GZF Spitalratgeber

  02.03.2021 Ratgeber, Rheinfelden

Bonding – Berührung ist unsere erste Sprache

Sobald Sie Ihr Baby zum ersten Mal in den Armen halten, mögen Sie nach der Geburt auch noch so erschöpft sein, löst das bei Mutter und Kind etwas aus. Sie spüren sich gegenseitig, Sie riechen die Haut Ihres Babys, es hört Ihre Stimme und auch Ihren Herzschlag. In dieser unbekannten Welt möchte es versorgt werden und braucht eine Bezugsperson. Durch den Aufbau einer engen Beziehung lernt Ihr Baby, Vertrauen zu fassen. Es wird in den folgenden Lebensmonaten mit vielen neuen Eindrücken konfrontiert und wir wissen, dass frühes «Bonding» Ihrem Baby hilft, mit all den unbekannten Situationen umzugehen. Nicht nur bei Ihrem Kind, sondern auch bei Ihnen als Mutter löst der enge Kontakt nach der Geburt einiges aus. Ein starker Beschützerinstinkt erwacht, Sie spüren die Kraft, um Tag und Nacht für Ihr Baby da zu sein, es zu umsorgen und vor Gefahren zu schützen.

Diese bedingungslose emotionale Bindung bleibt ein Leben lang, auch wenn Ihr Kind längst erwachsen ist. Schon 1981 konnte in einer Studie nachgewiesen werden, dass Babys, die in den ersten 45 Minuten nach der Geburt bei der Mutter waren, in den folgenden Monaten häufiger Blickkontakt zu ihr suchten als andere. Psychologen werten dies als Zeichen einer engeren Bindung. Verständnis und Einfühlsamkeit stärkt nicht nur das Vertrauen in die Eltern, sondern auch in das spätere Leben.

Von Geburt an funktionieren der Geruchs- und Tastsinn, die Berührung spielt dabei eine besondere Rolle. Sie und Ihr Baby spüren sich mit den Sinnen, das Kind nimmt Ihren Duft wahr und fühlt sich in Ihrer Nähe geborgen.

«Bonding» ist aber auch Männersache, das darf man nicht vergessen. Der Aufbau einer engen Vater-Kind-Beziehung stärkt nicht nur ihr zwischenmenschliches Verhältnis, sondern dient auch als wichtiges Fundament für die kindliche Entwicklung. Es ist nicht nur die Mama, die eine tiefe Bindung zum Kind aufbauen kann, auch werdende Väter erfahren biologische und hormonelle Veränderungen. Meist setzt das «Bonding» etwas später ein, es kann auch länger dauern. Wenn es der Papa zulässt, ist die Beziehung von gleicher Intensität!

Die Autorin ist Leitende Ärztin an der Frauenklinik des GZF.

Der «Spitalratgeber» ist ein Produkt der Zusammenarbeit mit dem GZF.


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