Erstmals wieder ein Konzert ohne Maskenzwang

  21.09.2021 Musik, Rheinfelden

Ein klassisches Konzert unter der grössten Holzkuppel Europas, im Saldome 2 in der Saline Riburg. Das war die Idee des Aargauer Denkmalpflegers Reto Nussbaumer. Am vergangenen Samstag wurde sie umgesetzt. Rund 150 Zuhörer lauschten den festlichen Barockklängen des in Rheinfelden beheimateten Capriccio-Kammerorchesters.

Edi Strub

Eine Besonderheit erwartete den Konzertbesucher schon vor dem Eingang. Zum ersten Mal sollte wieder ein Konzert stattfinden, ohne Maskenpf licht. Stattdessen musste ein Covidzertifikat vorgewiesen werden, dessen Echtheit anhand eines amtlichen Ausweises überprüft wurde. Drinnen dann die zweite Überraschung: das Orchester war vor farbig beleuchteten Salzbergen platziert, die je nach Stück in einem kühlen Blau und Grün oder warmen Gelb und Braun erstrahlten. Alles sehr geschmackvoll und ruhig – nicht wie in einer Disco.

Die Idee, das Konzert im «Saldome» in der Rheinfelder Saline stattfinden zu lassen, war vom Aargauer Denkmalpfleger Reto Nussbaumer ausgeheckt worden, der das Capriccio-Orchester bei der Wahl der Spielorte berät. Mal war es ein Schloss, nun also die riesige Halle II in der Saline Riburg, wo im Sommerhalbjahr das Salz für den winterlichen Strassenunterhalt angehäuft wird. 120 000 Tonnen sind es, wenn das Lager voll ist, nun waren es bloss 80 000, damit für Orchester und Publikum Platz blieb. Eine wunderbares Setting, das dem Konzert einen speziellen, fast sakralen Touch verlieh.

Gespielt wurden unter anderem zwei Suiten aus Jean-Philippe Rameaus Opern «Castor et Pollux» und «Naïs». Das ist Musik, die für unsere Ohren festlich und leicht zugänglich klingt, zu Rameaus Zeiten aber wegen der neuartigen Harmonik zum Teil auf heftige Ablehnung stiess. Das auf Barockmusik spezialisierte «Capriccio» bewältigte die Stücke in gewohnt guter Manier. Besonders hervorgestochen sind an diesem Abend die Soli der beiden Flötistinnen und der Oboisten. Der besondere Klang und Charakter der Rameaus der Zeit entsprechenden Instrumente passten perfekt. «Capriccio» legt grossen Wert darauf, die Musik mit historischen (oder historischen Modellen nachgebauten) Instrumenten zu spielen. Der Leiter des Orchesters Dominik Kiefer spielte an diesem Abend mit einer Barockgeige, die ein Instrumentenbauer nach einem italienischen Vorbild für ihn gebaut hatte. «Eine echte alte Barockgeige kann ich mir nicht leisten, dafür bezahlt man ein Vermögen. Aber meine Geige tönt auch gut, sie ist sogar alt, denn sie wurde aus dem Holz eines dreihundert Jahre alten Walliser Chalets gefertigt.» Dominik Kiefer hat vier verschiedene Geigen, die er je nach Charakter und Zeitstil der zur Aufführung kommenden Stücke einsetzt.

Positive Bilanz
Eine Rarität brachte «Capriccio» mit dem Concerto grosso G-Dur von Johann David Heinichen zur Aufführung. Musik von Heinichen wurde nach seinem Tod 1729 kaum mehr aufgeführt. Erst 1992, als Reinhard Goebel mit seiner «Musica Antiqua Köln» einige dieser farbigen Concerti auf CD einspielte, wurde Heinichens Musik wieder ins Bewusstsein der Musikwelt gerückt.

Das Orchester tönte trotz der enormen Höhe und Grösse des «Doms» intim. Ein bisschen wie an einem Hauskonzert – mit nur schwachem Nachhall dafür mit viel Wärme und Nähe. Dominik Kiefer zog nach dem Konzert eine positive Bilanz. Das Experiment eines Konzerts im Salzlager in Riburg sei voll geglückt. Das Ambiente sei einzigartig und die Akustik gefalle. «Gerne möchten wir wieder einmal im Saldome spielen», meinte er.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote