Gut gemeint ist nicht immer gut genug

  08.06.2021 Leserbriefe, Abstimmungen

Wer möchte nicht sauberes Trinkwasser und möglichst wenig oder keine Pestizide? Kaum jemand. Doch was würde eine Annahme der beiden Initiativen nicht einfach auf Papier, sondern in der Realität bedeuten? Zum Beispiel für zwei Bauernbetriebe in unserem Dorf, beide bewirtschaftet von initiativen Familien, denen auch die Ökologie sehr wichtig ist. Auf dem Endelhof hat sich der Bauer auf Obstanbau spezialisiert, sein Most und seine Tafelkirschen werden wegen ihrer Qualität sehr geschätzt. Bei einer Annahme der beiden Initiativen und einem vollständigen Verbot von synthetischen Pflanzenschutzmitteln wäre es schlicht nicht mehr möglich, Tafelkirschen mit einem vertretbaren Aufwand (der von Konsumenten bezahlt würde!) zu produzieren. Der Biobetrieb in der Birristrott produziert Bio-Milch und Bio-Eier. Das Futter für die 2000 Hennen bezieht die Familie von einer Bio-Mühle. Es stammt zum grössten Teil aus der Schweiz, auf dem Hof fehlen die Voraussetzungen für den Anbau. Daneben pflegt und bewirtschaftet die Familie ökologische Ausgleichsflächen. Bei einer Annahme der Trinkwasser-Initiative würde der Betrieb keine Entschädigung mehr erhalten für die Pflege dieser so wertvollen Ökoflächen. Die Initiative schreibt explizit vor, dass nur noch Betriebe Direktzahlungen erhalten, die in der Lage sind, ihre Tiere mit dem Futter zu ernähren, das sie selber produzieren. Ein Irrsinn, wie dieses Beispiel bei den Bio-Eiern zeigt. Die Kernanliegen der Initianten sind richtig und werden kaum bestritten. Doch die beiden Initiativen sind zu rigoros, zum Teil nicht zu Ende gedacht und schiessen über das Ziel hinaus. Deshalb stimme ich 2 x Nein.

URS MÜLLER, KAISTEN


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