Wenig Honig, dafür viele Bienenschwärme

  08.07.2021 Fricktal, Natur

Das Imkerjahr 2021 wartet mit einigen Herausforderungen auf

Statt voller Honig präsentierten sich bei der ersten Honigernte in diesem Jahr viele Waben leer. Die nasskalte Witterung erschwerte den Bienen die Nahrungssuche. Viele Völker mussten zugefüttert werden.

Susanne Hörth

«So was habe ich in meiner bisherigen Zeit als Hobbyimkerin noch nie erlebt», meint eine Rheinfelderin kopfschüttelnd auf die Frage nach der Menge ihres gewonnenen Frühjahrhonigs 2021. Statt Honig schleudern zu können, habe sie ihre Bienen zufüttern müssen, damit diese nicht verhungerten. Von Honigernte also keine Spur. Grund sei das kalte und nasse Wetter im Frühling gewesen. «Bienen beginnen bei einer Temperatur ab 14 bis 15 Grad zu fliegen», sagt Ruth Kohler. Die Herznacherin präsidiert die Sektion Fricktal beim Verband Aargauischen Bienenzüchtervereine (VABV). Kaum hatte die Flugsaison 2021 begonnen, wurde sie in den Monaten April und Mai aufgrund der nasskalten Witterung wieder unterbrochen. Statt draussen Nektar zu sammeln, blieben die Bienen in den trockenen Stöcken und hungerten.

Regelmässig kontrollieren
«Im Frühling musste man sicher alle zwei bis drei Tage in den Bienenständen nachschauen, ob genügend Vorräte vorhanden sind.» So konnte man schnell feststellen, ob Handlungsbedarf besteht, sprich Zufütterung nötig sei, hält Ruth Kohler fest. Regelmässige Kontrollen der Bienenvölker ist laut der Sektionspräsidentin bei der spannenden und immer wieder aufs Neue herausfordernden Imkerei ein absolutes Muss. Dem kann sich Thomas Senn zu 100 Prozent anschliessen. Der Gansinger ist seit 40 Jahren begeisterter Imker und ebenfalls im VABV aktiv. Bei Kontrollen könne man auch Krankheiten wie etwa einen Befall mit der Varroamilbe frühzeitig erkennen und behandeln. Beide betonen, wie wichtig auch der Austausch mit anderen Imkern, Vereinen und Verbänden sei. Ruth Kohler geht davon aus, dass sie dieses Jahr noch ein zweites Mal Honig ernten kann. Wenn auch nicht wirklich viel. Im Gegensatz zum letzten Jahr: «Da haben wir sogar dreimal Honig geschleudert.»

Bienen fliegen aus
Auffallend in diesem Jahr sei aber noch etwas anderes. Die Herznacherin spricht von den aussergewöhnlich vielen Schwarmf lügen. «Ein Bekannter, der schon über 60 Jahre Imker ist, hat mir gesagt, so etwas hätte er noch nie erlebt.» Die wenigen, wirklich guten Flugtage verhinderten bisher einen Überfluss an Honig. Was aber nicht heisst, dass sich in den Bienenstöcken nichts tut. Im Gegenteil. Die Bienenkönigin befindet sich in Höchstform und täglich schlüpfen unzählige Bienchen. Sie bilden neue Völker und fliegen, von einer Königin angeführt, aus. «Diese Schwärme, die sich kurze Zeit an einem Baum oder sonst wo sammeln, gilt es nun zügig zu holen, sonst sind sie für den Imker verloren», weiss Ruth Kohler. Bei vielen Imkervereinen sind für diese Aufgabe Schwarmfänger im Einsatz.

Die grosse Anzahl an Bienenschwärmen ü berrascht auch Thomas Senn. Er zeigt der NFZ ein Bild eines Schwarmes, der vom Umfang her aus mehreren Völkern besteht. Sie haben sich aus mehreren seiner Bienenkisten zu einer gemeinsamen Reise aufgemacht, um nur unweit der alten Heimat kurz zu verweilen. Gerade lange genug, um von Thomas Senn wieder eingefangen und in eigenen Kisten untergebracht zu werden.

Vergleicht der Gansinger die Honigernte mit jener vom letzten Jahr, so bestätigt er, was auch Ruth Kohler schon erwähnt hat. «Letztes Jahr haben wir am 6. Mai das erste Mal geschwungen.» Drei weitere gute Ernten folgten. Heuer sieht es laut Senn deutlich anders aus. «Statt wie gewohnt im Mai, konnten wir erst im Juni etwas Honig herausnehmen.» Wird es bei ihm eine weitere Ernte in diesem Jahr geben? «Das hängt vom Wetter ab», so Senn. Sicher sei einzig, dass Ende Juli, anfangs August die Bienenvölker auf den Winter vorbereitet werden müssen.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote