Nach fast 30 Jahren ist Schluss

  15.08.2021 Bözen, Persönlich

Bruno Fuchs schliesst sein Zweirad-Geschäft Ende Monat

Im April 1992 schloss Bruno Fuchs eine Lücke, indem er in Bözen das damals erste Zweirad-Geschäft der Region eröffnete. Drei Jahrzehnte und viele Veränderungen im Velo-Sektor später, verabschiedet sich der 64-Jährige nun Ende Monat in den Ruhestand.

Simone Rufli

Ein Zurück gibt es nicht. Das Haus ist verkauft. Die Bemühungen um einen Nachfolger blieben ergebnislos – nicht zuletzt wegen der restriktiven Bedingungen der Banken. Am 1. November wird die Liegenschaft deshalb zu privaten Zwecken übergeben. «Die Liegenschaft, das ist das Zweirad-Geschäft, die Werkstatt und das dahinterliegende Wohnhaus», erklärt Bruno Fuchs, während knapp 30 Jahren Geschäftsführer von Fuchs-Räder an der Dellenstrasse 2 in Bözen.

Obwohl er immer gerne Velo und später auch Töff gefahren ist, entschied sich Bruno Fuchs anno 1973 für eine Lehre als Automechaniker. «Der Wunsch nach einem eigenen Geschäft war aber immer schon da.» Bis zur Eröffnung seines Zweirad-Geschäfts sollte er aber noch eine ganze Weile mit Vierrädern – unter anderem mit Lastwagen – verbringen. Und auch als dieser Abschnitt zu Ende ging, schien die Zeit noch nicht reif. Ende der 1980er Jahre erlebte er zusammen mit seinem Bruder, dem Maler, eine richtig gute Zeit als Gerüstbauer. In den besten Zeiten hätten sie Gerüste für 15 Einfamilienhäuser gehabt, so Fuchs. «Dank dem Lastwagen-Billett habe ich die Gerüste selbst transportieren können. Doch dann drängten immer mehr grosse Firmen in den Markt und das Geschäft lief für die Kleinen nicht mehr gut.» Zeit, den lang gehegten Wunsch zu realisieren und ein eigenes Geschäft aufzubauen.

Nach drei Tagen ausverkauft
Bruno Fuchs baute das alte Bauernhaus hinter dem heutigen Geschäft um und eröffnete am 2. April 1992 sein eigenes Zweirad-Geschäft. «Zuvor hatte ich mir in der Villiger-Fahrradfabrik in Buttisholz in Gratisarbeit noch die nötigen Fähigkeiten angeeignet und unter anderem gelernt, wie man Räder einspeicht.» Der Eröffnungstag fiel auf einen Freitag. «Bis am Sonntag hatte ich alle 16 Damen- und Herrenvelos verkauft, die ich in meinem Laden stehen hatte.» Fuchs lacht. Ausverkauft nach drei Tagen. «Ich musste schnellstmöglich neue Velos holen.»

Villiger und Titan, mit diesen beiden Marken bestritt er die erste Zeit auf knappem Raum im ehemaligen Schopf des Bauernhauses. Die Werkstatt hatte er in der Scheune untergebracht. Reparaturen gehörten von Anfang an dazu. Und die Kunden schätzten das. Denn dank Bruno Fuchs konnten sie ab dem Frühling 1992 ihre Velos und Mofas in der Nähe kaufen und reparieren lassen. «Es gab vorher noch kein Zweirad-Geschäft im oberen Fricktal», erzählt Fuchs. Zu Beginn seien vor allem Leute aus Zeihen, Bözen, Hornussen zu ihm gekommen. «Mit steigender Bekanntheit kamen die Kunden von immer weiter her.» Bruno Fuchs steht während des Gesprächs die ganze Zeit mitten in seinem Geschäft. Jetzt wirft er einen Blick auf die Vielfalt an E-Bikes und schmunzelt. «Damals waren die Ansprüche an Velos noch nicht so gross. Es gab Damen- und Herrenvelos.» Auch die Bauern profitierten vom neuen Geschäft in ihrer Nähe. «Sie brachten mir Rasenmäher und Motorsägen. Ich kümmerte mich einfach um alles, was mit Motoren zu tun hatte. Den Umgang mit Motoren habe ich als Automechaniker ja gelernt.»

Nach dem Portemonnaie gebaut
Nach den Damen- und Herrenvelos wurde das Mountainbike populär und dann folgten die Neuerungen immer schneller. Bereits 1993 wurde der Ausbau im Keller nötig, 1996 wurde die ehemalige Terrasse zum Ausstellungsraum umgebaut und an Lager standen 60 bis 80 Velos. 2011 erfolgte der letzte Ausbauschritt mit dem Anbau einer neuen Werkstatt. «Ich habe immer nach dem Portemonnaie gebaut und nie eine Bank gebraucht», betont Fuchs.

So um die Jahrtausendwende seien dann die Mofas wieder modern geworden. «Heute verhält es sich auf dem Zweirad-Markt wie mit dem Computer: Nach einem halben Jahr kommt schon wieder etwas Neues.» Eine Entwicklung mit Folgen, wie Fuchs weiss. «Ich habe in der ganzen Zeit mindestens ein bis zwei Kurse pro Jahr besucht, um mich im Bereich Motoren, Federungssysteme und Akkus auf dem neuesten Stand zu halten.» Für die Kurse bekam er Zertifikate und das nötige Rüstzeug, die modernen Zweiräder auch flicken zu können.

Extreme Verkäufe, extreme Fristen
Und dann kam das verrückte Jahr 2020 mit Corona und dem Ansturm auf alles, was zwei Räder hatte. «Das war ein extremes Verkaufsjahr. Aber ich hatte Glück und konnte den Kundenwünschen ganz gut nachkommen», erzählt Fuchs. «Weil ich im 2019 viel Material bestellt hatte.» Und doch ist das vergangene Jahr dafür verantwortlich, dass Bruno Fuchs bereits mit 64 Jahren und nicht erst mit 65 in Pension geht. «Was ich jetzt neu bestellen würde, bekäme ich nicht vor August 2022. Die Lieferfristen sind wegen den Corona bedingten Verzögerungen derart extrem.» Bis Ende August hat er das Geschäft noch offen. Dann schliesst er und macht sich daran, Laden und Werkstatt zu räumen. «Bis Ende September werde ich also noch in den Räumen anzutreffen sein. Da könnte man also noch recht günstig zu einem E-Bike kommen», meint Fuchs und macht seinem Namen alle Ehre.


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