfarrhaus endgültig.

Die neue Wohnung in Baden haben er und seine Ehefrau schon vor zweieinhalb Monaten bezogen; die Rückkehr nach Baden, sagt Peter Lüscher, sei auch ein Neuanfang. «Es ist ein ganz anderes Baden, als ich es in Erinnerung hatte. Vieles hat sich verändert und die Altstadt ist ruhiger geworden.» So bleibt ihm ein Stück von Bözen – die Ruhe – auch in Baden erhalten.