«Es war am 13. April vor 50 Jahren»

  31.05.2021 Rheinfelden, Zeiningen

Hans Brogli arbeitet seit fünf Jahrzenten bei FrymaKoruma in Rheinfelden

Er war erst 14 Jahre alt, als der Zeininger Hans Brogli beim Rheinfelder Maschinenbauunternehmen FrymaKoruma als Lernender anfing. Im Oktober 2022 geht er, der seiner Firma immer treu blieb, in Pension.

Janine Tschopp

Es sprudelt nur so aus ihm heraus, während Hans Brogli von den letzten 50 Jahren erzählt. Und alles was er erlebt hat, beschreibt er haargenau und voller Begeisterung. Die Mitentwicklung von Maschinen, auf welchen Produkte für den täglichen Bedarf produziert werden, ist seine Leidenschaft.

«Ich habe den richtigen Beruf gewählt», sagt er eingangs des Gesprächs, als er erzählt, wie alles angefangen hatte. «Es war am 13. April, vor 50 Jahren.» Als Hans Brogli beim Rheinfelder Maschinenbauunternehmen FrymaKoruma (damals noch Fryma AG) anfing, gab es nur acht obligatorische Schuljahre. «Weil ich erst 14 Jahre alt war, musste mein Arzt der Firma bestätigen, dass ich gross und stark genug bin für meine Arbeit.» Schon nach wenigen Tagen spürte der junge Mann, dass in diesem Unternehmen ein familiäres Arbeitsklima herrschte und er sich sehr wohlfühlte. Er absolvierte eine vierjährige Lehre als Mechaniker. «Mit der Durchschnittsnote von 5,3 erzielte er von den 21 Prüflingen der Gewerbeschule Rheinfelden das beste Resultat», war im April 1975 in der Fricktaler Zeitung zu lesen.

Fasziniert vom Maschinenbau
Die erste Station nach abgeschlossener Lehre war die Werkstatt, anschliessend wechselte Hans Brogli in die Montage. «Die Technik hat mich sehr fasziniert.» Schon bald baute er die ersten Maschinen und nahm sie in Betrieb. Er wechselte ins Labor und hatte die Gelegenheit, mit Kunden die Herstellung ihrer Produkte auf den Maschinen zu testen. Zahnpasta, Handcrème, Duschgel, Hafermilch, Mayonnaise, Ketchup, Joghurt, Nusspaste… Lebensmittel, Pharma, Kosmetik und Chemie sind die Branchen, für welche FrymaKoruma Maschinen und Prozessanlagen herstellt. «Es ist sehr spannend, von der ersten Stunde bis zur Inbetriebnahme einer Maschine dabei zu sein», schwärmt Hans Brogli. Während Jahren war er in der Entwicklungsabteilung tätig. Mit seiner grossen Erfahrung in der Zerkleinerungstechnik ist Hans Brogli als Produktmanager bis heute bei Innovationen von neuen Maschinen involviert.

Und dann erzählt der begeisterte Berufsmann von seinen Reisen, bei welchen er namhafte Unternehmen auf der ganzen Welt beraten durfte, Maschinen in Betrieb genommen oder optimiert hat. Für Schokolade in der Schweiz, für Sojamilch in Singapur, für Lippenstift in Frankreich, für Fruchtsäfte in Israel, für Senf in München, für sterile Augentropfen in den USA. Es gibt keinen Kontinenten, den Hans Brogli in den letzten fünf Jahrzehnten nicht geschäftlich bereiste.

Einige seiner Reisen führten ihn nach Osteuropa. Er erzählt, wie er damals zu DDR-Zeiten ganz alleine den «Checkpoint Charlie» passierte und bei vier verschiedenen Zöllnern vorsprechen musste. «Dann kam die letzte Tür, und ich war in Westberlin. Dort sah ich Hunderte von Touristen, welche diesen speziellen und geschichtsträchtigen Ort besuchten. Ein Schritt, und man ist in einer anderen Welt.» Hans Brogli beschreibt diese Begebenheit, als ob er sie gestern erst erlebt hätte. Er erzählt von Brasilien, von Sri Lanka, von Mexico City. Oder wie er in den 1980er-Jahren in Moskau ankam und dort sehr lange auf die Person, mit welcher er verabredet war, warten musste. «Man hatte damals kein Handy und konnte einfach kurz anrufen.» Auf seinen Geschäftsreisen sah der Zeininger auch viel Armut, was ihn oftmals sehr nachdenklich stimmte. «Sie kommen aus dem Paradies», hiess es ab und zu, als er den Menschen dort seine Herkunft verriet.

Hans Brogli war nicht nur von den Maschinen, die er auf der ganzen Welt in Betrieb nehmen durfte, fasziniert, sondern auch von den Menschen. «Ich habe Freude, Menschen zu treffen, meine Erfahrungen weiterzugeben und gemeinsam Neues zu entwickeln.»

Wie der FrymaKoruma-Geschäftsführer, Marco Schweizer (er ist seit 23 Jahren im Unternehmen tätig), betont, sei Hans Brogli immer «ein wichtiger Joker» gewesen. Mit seinem grossen Wissen und seiner gewinnenden Art fand er in all den Jahren mit jedem Kunden eine Lösung und war für Kolleginnen und Kollegen Vorbild, Identifikationsfigur und Freund.

Pensionierung um ein Jahr verschoben
Aufgrund von Corona haben sich einige Projekte verzögert, die er selber mitentwickelt hat. Neue Maschinenelemente müssen noch in Langzeitversuchen getestet werden. Deshalb geht Hans Brogli nicht schon am 30. Oktober 2021, sondern erst ein Jahr später in Pension. Abgemacht ist, dass er in seinem letzten Jahr vor der Pensionierung in einem 50-Prozent-Pensum arbeitet. Unter anderem geht es auch darum die Erfahrungen und Erkenntnisse der letzten fünfzig Jahren intern an die jüngere Generation weiterzugeben.

Wie sieht sein Leben nach der Pensionierung aus? Als Familienmensch freut er sich auf viel freie Zeit mit seiner Familie, auf die Gartenarbeit, aufs Skifahren in den Bündner Bergen, aufs Velofahren und aufs Wandern. Im Gespräch betont er, dass ihn seine Frau Anna, die er bei FrymaKoruma kennenlernte, in all den Jahren stark unterstützt habe. «Ich konnte mich immer sorglos auf die Kunden und die Produkte konzentrieren.» Der verantwortungsvolle Familienvater wusste, dass zu Hause alles funktionierte, auch wenn er länger auf Reisen war.

So abwechslungsreich und spannend die Reisen in die verschiedenen Länder auch waren, das Nachhause kommen in die Schweiz und in sein Heimatdorf Zeiningen hat Hans Brogli stets am meisten gefreut. Dort wuchs er als jüngstes von vier Kindern auf einem Bauernhof auf. Der 64-Jährige lebt noch immer in Zeiningen und fühlt sich sehr wohl. Wie auf seinen Reisen schätzt er auch in seiner Heimat die Begegnungen mit Menschen.


FrymaKoruma

Seit 1949 ist Fryma-Koruma eine weltweit führende Marke für Maschinen und Prozessanlagen zur Herstellung von Lebensmitteln, pharmazeutischen, kosmetischen und chemischen Produkten. FrymaKoruma hat seinen Ursprung in der Schweiz und in Süddeutschland durch die Unternehmen Fryma, gegründet 1949, und Koruma, gegründet 1958. Im Jahr 2000 fusionierten die beiden Unternehmen und seit 2014 ist FrymaKoruma eine Marke der ProXES Gruppe. (mgt)


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