Einer für zwei

  10.09.2021 Gewerbe

Serdar Cira führt aktuell nicht nur seine Stammfiliale in Möhlin, sondern auch diejenige in Rheinfelden. Zudem betreut er als Berufsbildner die Lernenden und steckt selbst im Abschluss zum Verkaufsleiter. Ein grosses Pensum. «Aber mit Herzblut geht alles.»

In diesen Wochen sehen die Möhliner Stammkundinnen und -kunden Serdar Cira seltener im Laden als üblich. Denn der Marktleiter ist doppelt gefordert – er führt bis Ende September neben dem Supermarkt in Möhlin auch denjenigen in Rheinfelden, weil die dortige Marktleiterin im Mutterschaftsurlaub ist. «Ich habe den Verkaufschef gefragt, warum er mir das Leben so schwermache mit den zwei Filialen», sagt er lachend. Als wäre das nicht genug, muss er nämlich momentan noch lernen für die Prüfung zum Verkaufsleiter.

Doch Serdar Cira liebt den Detailhandel und ist stolz, traut man ihm all diese Aufgaben zu. In beiden Filialen hat er ein starkes Team im Rücken. Und er weiss: Wenn man etwas mit Herzblut anpackt, läuft es einfacher. «Ich muss aber mehr im Büro erledigen als sonst. Daher fehlt mir der Kundenkontakt ein wenig.»

Dafür reicht indes manchmal ein Sonntagsspaziergang dem Rheinufer entlang. Da trifft Serdar Cira regelmässig Kundinnen und Kunden und hält einen Schwatz mit ihnen. «Das ist lustig. Meistens loben sie meine Mitarbeitenden und dass alles so gut läuft. Sie erwähnen aber auch mal, dass zum Beispiel der Lauch nicht mehr so frisch ausgesehen hat», erzählt Cira.

Aus der Türkei nach Deutschland
Weil es ihm so gut gefällt in der Schweiz, kommt der 40-Jährige auch am Wochenende regelmässig aus Lörrach über die Grenze. Sollte sein 18-jähriger Sohn mal zu Hause ausziehen, könnte sich Cira vorstellen, in der Schweiz zu leben. Seine Wurzeln hat er in der Türkei. Mit 17 Jahren zog es ihn für die Ausbildung zu Tante und Onkel nach Deutschland. Er wollte unbedingt studieren, nachdem er in der Türkei das Gymnasium abgeschlossen hatte.

Doch es kam alles anders. Serdar Cira verliebte sich, wurde mit 21 Jahren Vater und statt ein Studium zu beginnen, musste er Geld verdienen. Er landete in der damaligen Migros Deutschland. «Unterdessen hält meine Liebe zum Detailhandel und zur Migros schon 16 Jahre.» Er mag den Austausch mit anderen – ob mit Mitarbeitenden oder mit der Kundschaft. «Und dass man nie Däumchen drehen muss, es läuft so viel im Laden.»

Stufe für Stufe kletterte Serdar Cira hoch. «Bildung war mir immer sehr wichtig. Das hat wohl auch mit meinem Migrationshintergrund zu tun, ich spürte immer, ich muss noch etwas mehr machen als andere.» Er büffelte zwei Jahre lang intensiv Deutsch in einem Kurs und spielte Fussball im Verein mit deutschen Kollegen. So lernte er die Sprache fliessend und fand rasch Anschluss im neuen Land.

Ein Vorbild für die Lernenden
Serdar Cira ist auch Berufsbildner bei der Migros Aare. Seinen Lernenden schenkt er viel Vertrauen und möchte, «dass auch sie weiterkommen.» Mit seiner Geschichte ist er ein Vorbild für die jungen Leute. In Monats- oder Quartalsgesprächen tauscht er sich mit den Lernenden aus, spricht sie aber auch im Laden an, wenn er das Gefühl hat, etwas stimme nicht.

So macht er es auch mit gestandenen Mitarbeitenden. «Offenheit ist mir wichtig und ich möchte, dass es allen gut geht.» Er achtet auch darauf, die Arbeitseinsätze so zu planen, dass möglichst viel freie Zeit bleibt. «Meine Mitarbeitenden haben einen stressigen Job, daher ist die Work-Life-Balance wichtig.»

In seiner Freizeit spielt Cira noch immer Fussball. Zwar nicht mehr im Verein, aber zweimal pro Woche mit Kollegen. Zudem hat er während des Lockdowns Fitness entdeckt und hält sich so in Form. Dies hilft ihm, gut durch strengere Zeiten zu kommen. Neben viel Herzblut.

Text: Pia Schüpbach Fotos: Michèle Büschi

Migros Möhlin
Hauptstrasse 91
4313 Möhlin


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