Zurück in die Jugend

  24.08.2021 Oeschgen

Am Samstag fand in Oeschgen das jährliche Töffli-Treffen statt

Schon zum fünften Mal fand in Oeschgen der Töfflitreff statt, dessen Highlight eine Ausfahrt nach Herznach war. Die NFZ hat sich unter die Leute gemischt.

Andrea Marti

Es ist ein unerwarteter Sehnsuchtsort, der sich am vergangenen Samstag auf dem Schulhausplatz in Oeschgen auftut: Der jährliche Töfflitreff findet statt. Reihenweise Töffli stehen auf dem Platz, Musik erklingt, es riecht ein bisschen nach Benzin und ein bisschen nach Bratwurst. Einige fachsimpeln, viele lachen und alle ge-niessen, dass solche Anlässe wieder möglich sind.

Schon seit 10 Uhr morgens sitzen die Besucher des Töfflitreffs Oeschgen zusammen, man kennt sich hier, oder man lernt sich kennen. Bei der Offenheit und Vertrautheit unter den Besuchern geht fast vergessen, dass sich gut 200 Menschen auf dem Schulhausplatz tummeln. Es sind so viele, dass Marcel Kuprecht von den Schnäpperlibuebe Freaktal sagt, dass das Organisationsteam schon fast ein wenig an seine Grenzen stosse, auch wenn man sich natürlich über den Andrang freue.

Töffli mit Sammlerwert
Der Töfflitreff ist bunt und durchmischt. Man könnte meinen, der Anlass sei vor allem ein Ort für junggebliebene «Buebe», die auch im Erwachsenenalter nicht damit aufhören konnten, ihre Töffli zu «frisieren». Aber weit gefehlt. Hier sind Junge und Alte, Familien mit Kleinkindern, Rentner. Einige Jungs stehen bewundernd um einzelne Töffli herum und vergleichen. Ältere Töffli-Sammler beurteilen mit fachmännischem Auge den Wert der Stücke. Man ist hier, um sich über Töffli auszutauschen und Neues zu lernen – zum Beispiel, dass der Wert eines Töfflis höher ist, je mehr Teile daran noch original sind. Besonders selten: Modelle, bei denen Tank und Rahmen noch dieselbe Seriennummer haben.

Die Töffli, sie wurden für viele am Treff nach der Pubertät zum Hobby: Man kümmert sich um das Töffli, gibt ihm einen Spitznamen, trifft sich damit mit Gleichgesinnten
– an Töfflitreffs, wie der in Oeschgen einer ist. Das Highlight des Anlasses ist die Ausfahrt nach dem Mittag: Rund 200 Töfflifahrer knattern über den Kornberg nach Herznach zum Bergwerk, dort wird gemeinsam ein Bier getrunken, dann fahren alle wieder zurück. Es geht nicht ums Tempo, es geht ums Miteinander und die Aussicht auf der Fahrt. Wohl auch deswegen verläuft die Ausfahrt ohne Zwischenfälle, was alle Besucher freut.

Das Töffli verbindet mit der Jugend
Danach gefragt, was denn wichtig sei an einem Töffli, merkt man, dass sich die Antwort mit dem Alter der Besucher ändert. Wie schnell so ein Töffli ist (man munkelt, dass man mit einzelnen Modellen fast 100 km/h fahren könne), ist nur für die jüngeren Töfflifahrer wichtig. Für die älteren Besucher ist das Töffli «zum Kulturgut geworden», wie ein Besucher sagt. Es ist eine Art Band, das die Besucher mit ihrer Jugend und miteinander verbindet. Die Töffli, die da auf dem Schulhausplatz stehen, erinnern an erste Liebschaften, ans Freiheit entdecken und Grenzen testen.

Die Geschichten, die die Töfflifahrer mit ihren Puchs und mit ihren Sachs verbinden, sind alle unterschiedlich und doch alle ähnlich – unterschiedlich genug, um die umstehenden damit unterhalten zu können, ähnlich genug, um über das gemeinsam Erlebte Freundschaften zu knüpfen. Man schwelgt zusammen in Erinnerungen. Die Welt um den Töfflitreff herum mit all ihren Problemen, die scheint weit weg. Nur kurz wird Corona besprochen, noch kürzer der Klimawandel, dann geht das Gespräch zurück in die 90er-Jahre und dazu, welche Töffli wohl noch original sind und welche nicht.

Die Töffli, die wären nicht dasselbe ohne die Leute an den Treffs, aber die Leute, die wären auch nicht dasselbe ohne die Töffli: «Mensch und Töffli ergänzen sich», fasst ein Besucher treffend zusammen.


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