Laufenburger Stadtammann unter Beschuss

  10.08.2021 Laufenburg, Politik

Die Ortsparteien SVP und FDP wollen einen Führungswechsel beim Stadtrat

Die beiden Parteien SVP und FDP schlagen für die nächste Amtsperiode den bisherigen Vizeammann Meinrad Schraner als Laufenburger Stadtammann und das bisherige Ratsmitglied André Maier als Vizeammann vor. Der amtierende und wiederantretende Stadtammann Herbert Weiss (Mitte) reagiert überrascht und betroffen.

Susanne Hörth

«Kurswechsel für Laufenburg» titeln die beiden Ortsparteien SVP und FDP eine gemeinsame Mitteilung. Mit ihrer Empfehlung, den bisherigen Vizeammann Meinrad Schraner für die neue Legislaturperiode 2022 bis 2025 als Stadtammann und das bisherige Ratsmitglied André Maier als Vizeammann zu wählen, sorgen die beiden Parteien für mächtig viel Wind in den Segeln des bis anhin in ruhigen Fahrwassern gleitenden Stadtratsschiffes. Alle fünf bisherigen Ratsmitglieder haben ihre Bereitschaft für eine weitere Amtsperiode bereits vor einiger Zeit bekanntgegeben. So auch Stadtammann Herbert Weiss (Mitte). Er habe von nichts gewusst, es am Sonntag durch die Online-Meldung der NFZ erfahren, sagte Weiss am Montagmorgen mit leiser, deutlich betroffener Stimme. «Es ist sehr überraschend und entspricht nicht dem, was wir strategisch im Stadtrat besprochen haben.»

Die beiden Parteien verlangen von der Führungsspitze eine erhöhte Präsenz vor Ort, um so die Hauptschwerpunkte der nächsten Amtsperiode voranzutreiben. «Nur so können Projekte, Abläufe, Organisationen und deren Sachgeschäfte effizienter, agiler und moderner gestaltet werden. Beim Stadtrat benötigt es zwingend Veränderungen, um den Bezirkshauptort Laufenburg einen neuen Drive zu geben. Laufenburg hat die durch die Fusion vor zehn Jahren gewünschte Aussenwirkung nicht erreicht», heisst es im Parteischreiben. Die Parteien wünschen sich für die Zukunft unter anderem schnellere Entscheide, eine klare Informationspolitik sowie effizientere Gemeindeversammlungen. Die vielen, zeitintensiven Aufgaben des Stadtoberhauptes neben einem Vollzeitberuf wahrzunehmen, ist laut SVP und FDP kaum oder gar nicht zu stemmen. Dem widerspricht Herbert Weiss: «Die Zeit, die es braucht, bin ich vor Ort.»

Mindestens 30-Prozent-Pensum
Meinrad Schraner, hat laut eigenen Angaben vor sieben Jahren sein Arbeitspensum zugunsten seiner Stadtratstätigkeit auf 80 Prozent reduziert, später sogar auf 60 Prozent. «Es hat sich gezeigt, dass in Bezug auf die Arbeit des Vizeammannes dieser Entscheid absolut richtig war. Ich hatte dadurch die Möglichkeit, einen tieferen Einblick in die Arbeitsgebiete zu erhalten», betont Schraner, der mittlerweile pensioniert ist. Auf das nötige Pensum eines Stadtoberhauptes angesprochen, vergleicht er Rheinfelden und Laufenburg. «Laufenburg ist etwa ein Drittel so gross wie Rheinfelden. In Rheinfelden umfasst der Job des Stadtammanns 100 Prozent. In Laufenburg entspricht dies einem Teilzeitjob von mindestens 30 Prozent. Erwarten darf man auch eine regelmässige vor Ort-Präsenz im Rathaus.» Die anspruchsvollen und vielfältigen Ämter von Stadtammann und Vizeammann sind laut Schraner nicht mit einem 100-Prozent-Job vereinbar. Er führt weiter an: «Die Gemeinde Laufenburg will und muss sich weiterentwickeln, um für alle attraktiv zu bleiben.» Das sei zeitintensiv und erfordere einen abgestimmten Plan. So gehe es bei der Kandidatur nicht darum «einer Person in den Rücken zu fallen», sondern eben um die Weiterentwicklung der Gemeinde mit den Standorten Laufenburg und Sulz.

Den Führungswechsel anzugehen, entspricht nach Aussage von SVP-Präsident Thomas Stäuble einem Bevölkerungswunsch. So sei nach der letzten Gemeindeversammlung, bei der auch der Unmut vieler Laufenburger deutlich geworden war, das Anliegen an die Parteien herangetragen worden. Stäuble sagt zudem: «Wahlen sind nur eine Wahl, wenn eine Auswahl besteht.»


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