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  04.06.2021 Kolumne

Ganz schön verhext

Simone Rufli

Das einjährige Berufkraut breitet sich in unseren Gemeinden aus. Kein Grund zur Freude. Doch mich interessiert das Kraut rein beruflich.

«Berufkraut», so lese ich, soll Menschen vor dem «Berufen», d.h. dem Verhexen und Verfluchen durch Hexen und Zauberer schützen.

Manche wünschen sich aber geradezu «berufen» zu werden. «Berufen» im Sinne von eingesetzt in ein hohes Amt. Für Hans Bertle zum Beispiel, von Beruf Maler, war «Berufung» der passende Titel zu seinem Gemälde aus dem Jahr 1920. Es zeigt einen Bauer mit Pflug auf dem Feld stehend, in dem Moment, als er von seiner «Berufung» zum österreichischen Vizekanzler erfährt.

«Berufung» kann noch mehr, ganz ohne Hexerei: Unter «Berufung» im religiös-spirituellen Sinn wird das Vernehmen beziehungsweise Verspüren einer inneren Stimme verstanden, die einen zu einer bestimmten Lebensaufgabe drängt – also zum Beispiel zu einem bestimmten Beruf. «Beruf» wiederum bezeichnet eine dauerhaft und gegen Entgelt ausgeübte Betätigung – aber eben auch den Titel eines Romans von John Grisham.

Ob sich Grisham nun aus innerer Berufung heraus oder mit dem Ziel Geld zu verdienen berufen fühlt zu schreiben? Berufsgeheimnis. Er schreibt auf jeden Fall auch beruflich.


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