Ein Paradies für Wasservögel

  19.09.2021 Rheinfelden

Beobachtungen am Umgehungsgewässer des neuen Kraftwerks Rheinfelden

KURT J. ROSENTHALER

Das Umgehungsgewässer des neuen Kraftwerks Rheinfelden hat sich in den zehn Jahren seit Bestehen zu einem Paradies für Wasservögel entwickelt, vor allem auch, weil sich keine Menschen direkt am oder im Gewässer aufhalten können. Neben den häufigen Arten wie Höckerschwan, Stockente, Lachmöwe und Blässhuhn trifft man im Laufe des Jahres immer wieder auf Graureiher und Kormoran, auf Bachstelze, Reiherente, Kolbenente, Mittelmeermöwe, Gänsesäger, Haubentaucher und mit etwas Glück auf Flussregenpfeifer, Silberreiher und den schillernden Eisvogel.

Die Corona-Restriktionen haben viele Menschen dazu ermuntert, wieder einmal in der näheren Umgebung zu wandern und dabei herrliche Entdeckungen zu machen. So erging es jedenfalls dem Berichterstatter. Und mit der kleinen Digital-Pocketkamera gelangen ihm aus der freien Hand bei bis zu 60-fachem Tele-Zoom einige Schnappschüsse von Wasservögeln, die ihn zum Teil überrascht haben.

So konnte er während Wochen einen Silberreiher-Einzelgänger beobachten, wie dieser stundenlang auf einer Geröll-Insel inmitten des Umgehungsgewässers auf Beute wartete. Er war manchmal in Gesellschaft von Kormoranen, Kolbenenten, Gänsesägern, einem Graureiher und Rostgänsen. Die Rostgänse breiten sich in den letzten Jahren im Fricktal aus und stammen wohl von «Gefangenschafts-Flüchtlingen» ab. Ebenfalls neu eingewandert ist die aus Afrika stammende Nilgans, die der Schreibende im April erstmals in Rheinfelden, ebenfalls im Umgehungsgewässer, fotografieren konnte. Die Nilgans verbreitet sich zurzeit am Rhein und gilt als aggressiver, unwillkommener Eindringling.

Einen erheiternden Anblick bot die Gänsesäger-Mutter mit ihren halbwüchsigen Jungen, als sie diese in Einerkolonne am Ufer antreten liess und ihnen zeigte, wie man sich ordentlich putzt. Oder die aus Nordamerika stammende Brautente, wohl ebenfalls Abkömmling von Flüchtlingen aus einem Gehege, die sich zu einem Stockenten-Paar auf der Schweizer Seite gesellte und auf der Brüstung der Rheinpromenade bei der Buvette niederliess.

Der Rheinufer-Rundweg hat es in sich, wie die paar Beispiele zeigen. Sie zeigen auch, wie sich die Fauna verändert, wie Neozoen (neue, invasive Arten) einwandern, und wie andere Arten rar werden oder ganz verschwinden. Die durch Menschen veränderten Lebensräume, der Klimawandel, das drastische Schwinden von Insekten und Spinnen, die unkontrollierte Vermehrung von Hauskatzen hat allein in der nächsten Umgebung von Kurt J. Rosenthaler zum Verschwinden verschiedener Singvögel und Reptilien geführt. Am frühen Morgen findet vor seinem Fenster seit ein paar Jahren kein Konzert der Singvögel mehr statt. 1962 schrieb die Biologin Rachel Carson ihren Bestseller «Silent Spring» (deutsch: «Der stumme Frühling»). Leider sah sie vieles präzis voraus.

 


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