«Auch Tiere haben ein Recht zu leben»

  13.05.2021 Kaisten, Natur

Fast durchwegs mit Unverständnis oder gar Empörung haben viele Leute auf das Schicksal des Frischlings reagiert. Weil es das Gesetz so verlangt, wurde er einen Tag nach seiner Rettung getötet.

Susanne Hörth

Seit die NFZ mit Stefanie Sutter vom Tierlignadenhof Kaisten gesprochen hat und auch über das traurige Schicksal des Wildschweinchens Josie berichtete, sind einige Tage vergangen. Nicht weniger geworden sind seit jenem Gespräch von Mittwochmorgen das Unverständnis und die vielen Emotionen. Denn nach wie vor bewegt die Geschichte von Josie, dem gerade einmal zwei Lebenstage beschert waren, die Menschen. Und das nicht nur auf dem Tierlignadenhof selbst.

Das kurze Leben von Josie
Das knapp einen Tag alte Schweinchen wurde, nachdem es von drei Grenzwächter am Montag entdeckt worden war, von seinen Rettern auf den Tierlignadenhof in Kaisten gebracht. Hier durfte es gerade einen Tag lang bleiben. Der Jagdaufseher holte am Dienstag den Frischling ab. Sein Tod war beschlossene Sache. Sollte ihm das Tier nicht herausgegeben werden, informiere er die Polizei, wiederholte später Stefanie Sutter die Worte des Jagdaufsehers. Das Gesetz verbietet, Wildtiere mitzunehmen oder privat zu halten.

Dass der Wildhüter damit «einfach seinen Job» erledigt hat, können viele Menschen nicht verstehen. Insbesondere auch deshalb nicht, weil auf dem Tierlignadenhof in Kaisten seit 13 Jahren ein Wildschwein lebt und Stefanie Sutter zudem über eine Ausbildung als Wildtierpflegerin verfügt. In zahlreichen Kommentaren wird das «überschnelle Handeln» des Jagdaufsehers verurteilt. «Dienst nach Vorschrift, keine Verantwortung übernehmen», «Die Exekution des Frischlings ist die Folge reiner Paragrafenreiterei und entbehrt jeglicher Rechtfertigung», «Absolut unnötig, es hätte sicher eine Lösung gegeben, nur der Wille fehlte», «Tiere haben ein Recht auf Leben, auf Freiheit und auf Unversehrtheit», «Eine Schande! Respektlos unseren Tieren gegenüber», «Auch Tiere haben ein Recht zu leben» sind nur ein Teil der Reaktionen der Leute.

Froh um die Rückendeckung
«Es hat uns gutgetan, zu erleben, wie viele Leute reagiert haben. Zu spüren, dass sie unsere Meinung teilen und auch nicht verstehen, dass Josie keine Chance bekommen hat», halten die Schwestern Stefanie und Janina Sutter gegenüber der NFZ fest. Sie können nach wie vor die Meinung des Amtes für Jagd und Fischerei nicht nachvollziehen, die dahingehend lautet, dass ein Wildschwein in privater Haltung Stress hat und leiden muss. «Wildschwein Joker, der seit 13 Jahren bei uns auf dem Hof lebt, ist absolut nicht gestresst und leidet nicht. Es geht ihm gut. Er kann sich zurückziehen, wann er will. Und er hat auch sehr viel Auslauf. Er fühlt sich wohl», betonen die Schwestern.

Sie hätten sich so sehr gewünscht, das Frischling Josie eine Chance zum Weiterleben bekommen hätte. Bei ihnen oder auch in einer Wildtierauffangstation oder einem Wildpark. «Wir möchten uns für die grosse Rückendeckung, die wir in diesen Tagen von so vielen Menschen erhalten haben, bedanken.» Wenn es dem kleinen Wildschwein Josie nichts mehr genützt hat, sein Leben zu Ende gegangen ist, bevor es überhaupt recht begonnen hat, so spüren die Tierlignadenhof-Betreiberinnen dennoch einmal mehr, dass sie mit ihrer Haltung, wenn es um das Wohl der Tiere geht, nicht alleine sind.


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