«Die Badi ist ein Bedürfnis der Bevölkerung»

  08.05.2021 Schwaderloch

Ein Gespräch über die künftige Entwicklung von Schwaderloch

Die Gemeinde Schwaderloch will ihre gute Freizeit-Infrastruktur erhalten und weiter fördern. Wie Vizeammann Ursula Wüst im Gespräch mit der NFZ sagt, soll bei den Regionalen Planungsverbänden das Anliegen einer Rhein-Badi platziert werden. Sie äussert sich auch zu weiteren im Räumlichen Entwicklungsleitbild (REL) definierten Zielen.

Bernadette Zaniolo

NFZ: Frau Wüst, Schwaderloch hat in den 90er-Jahren ein starkes Bevölkerungswachstum erlebt. In den letzten 20 Jahren ist die Bevölkerungszahl hingegen bei rund 670 Einwohnern nahezu konstant geblieben. Wo sehen Sie die Einwohnerzahl im 2050?
Ursula Wüst:
Schwaderloch hat aktuell 694 Einwohnerinnen und Einwohner. Zum Thema Räumliches Entwicklungsleitbild REL wurden mit der Bevölkerung ein öffentlicher Dorfrundgang und ein Workshop durchgeführt, dabei zeigte sich, dass sich die Bevölkerung ein moderates Wachstum für Schwaderloch wünscht. Der Gemeinderat definierte bereits vor Jahren eine Bevölkerungszahl von rund 900 als verträgliche Grösse. Ich denke als Grössenordnung kann diese Zahl stehen bleiben.

Ein Entwicklungsziel ist, den ÖV-Anschluss zu verbessern. Dies unter anderem durch eine zusätzliche Bushaltestelle und eine erhöhte Busfrequenz. Wo soll die zusätzliche Bushaltestelle realisiert werden?
Eine zusätzliche Bushaltestelle wird im Kommunalen Gesamtplan Verkehr KGV von Schwaderloch als minimale Lösung bei der Zielsetzung aufgeführt. Besser wären zwei zusätzliche Bushaltestellen entlang der Hauptstrasse.

Die Wiederaufnahme des Bahnbetriebes mit Halt in Schwaderloch ist ein weiteres angestrebtes Ziel. Die regionalen Planungsverbände Zurzibiet und Fricktal sowie Politiker wie der Leibstadter Ständerat Hansjörg Knecht engagieren sich stark für die Wiederaufnahme des Personentransportes auf der Schiene zwischen Laufenburg und Koblenz. Seitens des Kantons ist jedoch keine Unterstützung für dieses Anliegen in Sicht. Wie optimistisch sind Sie betreffend des formulierten Zieles?
Grundsätzlich bin ich immer optimistisch, wenn es darum geht, dass Energie in ein Projekt fliesst, das für die Entwicklung der Region und den Standort Schwaderloch von grosser Bedeutung sein kann. Für die künftige Entwicklung unserer Gesellschaft erachte ich es grundsätzlich als wichtig, dass dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs eine grosse Bedeutung zuerkannt wird.

Schwaderloch ist ein langgezogenes Dorf, das durch die Hauptstrasse getrennt wird. Sie wollen den Strassenraum aufwerten und die Trennwirkung reduzieren. Wie soll das umgesetzt werden?
Mit dem Regionalen Leitbild REL und dem KGV werden Ziele verabredet, die als Grundlage der Gesamtrevision der Nutzungsplanung dienen und insbesondere eine sinnvolle Abstimmung von Siedlung und Verkehr unterstützen sollen. Die Umsetzung wird ein Teil der weiteren Bearbeitung sein und heute Massnahmen zu formulieren, würde einem guten Prozess vorgreifen.

Mittelfristig will Schwaderloch betreutes Wohnen für ältere Personen anbieten. Gibt es hierzu schon konkretere Pläne?
Konkrete Pläne, die kurzfristig umgesetzt werden könnten, gibt es noch keine. Im REL wurde betreutes Wohnen für ältere Menschen im Handlungsplan aufgeführt, da es ein grosses Anliegen vieler Menschen ist, dort alt werden zu können, wo sie ihr Leben verbracht hatten, im Idealfall mit der Familie. Um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden, braucht es geeignete, altersgerechte Wohnungen und die Möglichkeit, nach Bedarf Leistungen zu beziehen. So z.Bsp. Putzen, Einkaufen usw. . Mobile und stationäre Pflegeeinrichtungen sind ausreichend und in guter Qualität in der Region vorhanden. Die Gesellschaft und damit die Ansprüche der älter werdenden Bevölkerung verändern sich, dies bietet auch Chancen für neue Konzepte.

Wo könnte ein solches Projekt räumlich realisiert werden?
Aus meiner Sicht sollten in einem kleinen Dorf wie Schwaderloch die Generationen durchmischt leben, um voneinander profitieren zu können, daher sollte bei Bauprojekten grundsätzlich eine hindernisfreie Bauweise angestrebt werden.

Und die Schule. Wird Schwaderloch seine Primarschule in zehn Jahren noch haben?
Ja. Aufgrund der auf gutem Niveau gleichbleibenden Anzahl Schüler und Schülerinnen, dürfen wir davon ausgehen, dass der Primarschulstandort in zehn Jahren noch besteht. Zudem ziehen immer wieder junge Familien mit Kindern nach Schwaderloch.

Die Gemeinde will eine Baulandbörse aufbauen. Wieviel Bauland-Reserven hat Schwaderloch noch und wieviel davon ist eingezont?
Schwaderloch hat noch rund 45 000 Quadratmeter nicht bebaute Fläche innerhalb der Bauzonen, davon befinden sich 13 000 Quadratmeter in der Zone Gewerbe. Aktuelle Baugesuche verteilen sich auf eine Fläche von 13 000 Quadratmetern und seit 2019 werden Projekte auf 10 000 Quadratmetern realisiert.

Ein Grossteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche in der Rheinebene zwischen Schwaderloch und Leibstadt gehört der Novartis. Benötigt diese das Land noch oder haben Sie Kenntnis über eventuell geplante Bauprojekte der Firma dort?
Aktuell wird das Land von der Inhaberin genutzt und es sind der Gemeinde keine Projekte bekannt. Anzumerken ist, dass es sich nicht um Land innerhalb eines Baugebietes handelt.

Längerfristig, heisst innerhalb von 30 Jahren, wird eine Neuentwicklung im Bereich Rheingasse/ Vollmatt angestrebt. Was heisst das konkret?
Heute ist es nicht möglich, zu dieser Frage konkret zu antworten, da dies dem Prozess der Gesamtrevision der Nutzungsplanung vorgreifen würde.

Die Gemeinde will ihre gute Freizeit-Infrastruktur erhalten und weiter fördern. So wird das Einrichten einer Rhein-Badi geprüft. Könnte ein solches Projekt im Rossgarten realisiert werden?
Gestützt auf das REL wird Schwaderloch eine Eingabe bei den Regionalen Planungsverbänden platzieren. Alles Weitere ist in einem übergeordneten Zusammenhang mit der Totalrevision Rheinuferschutzdekret, neuer kantonaler Nutzungsplan Rheinufer, zu sehen. Somit ist es viel zu früh, um weitere Aussagen zu machen.

Die Gemeinde kann ein solches Projekt finanziell nicht stemmen. Wie also, soll ein solches Projekt finanziert werden?
Schwaderloch macht es wie alle Gemeinden. Es gibt die strategischen Ziele, Budget, Finanzplan und andere Planungsmittel, daraus werden die Projekte erarbeitet und der Bevölkerung, also allen die am Ende die Rechnung bezahlen, zur Abstimmung vorgelegt. Schwaderloch ist keine arme Gemeinde. Es ist bei uns wie vielerorts, es kann nicht alles auf einmal geben.

Dann gäbe es eine regionale Rhein-Badi. Ist das also der «Einstand» für eine Fusion?
Aus meiner Sicht gibt es viele gute Gründe für Fusionen wie ein guter, breit abgestützter «Service public» und die Bündelung regionaler Interessen, Grossgemeinden mit einem vielfältigen Angebot und vielem mehr. Die Badi ist ein Bedürfnis aus der Bevölkerung und Schwaderloch würde sich auf Grund der Lage und der Fluss-Strömung eignen.

Immer wieder war das Thema Zusammenschluss auf dem Tisch. So richtig ernsthaft schien es trotzdem nie. Bleibt man trotzdem offen für einen Schulterschluss und wenn ja, in welche Richtung?
Schwaderloch hat sich mehrfach ernsthaft bemüht, eine Fusion mit anderen Gemeinden zu prüfen, auch schon bevor ich im Gemeinderat war, und auch die Initiative für Gespräche mit umliegenden Gemeinden ergriffen, mit dem Ziel, dass eine Fusion zu einer Grossgemeinde geprüft werden kann. Es ist eine Frage der Zeit und dann wird es möglich, weitere Gespräche zu führen.

Ist es als Gemeinde zwischen den beiden Bezirken Laufenburg und Zurzach auch manchmal eine Zerreisprobe?
Ich habe das in den zehn Jahren meiner Tätigkeit als Gemeinderätin nie so wahrgenommen.

Noch eine persönliche Frage: Warum gefällt es Ihnen in Schwaderloch?
In Schwaderloch ist zur Zeit mein zu Hause, in dem ich mich wohl fühle. Dazu gehört die wunderbare Lage am Rhein, der Wald am Hang, wenn ich in die andere Richtung blicke, meine kleine Welt mit Familie, Katzen, Haus und Garten, sowie wunderbare Menschen, die ich zu meinen Freunden zählen darf. Menschen mit denen ich etwas auf die Beine stellen darf und meinem Amt als Gemeinderätin, in dem ich etwas bewirken kann.

Anmerkung der Redaktion: Das Interview wurde schriftlich geführt.


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