Es darf grünen und blühen

  15.06.2021 Frick, Natur, Gipf-Oberfrick

Naturama Aargau hat zu mehr nachhaltigem Grün in Siedlungsgebieten einen Optimierungsprozess in fünf Schritten für die Gemeinden entwickelt. Frick und Gipf-Oberfrick haben bereits Massnahmen umgesetzt.

Susanne Hörth

Muss ein öffentlicher Kiesplatz, der als Parkplatz dient, wirklich eine staubtrockene Angelegenheit ohne vorwitzige Grünpflänzchen sein? Darf das Gras an einem Strassenbord auch etwas höher sein oder bietet sich eine freie Gemeindefläche nicht als Magerwiese mit Blumenvielfalt und damit einhergehend als willkommener Lebensraum für Insekten und Co an? Wenn ja, wie geht man solche Veränderungen im Siedlungsraum an, wer zeigt Lösungen auf und unterstützt bei der Umsetzung? Diese und viele weitere Fragen, vielmehr deren praxisnahe Antworten standen am Donnerstagnachmittag für rund 50 Teilnehmende im Mittelpunkt des Anlasses «Nachhaltiges Grün in Aargauer Gemeinden». Eingeladen hatte der Planungsverband Fricktal Regio in Zusammenarbeit mit Naturama Aargau sowie dem Jurapark Aargau.

Thomas Rohrer, Vorstandsmitglied bei Fricktal Regio, freute sich in seiner Begrüssung auf dem Parkplatz beim Fricker Schwimmbad über das grosse Interesse an der Veranstaltung. Es hätten sich noch weit mehr Personen angemeldet, durch die geltenden Corona-Vorschriften konnten aber nur 50 Personen, vorwiegend Bauamtsmitarbeiter aus zahlreichen Aargauer Gemeinden dabei sein. Anwesend waren ebenfalls Behördenvertreter einiger Gemeinden. Sie alle liessen sich zeigen und erklären, wie öffentliche Grünf lächen nachhaltig, naturnah und auch mit Augenmerk auf einen vertretbaren Aufwand gestaltet und gepflegt werden können.

«Wir beraten und begleiten interessierte Gemeinden in fünf Phasen», erklärte Brigitte Bänninger vom Naturama Aargau. Diese fünf Schritte beginnen mit der Bestandesaufnahme der öffentlichen Grünflächen. Gehen dann über zur Diskussion über den Unterhalt, weiter zur Festlegung der Massnahmen, hin zur Erstellung eines Mehrjahresplanes und letztlich auch zum Erfahrungsaustausch. Mittendrin auch immer die Akteure und natürlich auch die Kosten, welche die Gemeinden auszugeben gedenken.

Erst zögerlich, dann begeistert
Zu den Gemeinden, die bereits Massnahmen für mehr nachhaltiges Grün im Siedlungsgebiet umsetzen, gehören Frick und Gipf-Oberfrick. So konnte Projektleiterin Brigitte Bänninger vor Ort zeigen, was entstehen kann, aber auch, welche Voraussetzungen und Arbeiten dafür nötig sind. An den verschiedenen Stationen zeigten der Fricker Werkhofleiter Georg Schmid wie auch sein Berufskollege Mike Schmid aus Gipf-Oberfrick, wie sie die Projekte in Angriff genommen haben. Beide Männer betonten aber auch unisono, dass am Anfang die Zurückhaltung klar höher war als die Begeisterung. Zu unsicher sei gewesen, was auf sie zukommt, was sie bei der Pflege erwartet, aber auch, wie es von der Bevölkerung aufgenommen wird.

Heute, drei, beziehungsweise zwei Jahre später sind die Werkhofleiter begeistert. Eine gemachte wichtige Erkenntnis hält Georg Schmid mit den Worten fest: «Es braucht nicht immer rigorose Massnamen. Es reicht auch die Umstellung an einigen Orten.» Brigitte Bänninger nickt hier zustimmend. «Ja, alle möglichen Massnahmen für ein optimales Ergebnis können einem zuerst schon erschlagen.»

Auf dem Fricker Parkplatz zeigt Georg Schmid auf die Rabatten um die vorhandenen Bäume. Hier wird das Gras nicht mehr wie früher auf zirka 10 Zentimeter zurückgeschnitten und liegengelassen. Gerade letzteres verhindert, dass der Boden für mehr Artenvielfalt ausmagern kann. Weniger gemäht wird auch auf dem Mergelstreifen zwischen den Parkplatzreihen.

In Gipf-Oberfrick zeigte Mike Schmid vor dem Friedhof, wie aus einer früheren, etwas bemühten Ecke beim Friedhof ein Ruderalstreifen entstanden ist. Auf den zahlreich blühenden Blumen in der steinigen Fläche herrscht an diesem Nachmittag ein Summen und Sirren. Der neugestaltete, nachhaltige Platz gefällt offensichtlich nicht nur Menschen, sondern auch der Insektenwelt. Selbiges gilt auch auf zwei zu Magerwiesen umgewandelten Flächen im Innern des Friedhofes. Das Bauamt hat zudem mit Steinund Holzhaufen am Rande der Wiese, direkt an der Friedhofmauer, Strukturen und damit weitere Lebensräume für Eidechsen, Blindschleichen, Frösche und Co. geschaffen. So prachtvoll präsentiert sich eine Magerwiese aber nicht sofort. Um die Leute beim Anblick der anfänglichen braunen Fläche nicht zu erschrecken, wurden in Gipf-Oberfrick erklärende Tafeln aufgestellt.

Und wie fallen die Reaktionen der Menschen angesichts der sichtbaren Zeichen für mehr nachhaltiges Grün aus? Die Reaktion darauf: «Durchwegs gut».


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