Was geht uns Schweizer «Nordstream 2» an?

  05.08.2021 Leserbriefe

Nachdem leider der bis dahin von mir sehr geschätzte US-amerikanische Präsident Joe Biden vor der deutschen «eisernen Lady» Angela Merkel und ihrer CDU/SPD-Regierung eingeknickt ist und grünes Licht für die Fertigstellung der Nord-Stream 2-Pipeline gegeben hat, stellen sich viele Fragen. Diese Übereinkunft erinnert wahrscheinlich nicht nur mich an die Münchner Erpressung von 1938 von Chamberlain und Daladier durch Hitler. Denn dieses Machtinstrument Russlands wird mit gutem Grund insbesondere von Staaten kritisiert, durch die bisher die russischen Erdgasexporte nach Westeuropa geleitet werden, zum Beispiel von Polen und der Ukraine, aber auch von den Baltischen Staaten. Polen und die Ukraine fürchten eine Verschlechterung ihrer Verhandlungspositionen bei der Aushandlung der Konditionen für die Lieferung von russischem Erdgas in ihre Länder und der Transitgebühren, da Westeuropa durch die Nord Stream-Pipeline direkt mit Russland verbunden wird und Russland künftig einfacher Lieferungen in die Transitländer verringern kann, ohne damit auch die Lieferungen nach Westeuropa zu schmälern. Insbesondere in Polen wurde das Projekt auch aus politischen Gründen scharf kritisiert, da Mitbestimmung in wichtigen Fragen, insbesondere in Fällen deutsch-russischer Kooperation, sowie Furcht vor einem russischen Neoimperialismus wichtige Motive polnischer Sicherheitspolitik seit der Wende sind. Die Umgehung der ostmitteleuropäischen Staaten ohne deren Zustimmung wurde daher vom damaligen Verteidigungsminister Radosław Sikorski mit dem Stalin-Hitler-Pakt verglichen, die Pipeline als geopolitisch gegen Polen gerichtet bezeichnet.

Was hat das mit der Schweiz zu tun? Sehr viel sogar: Der Verwaltungssitz dieser «dubiosen» Firma «Nordstream» befindet sich in Zug (wie ja auch der von Glencore). Mehrere Mitglieder der Geschäftsleitung sind Russen und damit bestimmt vom «Kriegsverbrecher» Putin abhängig. Sollte da die Schweiz nicht das Vermögen dieser Herren vorsorglich beschlagnahmen wie von andern Oligarchen im Dienste Putins? Als Schweizer muss ich mich schämen, dass in unserem Lande Firmen wie Glencore und eben auch Nordstream unbehelligt ihre zweifelhaften Geschäfte machen können.

ANDREAS BURCKHARDT, MÖHLIN


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