«Wir arbeiten nicht viel weniger, aber es kommt kein Geld rein»

  13.04.2021 Rheinfelden, Sport

Im vergangenen Jahr konnte das Rheinfelder Fitnessstudio Dynamo Sport an einem neuen Standort Wiedereröffnung feiern. Der anhaltende Lockdown trifft den Betrieb hart.

Valentin Zumsteg

Die Laufbänder stehen still, die Hanteln liegen unbenutzt da, es fliesst kein Schweiss. Im Fitnessstudio Dynamo Sport an der Fassbindstrasse in Rheinfelden ist es ruhig. Ende August 2020 haben Inhaber Adi Käser und sein Team grosse Wiedereröffnung in der neuen Furnierwerk-Überbauung beim Rheinfelder Bahnhof gefeiert. Davor war das Studio während rund 24 Jahren an der Spitalstrasse beheimatet. Der Start am neuen Standort ist gelungen – doch der Betrieb wurde kurz vor Weihnachten durch die vom Bundesrat verhängten neuen Corona-Schutzmassnahmen ausgebremst. Die Fitnessstudios dürfen – wie viele andere Sport- und Freizeitbetriebe – seither nicht mehr offen haben.

«Es ist traurig»
«Es geht mir miserabel. Ich finde es traurig, dass wir derzeit nicht unserer richtigen Arbeit nachgehen können, sondern Gesuche stellen müssen», sagt Adi Käser. Zusammen mit Kathrin Gerber führt er das Studio mit viel Herzblut. Sechs Festangestellte, vier Teilzeit-Mitarbeiter und drei Lehrlinge werden beschäftigt – jetzt sind sie in Kurzarbeit. Am neuen Standort stehen 1000 Quadratmeter zur Verfügung, rund doppelt so viel wie vorher. «Wir haben vor 25 Jahren bei null angefangen und seither immer wieder investiert», erklärt Käser.

Die jetzige Situation schlägt sich stark in den Finanzen nieder. Normalerweise sind Oktober bis April die besten Monate. «In dieser Zeit machen wir zwei Drittel des Umsatzes. Das ist jetzt verloren.» Wie zu erwarten war, gehen die Kundenzahlen zurück. Bestehende Abos werden teilweise nicht verlängert, neue nicht abgeschlossen. «Die Unsicherheit ist das Problem. Niemand weiss, wie es weitergeht und wann wieder ein normaler Trainingsbetrieb aufgenommen werden kann», sagt Kathrin Gerber.

Erfreulich sei hingegen, dass sich die Vermieterin sehr entgegenkommend zeige. «Das ist grossartig. Sonst gäbe es uns nicht mehr.» Auch sonst spüren sie Solidarität. Ein Kunde hat eine Spendenaktion gestartet, an der sich über 90 Personen beteiligten. Bislang kamen so gut 28 000 Franken zusammen. Das ist zwar nur «ein Tropfen auf den heissen Stein», wie Gerber und Käser schildern, sie freuen sich trotzdem über dieses Zeichen der Wertschätzung. «Am Anfang hatte ich aber Mühe, dass jemand für mich bettelt», so Käser. Auch wenn im Studio derzeit nicht trainiert werden darf, pf legen sie den Kontakt mit ihren Kunden. «Wir bieten mehrmals pro Woche Outdoor-Trainings an, stellen Fitnessgeräte zur Verfügung und geben Lektionen über Zoom», erklärt Käser. So versuchen sie, möglichst viele Kunden bei der Stange zu halten. «Wir arbeiten nicht viel weniger, es kommt aber kein Geld rein», fasst Gerber die Situation zusammen. Vor allem der administrative Aufwand sei gross. «Die Kurzarbeits-Entschädigung für Januar haben wir bekommen; aber nur, weil ich penetrant nachfragte. Die Zahlung für Februar ist noch ausstehend, wir mussten allerdings schon die März-Löhne bezahlen»,

«Wo bleibt die Gerechtigkeit?»
Ein wichtiges Anliegen ist ihnen die Betreuung der Lernenden. Eine Lehrtochter hat in Kürze ihre Abschlussprüfungen – auch für sie ist es eine schwierige Situation, denn seit über drei Monaten kann sie nicht mehr mit Kunden arbeiten.

Dass die Fitnessstudios vom Bund geschlossen wurden, empfinden Gerber und Käser als ungerecht. «Hotels dürfen offenhalten und Fitness und Wellness anbieten. Die Restaurants und die Fitnessstudios müssen hingegen schliessen. Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Wir können das Schutzkonzept einhalten und haben viel Geld in die kontrollierte Lüftung investiert.»

Morgen Mittwoch wird der Bundesrat voraussichtlich darüber beraten, wie es mit den aktuellen Massnahmen weitergeht und ob es Lockerungen gibt. Gerber und Käser sind wenig zuversichtlich, dass sie am 19. April wieder öffnen dürfen. Trotz all dieser Schwierigkeiten ist für sie aber klar: «Wir werden weitermachen.» 


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