Chaisterchopf wurde von Kaisten zurückerobert

  31.07.2021 Kaisten, Laufenburg

Gerangel um einen Aussichtspunkt im Laufenburger Wald

Eine nicht ganz ernst zu nehmende Geschichte mit einem wahren Hintergrund.

Dieter Deiss

Der Chaisterchopf, ein «heiss» umstrittener Punkt in den Gemarkungen der Stadt Laufenburg, fand nun ganz offensichtlich den Weg zurück nach Kaisten. In einer Nacht- und Nebelaktion wurde dieser nämlich am 19. Juni 2021, einem Samstag, von einer unbekannten Kaister Truppe zurückerobert. So steht es zumindest auf der grossen Flagge, die am Tatort gehisst wurde. Die NFZ versuchte die Hintergründe in Erfahrung zu bringen. Hier das Ergebnis.

Im Wald der Stadt Laufenburg gibt es nebst Schinberg und Cheisacher drei weitere markante Aussichtspunkte: Schwarzwaldblick, Laufenburgerchopf und den Chaisterchopf. Letzterer gibt regelmässig zu reden. Denn eingef leischte Kaisterinnen und Kaister sind der Meinung, dass dieser bedeutende Punkt zu Unrecht im Besitze der Stadt Laufenburg ist. Dies soll denn auch der Grund dafür sein, dass sich Kaisten bei der Zusammenarbeit mit Laufenburg regelmässig schwertut, oder eine solche gar verweigert. Erinnert sei an das jüngste Ereignis: Eine naheliegende Zusammenarbeit mit dem angrenzenden Laufenburger Forst wurde abgelehnt. Stattdessen sucht man jetzt die Zusammenarbeit mit weiter entfernten Forstunternehmen.

Kaisten verkaufte aus der Not
Im Jahr 1882 verkaufte die Gemeinde Kaisten aus finanziellen Gründen ein Stück Wald im Gebiet Chaisterchopfhalde an die Stadt Laufenburg. Ein zweiter solcher Handel ging 1892 über die Bühne. Diesmal wurde freilich nicht nur der Wald verkauft, sondern das Gebiet wurde gleichzeitig von der Stadt Laufenburg eingemeindet. Inskünftig war der Chaisterchopf demnach nicht nur im Besitze der Laufenburger, sondern er befand sich auch auf deren Territorium. Vergeblich solle Kaisten später, als man wieder etwas flüssiger war, versucht haben, den Verkauf rückgängig zu machen. In Laufenburg fanden solche Bemühungen aber kein Gehör.

Der Landhandel kam auf Anraten des Kantons zustande. Treibende Kraft war der damalige Kreisförster Koch. Als Dank für dessen Bemühungen setzte die Stadt Laufenburg ihm zu Ehren in der Nähe der Waldhütte Ebni einen Gedenkstein. Des einen Freud ist des andern Leid. So schmerzte verständlicherweise dieses Geschäft viele Leute in Kaisten. Besonders tragisch empfindet man den Verlust des Chaisterchopfs. Als dann der Gedenkstein für Kreisförster Koch in einer Nacht- und Nebelaktion zerstört wurde, habe man sogleich verärgerte Kaister hinter der Schandtat vermutet, weiss der pensionierte Stadtförster Sepp Binkert zu erzählen.

Die Schuld der Sulzer
Eine besondere Note erhält die jetzige Rückeroberung durch die Tatsache, dass im vergangenen Jahr die Sulzer Arbeitsgruppe «rund um sulz» die Zugangswege zum Chaisterchopf und insbesondere den letzten Aufstieg aufwändig saniert hatten und unter Mithilfe des Forsts den zugewachsenen Ausblick nach Kaisten und weit ins Rheintal hinaus wieder geöffnet hatte. Ein neues Bänklein lädt zum Ausruhen ein und die neue Abschrankung bewahrt vor dem Absturz über die Felswand. Aus taktischen Überlegungen waren diese Verbesserungen, insbesondere der vereinfachte Zugang, wohl völlig falsch. Vereinfachten sie doch das kriegerische Vorhaben. Tragen letztlich die Sulzer Schuld am Geschehen?

«Die Eroberer konnten jetzt «ihren» Chaisterchopf in tadellosem Zustand übernehmen», betont Edwin Rüede, Leiter von «rund um sulz». Die Arbeitsgruppe sei aber gerne bereit, mit ihren Erfahrungen den Eroberern bei der Pflege mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und ergänzt: «Hätte sich Kaisten beim Zusammenschluss von Laufenburg Sulz dem damaligen Fusionsprojekt angeschlossen, so hätte sich die Besitzesfrage um den Chaisterchof von selbst erledigt.


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