Vergessenes in die Gegenwart bringen

  18.05.2021 Kultur, Wallbach/Mumpf

Sechs Mumpfer sind Rückgrat des Dorfmuseums

Die Schweiz hat weltweit eine der höchsten Dichte an Museen. Es sind 1129 Museen registriert, wovon viele kostbare Kleinode. Darunter das Mumpfer Dorfmuseum, das dank dem Engagement eines Männerteams seit neun Jahren stets mit Überraschungen aufwartet.

Paul Roppel

Der internationale Museumstag ist bei sechs Mumpfer Männern alljährlich dick in der Agenda angestrichen, so auch derjenige vom letzten Sonntag. Oder noch deutlicher die Tage davor. Der Museumstag eröffnet nämlich die Saison ihres fast ein wenig versteckten, winzigen Kleinodes unter dem 1925 erbauten Eisenbahnviadukt beim Eingang zum Fischingertal. Dieses soll sich nach der Winterpause natürlich wieder manierlich und herausgeputzt präsentieren. So traf die NFZ letzte Woche die topmotivierten Männer zweimal bei bester Laune bei der Frühjahrsreinigung des gesamten Gebäudes und seiner Preziosen aus längst vergangenen Zeiten. Spinnweben werden entfernt, Mäusekot entsorgt, Scheiben gereinigt, Metalle auf Hochglanz poliert, mit dem Staubsauger hantiert und der Vorplatz für den Bistrobetrieb gereinigt. «Vier Kisten mit Lesebüchern, Heften und Lexika holen wir aus dem Gemeindearchiv, wo sie vor Feuchtigkeit geschützt sind», sagt Gerhard Trottmann, der die treibende Kraft um das ganze Geschehen und der thematischen Höhepunkte ist. «Diese Bücher sind für Leute, die gerne etwas schmökern wollen», fügt er an.

Eingespieltes Team
Neben ihm schliesst Stephan Sonderegger Laptops und Bildschirme an und richtet Videopräsentationen ein. Er ist der jüngste im eingespielten Team und der einzige, der noch nicht pensioniert ist. «Vor Jahren hatte ich im Museum eine Multimediashow gesehen und mich anerboten, diese etwas lebendiger zu gestalten», lacht der 50-jährige Software-Entwickler diplomatisch, der seither in der Crew hängen geblieben ist. Der ehemalige Elektriker Andreas Güntert ist der jüngste Pensionierte und seit drei Jahren dabei, aber nicht Mitglied der Museumskommission. «Mein Aufwand ist überschaubar, es macht Spass und ich engagiere mich gerne für das Bestehen des Museums», sagt er. Emilio Marono, ehemaliger Koch, engagiert sich als Chef des Bistros. Der 79-jährige Peter Kaufmann hat sich aus der Museumskommission zurückgezogen, ist aber immer noch regelmässig im Team anzutreffen. «Er ist der Experte, der alles wieder reparieren kann», schmunzelt Martin Wunderlin, der sich als Allrounder und Museumsführer engagiert. Diese vier Engagierten sind schon seit 2009 dabei, damals als die Idee aufkam den ehemaligen Dreschschopf zum Dorfmuseum umzubauen. Während Jahren leisteten insgesamt 17 Pensionierte Frondienst beim Umbau des Lagerschopfes und dem Einbau des zweiten Geschosses.

Die Gemeinde kostete das Unterfangen nur 15 000 Franken. 2012 wurde das gelungene Gemeinschaftswerk eingeweiht und brilliert seither alljährlich mit einzigartigen Sonderaktionen und Themen.«Dame von Welt aus Mumpf» heisst die aktuelle Sonderausstellung zum 200. Geburtstag der in Mumpf geborenen französischen Tragödin Elisa Rachel. Der bald 80-jährige Gerhard Trottmann, pensionierter Lehrer und Autor von Dokumentationen, hat wieder viel recherchiert und Verbindungen spielen lassen. «Der Gemeinderat lässt der Kommission in der Themenwahl frei Hand. Er ist glücklich über deren grosses Engagement», sagt Gemeindeschreiber Reto Hofer. Das Budget werde selten ausgeschöpft; die Leute arbeiten gratis. «Wir gehen einmal pro Jahr miteinander essen», meint Trottmann zur Entlöhnung. Einen Wunsch hätte er: «Auch Frauen dürfen bei uns mitmachen». Wer in die Mumpfer Vergangenheit eintauchen will, hat dazu offiziell genau an vier Tagen pro Jahr Gelegenheit; daneben können spezielle Führungen oder Anlässe über die Museumskommission arrangiert werden.


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