Ein Kaister durch und durch

  29.06.2021 Kaisten

Von seiner Geschichte ist wenig bekannt, seine Zukunft dafür vielversprechend

Der allerletzte seiner Art musste altershalber vor einigen Jahren gefällt werden. Dass hoffentlich bald wieder Hochstämmer mit dem Kaister Feldapfel auf vielen Grundstücken gedeihen, ist einer Probe des letzten Baumes und der Vereinigung Fructus zu verdanken.

Susanne Hörth

«Ja, diese Sorte wurde nur in Kaisten gefunden. Sie ist einmalig», sagt Anna Dalbosco. Die Projektleiterin bei der Vereinigung Fructus spricht vom Kaister Feldapfel. In einem Interview in der aktuellen Dorfbroschüre «Kaisten Info» berichtet sie, wie auf diesen «speziellen und einzigartigen» Apfel aufmerksam gemacht und was unternommen wurde, um ihn wieder zu verbreiten. Es gibt kaum Informationen zu dieser Sorte, erklärt Dalbosco. «Da sie vermutlich durch Zufall auf Kaister Boden entstanden ist, gibt es sie auch nur da. Mit dem Absterben des Baumes stirbt auch die Sorte.» Dass der Apfel trotzdem eine Art Wiedergeburt erlebt, ist gleich mehreren Faktoren zu verdanken. Einer davon ist die nationale Inventarisierung von Obst- und Beerensorten, die vor fast 20 Jahren durchgeführt wurde. Dem Aufruf, seltene Obstbäume und Beeren zu melden, folgte auch jener Kaister, auf dessen Grundstück der letzte Baum der Kaister Feldapfels gefällt werden musste. Der Landwirt schickte Proben des zirka 80-jährigen Hochstämmers ein und legte damit den Grundstein für eine mögliche Rückkehr dieser Apfelsorte nach Kaisten.

Die Vereinigung Fructus, die alte Obstsorten auch für kommende Generationen bewahren möchte, liess anhand der eingereichten Probe viele Prüfungen vornehmen. Dabei stach der Kaister Baum schon bald durch seine Krankheitsrobustheit sowie seine qualitativ hochwertigen Äpfeln hervor. Zudem, so Anna Dalbosco, schmecke der Apfel sehr gut und sei lange haltbar.

Auf die Frage, wie denn aus einer Probe des alten Mutterbaumes wieder Saatgut gewonnen werden konnte, erklärt die Fachfrau: «Da es sich um Apfelbäume handelt, können diese nicht durch Saatgut erhalten werden, sondern müssen vegetativ über Edelreiser vermehrt werden.» Deshalb sei es ganz besonders wichtig, dass wieder solche Bäume angebaut werden. Denn nur so könne man den Kaister Feldapfel auch in Zukunft geniessen.

Auch für Kreuzungen interessant
«Da es sich um eine alte Sorte handelt, ist ihre Genetik besonders interessant da sie sich stärker von den modernen Sorten unterscheidet und somit die Vielfalt unserer genetischen Ressourcen sichert. Auch für die Direktvermarktung kann eine solche spezielle und krankheitstolerante Sorte interessant sein», sagt die Fachfrau. Für Agroscope sei die Sorte ebenfalls als genetische Ressource wichtig. Der «knackige, wohlschmeckende Kaister» könne zum Beispiel in der Apfelzüchtung genutzt werden, um neue Eigenschaften, zum Beispiel mit modernen Sorten zu kreuzen. Laut Anna Dalbosco wolle man auch beim biologischen Forschungsinstitut (FIBL) in Frick den Kaister Feldapfel genauer unter die Lupe nehmen. Auf die Frage, ob solche Bäume für Interessierte bereits erhältlich seien, sagt sie: «Ja, der Kaister Feldapfel kann bereits in den Baumschulen erworben werden.»


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