«Sorry… auch jetzt keine Zeit»

  01.05.2021 Gipf-Oberfrick

Wenn alle Erwartungen übertroffen werden

Am Samstag sind es vier Wochen, seit Federico Hochreuter im Zentrum von Gipf-Oberfrick das «Chelati» eröffnet hat. Der Versuch, mit dem Gastgeber über die gemachten Erfahrungen zu sprechen, artet in eine Komödie in drei Akten aus.

Simone Rufli

Dienstagmorgen kurz nach acht. Florencia Hochreuter steht an der Kaffeemaschine, ihre Begrüssung geht in einer Mischung aus Maschinen-Brummen und Milchschäumer-Rauschen unter. Die ersten Kunden bestellen Kaffee zum Mitnehmen, dazu ein Gipfeli. Federico Hochreuter schaut kurz an der Theke vorbei und will gleich wieder in den Produktionsbereich verschwinden. Ein paar Fragen zum Start, nur kurz die ersten vier Wochen am neuen Standort Revue passieren lassen? «Sorry, ich bin voll im Stress, Personal ist kurzfristig ausgefallen. Können wir am Nachmittag reden?» Hochreuter deutet auf die leere Auslage hin. Noch fehlt die Glacé. Die muss er jetzt zubereiten. Kein Problem. Wir vertagen unser Gespräch auf 15 Uhr. Abgang und Ende des ersten Aktes.

Szenenwechsel. Gleiche Kulisse, 15 Uhr. Diesmal mit einer grossen Auswahl an Glacé-Sorten. Die Terrasse ist voll. Nur die geforderten Abstände sorgen für ein bisschen Luft. Der Chef, am Glacé portionieren hinter der Theke, schaut auf und dann auf die Uhr. Ein leichter Schreck ist ihm trotz Maske anzusehen. «Sorry… ich habe auch jetzt keine Zeit», erklärt Hochreuter und im Weglaufen: «Ich muss zuerst noch fertig bedienen.» Allerdings ist das Einzige, was sich an diesem Tag schnell abzeichnet, die Tatsache, dass es keine Lücke, kein Fertig-Bedienen geben wird, bevor das Lokal schliesst.

Als die Schlange vor der Türe immer länger wird, immer mehr Schulkinder auf dem Nachhauseweg vorbeikommen, scheint es Zeit, den Druck von den Hochreuters wegzunehmen. Wir verständigen uns auf 19 Uhr, dann wenn das «Chelati» schliesst. Abgang. Ende des zweiten Aktes.

Ein guter Ort
Gleiche Kulisse. Sonne auf Sinkkurs. Sieben Schläge vom nahen Kirchturm. Beginn des dritten und letzten Aktes. «Ich war immer überzeugt, dass das hier ein guter Ort ist», beginnt Hochreuter, «aber den Einfluss des Chriesiwegs habe ich unterschätzt.» Er schüttelt den Kopf, lacht. «Das ist verrückt. An einem schönen Wochenende stehen plötzlich 30 Chinesen vor dem Geschäft, eine Gruppe, die zusammengehört und alle wollen Gelati.» Auch ganze Gruppen von Russen und Indern habe er schon bedient. Viele Fricktaler natürlich auch. Altbekannte Kunden, die ihm schon in Frick treu waren und neue. «Und jetzt, wo die Restaurants ihre Terrassen wieder geöffnet haben, darf ich auch meine Kunden in der Gastronomie wieder beliefern.»

Selbst am Montag, wenn das «Chelati» geschlossen hat, sei es schon vorgekommen, dass sich eine Schlange vor der Eingangstüre gebildet habe, erzählt Federico Hochreuter noch, dann nimmt er einen Schluck von seinem Feierabend-Bier und lehnt sich zurück. Um halb sechs am Morgen hat er mit der Arbeit angefangen. Jetzt will auch er den Frühlingsabend noch ein bisschen geniessen. Denn eins weiss er ganz genau, der nächste Ansturm wird bereits am nächsten Tag folgen.


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