Steinchen des Anstosses

Wahrscheinlich haben die meisten Schweizer noch nie von Dieburg gehört. Das Städtchen liegt in Südhessen und zählt rund 15 000 Einwohner – damit ist eigentlich schon alles Erwähnenswerte gesagt. Es gibt dort nichts, das für internationales Aufsehen sorgen könnte. Das gilt normalerweise. Aber in Corona-Zeiten ist alles anders. Denn Dieburg – oder Dibborsch wie die Einheimischen sagen – hat einen Skatepark von beträchtlicher Grösse. Und wie es sich gehört, nutzt die heimische Jugend diesen Park gerne, um Skateboard zu fahren.

Dies hat sie trotz Corona-Einschränkungen auch in den vergangenen Wochen getan – in Gruppen, dafür ohne Masken und Abstand. Dies erregte das Missfallen der Stadtbehörden und der lokalen Polizei. Weil die Jugendlichen nicht hören wollten, mussten sie fühlen. Die Stadt griff zu einem radikalen Mittel und liess eine Lastwagen-Ladung Rollsplitt auf der Skating-Anlage verteilen. Da rollte nichts mehr – ausser einer grossen Welle des Protests. In der regionalen Presse ist bereits von einem «Rollsplitt-Gate» die Rede. Zum Glück sind wir in der Schweiz. Hier freuten sich einige Behörden zwar auch über ihre neuen Machtbefugnisse, doch zum Rollsplitt hat noch kein Gemeinderat gegriffen. Es wäre ihm wahrscheinlich nicht gut bekommen.

DER SALZSTREUER
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