«Weil ich es gerne machte, war es keine Last»

  22.05.2021 Kultur, Persönlich, Sulz

Ewald Kalt verlässt den Vorstand der KulturWerk-Stadt Sulz

Geschichte der KulturWerk-Stadt Sulz besser als der pensionierte Malermeister Ewald Kalt. Er gehörte seit 2009 als Gründungsmitglied von Beginn weg dem Vereinsvorstand an. Nun ist er an der Generalversammlung von seinem Amt zurückgetreten.

Dieter Deiss

Über Jahre hinweg war Ewald Kalt so etwas wie die gute Seele der KulturWerk-Stadt. Zahlreichen Besucherinnen und Besuchern ist er bekannt als Führer durch die Naglerwerkstatt und durch die Strickerei. Er gehörte auch zu den treibenden Kräften, als vor rund zwei Jahren die beliebte Freizeitkarte für die Region Laufenburg geschaffen wurde.

Das Naglerhandwerk stand am Anfang
Sein Engagement für altes Handwerk im Sulztal begann aber eigentlich mit seiner Tätigkeit im Gewerbeverein Sulz, den er von 2002 bis 2007 präsidiert hatte. Der Gewerbeverein, die Feldschützen und der Radfahrerverein setzten sich damals für die Bekanntmachung des alten Naglerhandwerks ein und schlossen sich im Trägerverein Nagelschmiede zusammen. Unter Führung des Trägervereins wurden Interessierte mit dem Naglerhandwerk vertraut gemacht. Da war es für den ehemaligen Präsidenten des Gewerbevereins selbstverständlich, dass er sich dann auch von Beginn weg im Verein KulturWerk-Stadt an vorderster Front engagierte, als dieser im März 2009 aus der Taufe gehoben wurde.

Im Zusammenhang mit der 750-Jahrfeier der damals noch selbständigen Gemeinde Sulz wurde dann in der KulturWerk-Stadt erstmals das alte Strickerei-Handwerk präsentiert. Die Maschinen dazu lieferte der Sulzer Garagist Peter Eichenberger. Dessen Grossmutter war nicht nur Strickerin, sondern auch Annahmestelle für die Arbeiten zahlreicher Strickerinnen des Dorfes. Eichenberger interessierte sich für die Strickmaschinen seiner Grossmutter, sammelte alte Maschinen, revidierte diese und machte sie wieder betriebsbereit. Letztlich schenkte er der KulturWerk-Stadt 16 betriebsbereite Strickmaschinen und übertrug ganz offensichtlich die Freude und Faszination für diese alten Maschinen an Ewald Kalt.

Auf den Spuren der Strickmaschinen
Fortan liessen die Strickmaschinen Ewald Kalt nicht mehr los. Mit dem vor zwei Jahren verstorben Werner Schaub aus Basel fand die Kultur-Werk-Stadt einen Mann, der ein grosses Wissen über diese alten Maschinen hatte, der wusste, wie man auf diesen Maschinen strickte und insbesondere auch grosse Kenntnisse hatte zu den benötigten Wollen und Fäden. Es wurden Kontakte geknüpft zum Archiv der 1987 in Konkurs gegangenen Firma Dubied im neuenburgischen Couvet. So konnte nachgewiesen werden, dass die Firma zwischen 1898 und 1918 etwa 80 Maschinen nach Sulz ausgeliefert hatte.

«Die Nachforschung nach den ursprünglichen Zusammenhängen macht mir Spass», erzählt Ewald Kalt. Die KulturWerk-Stadt verfügt heute über rund 60 Strickmaschinen, wovon die Hälfte betriebsbereit ist. Regelmässig strickt eine Gruppe von Frauen auf diesen Maschinen. Dies wiederum bedingt auch einen guten Unterhalt. Um diesen zu gewährleisten hat Ewald Kalt zusammen mit Werner Schaub aus Beständen der Firma Dubied ein grosses Ersatzteillager angelegt. Zu den meisten Maschinen liegen auch ausführliche Dokumentationen vor. All dies, zusammen mit einem grossen Vorrat an Wolle und Fäden, nummerierten Verpackungskisten sowie nicht ausgestellten Maschinen, ist im ehemaligen Lagerhaus sorgfältig eingelagert.

Höhen und Tiefen
Als Höhepunkte während seiner Vorstandstätigkeit bezeichnet Kalt die Übernahme der Nagelschmiede vom Trägerverein Nagelschmiede und die Überführung in den Verein KulturWerk-Stadt, sowie den vor zwei Jahren vollendeten Weiterausbau der Strickstube im 1. Stock. Tiefpunkt für ihn war die Ablehnung des Ausbaus der Gebäulichkeiten zum Dorfmuseum im Rahmen einer Referendumsabstimmung im Jahre 2002.

«Die Arbeit im Vorstand des Vereins KulturWerk-Stadt hat mich teils sehr stark beansprucht», fasst Ewald Kalt zusammen: «Weil ich all dies gerne gemacht habe, war es für mich keine Last.» So werde er auch inskünftig bei Bedarf zur Verfügung stehen. Da er zudem von den alten Strickmaschinen «angefressen» sei, möchte er sich auch weiterhin in diesem Bereich weiterhin engagieren.


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