Werner Erdin ist engagierter Jugendförderer

  07.06.2021 Gansingen

Der Spitzenschütze motiviert den Nachwuchs zu Höchstleistungen

Der Schiesssport hält den 77-jährigen Werner Erdin ausgesprochen jung und mit Spitzenergebnissen kann er vorne mithalten. Als spätberufener Trainer engagiert er sich für den Nachwuchs. Darunter finden sich zahlreiche Jugendliche, die es in die Aargauer Kader geschafft haben.

Paul Roppel

Die Schützen haben in Gansingen eine Tradition, gab es doch bis zu deren Fusion im Jahr 2000 zwei Vereine, welche in den besten Zeiten bis zu 60 Mitglieder zählten. Mit der Sektion Galten war eine zeitlang sogar ein dritter Verein aktiv. Die Mitgliedschaft bei den Schützen zog sich durch die Familien. Werner Erdins Vater hatte seinen Sprössling früh in den Zeigerstand mitgenommen. So ist es nicht verwunderlich, dass der junge Bursche 1960 ebenfalls hinter einem Karabiner lag, damit die Jungschützenkurse absolvierte und somit erste intensivere Bekanntschaft mit dem Schiesssport machte. Nur, im Gegensatz zu manchem Zeitgenossen ist Werner Erdin nach den Jungschützenkursen als Zwanzigjähriger in den «Freien Schiessverein Gansingen» eingetreten und in diesem sogar bis heute aktiv geblieben.

Durchbruch mit eigenem Karabiner
Erdin arbeitete damals in der Produktion der Kera-Werke in Laufenburg. Später war er unter den ersten Mitarbeitern, welche 1966 die Tierfarm als Tierpf leger in Sisseln in Betrieb nahmen. Über verschiedenste Stationen in der Basler chemischen Produktion landete er wieder in Sisseln, wo er die Lehre als Laborist in dem vom BIGA neu anerkannten Beruf absolvierte. Mit der Schliessung der Toxikologie wurde er von der Syngenta 2002 pensioniert. Das Schiessen war sein Hobby. «Ich hatte kein eigenes Gewehr. Ein Kollege hat mir sein Sturmgewehr 57 zur Verfügung gestellt, das damals sehr begehrt war. Im Zeughaus wollte man mir keines ausleihen», erinnert sich Erdin. Ausschlaggebend sei ein codierter Eintrag im Dienstbüchlein gewesen, der auf schreckhafte Schiessangst hingewiesen habe, erzählt er mit einem bübischen Schmunzeln. «Ich habe auch nicht besonders gut geschossen», fügt er noch bei, was ihn trotzdem bei der Stange hielt, war die gute Kameradschaft im Verein. «Nach etwa zehn Jahren habe ich mir einen Karabiner gekauft. Das hat den Knoten gelöst und von da an ging es aufwärts», meint Erdin. Die aufkommende Motivation zum Schiesssport brachte ihn mit dem Standardgewehr zum Dreistellungsmatch-Schiessen (stehend, kniend und liegend) auf 300 Meter Distanz.

Auch auf Kurzdistanzen aktiv
So wurden 1978 die «Sportschützen Mettauertal» auf den Schiessbegeisterten aufmerksam und animierten ihn bei ihnen mitzumachen. Sie sind aktiv auf der Kleinkaliberdistanz 50 Meter und dem Luftgewehr auf 10 Meter. Seither ist der Schiesssport seine grosse Leidenschaft, die seine Freizeit und die Wochenenden mit Trainings und über 40 Wettkämpfen pro Saison ausfüllt. Erdin ist kein Mensch grosser Worte und macht kein grosses Aufheben über seine tollen Rangierungen. In zwei Kranzkästen im Büro sind ein Bruchteil der unzähligen Abzeichen und Medaillen ausgestellt, ergänzt mit Zinntellern und Krügen, welche unvollständig Höhepunkte aus erfolgreichen Schiessanlässen der letzten 50 Jahre ref lektieren. Die «wertvollste Erinnerung» sei der zweite Platz an der ersten Aargauer Meisterschaft im Zweistellungsmatch (liegend und kniend) gewesen, meint er bescheiden. Zweimal habe er die Qualifikation für die Schweizermeisterschaft liegend auf 300 Meter geschafft, viermal die Qualifikation auf 50 Meter, erinnert er sich.

«Mental bin ich stark»
«Ich hätte mit der Spitze mitgehalten, aber die Kategorie stehend war mein Handicap. Kniend war meine Stärke», fügt er an. «Mental bin ich sehr stark und ich habe eine sehr ruhige Hand», gibt Erdin seine Stärken preis. «Nicht aus dem Konzept bringen lassen bei einer Serie optimaler Schüsse, aber auch nicht, wenn einer nicht so gelingt», lautet seine Devise. Die beiden letzten Jahre hat er an der Aargauermeisterschaft für Seniorveteranen auf 50 Meter liegend auf den Plätzen zwei und drei abgeschlossen. Dass die Schützentradition nur durch motivierten Nachwuchs weiter leben kann, ist Werner Erdin bewusst und zur Lebensaufgabe geworden. Deshalb lässt er seit 1982 mit grossem Engagement den Nachwuchs von seinen treffsicheren Erfahrungen profitieren. Damals absolvierte er den Ausbildungskurs für das Schiessen auf 50 Meter Distanz. Eher als Spätberufener, aber dafür mit umso grösserem Erfahrungsschatz, folgten dann 1999 der Leiterkurse für Vereinstrainer C und ein Jahr nach seiner Frühpensionierung der Jugend und Sport-Kurs im Jahr 2003.

Nachwuchs mit Topresultaten
Dutzende von Jugendlichen profitierten von seinen Kursen und das Mettauertal hat sich in der Szene einen vorzüglichen Namen geschaffen. Der Nachwuchs sorgt immer wieder mit Topergebnissen für Schlagzeilen. Zahlreiche talentierte junge Frauen erkämpften sich Spitzenpositionen und machten den Verein schweizweit bekannt. «Es ist ein sehr gutes Gefühl und der Lohn für den Aufwand», sieht sich Werner Erdin über das Erreichte bestätigt. Anklang finden die Luftgewehrkurse über den Winter, stets belegt von sechs bis zehn Jugendlichen, darunter mehrheitlich Mädchen. Nachdem die langjährige Anlage im Kindergartengebäude in Laufenburg nicht mehr verfügbar war, hat der Verein in der Zivilschutzanlage in Mettau kürzlich eine neue Luftgewehranlage eingebaut. Jetzt ist auch der Zeitpunkt gekommen, einen Schritt kürzer zu treten. «Ich werde nur noch als Hilfsleiter wirken», meint der 77-Jährige. Langweilig wird es ihm sicher nicht, denn er freut sich schon auf eine neue Wettkampfsparte: «Für ältere Semester ab 70 wird die Disziplin Luftgewehr auf 10 Meter sitzend, aufgelegt eingeführt. Da kann man bis ins hohe A lter mitmachen», schmunzelt Erdin. Zudem liess er sich von fünf pensionierten Kollegen dazu animieren, seine 40-jährige Pause als Kegler zu beenden und mit ihnen wettkampfmässig ein neues Kapitel beim Kegelclub Laubberg aufzuschlagen. Erdin betrieb das Kegeln über ein Dutzend Jahre und vielleicht gelingt es wieder an die erfolgreiche Zeit anknüpfen, wo er im Kantonalmatch Team Aargau an der Schweizermeisterschaft den dritten Rang erspielt hatte.


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