Zum Gedenken

  05.02.2021 Wil

Jeannette Sibold-Müller, Wil-Oedenholz

Jeannette Sibold wurde am 13. September 1926 geboren. Sie war das zweitjüngste Kind ihrer Eltern Hermann und Rosa Müller-Zumsteg und wuchs zusammen mit drei Schwestern und zwei Brüdern im Steinhof in Wil auf. Dort erlebte sie eine glückliche Kind- und Jugendzeit auf dem kleinen elterlichen Bauernhof.

Kaum der Schule entlassen, absolvierte Jeannette während den Kriegsjahren eine zweijährige Haushaltlehre im Haus vom ehemaligen Bezirkstierarzt Villiger in Laufenburg. Mit vier kleinen Kindern, der Pflege vom grossen Garten und dem Telefondienst für die Praxis waren ihre Tage mehr als ausgefüllt und streng. Es folgten weitere Haushaltstellen in Endingen bei Familie Dreifuss und in Döttingen bei der Tisch- und Stuhlfabrik Oberle. Mit Freude und Euphorie erzählte sie uns immer wieder gerne Episoden aus der Zeit in Döttingen, wo die fasnächtliche fünfte Jahreszeit nie ohne sie stattgefunden habe!

In diesen Jahren holte sich unsere Mutter das Rüstzeug für eine gute Bäuerin und fürsorgliche Mutter. Noch vor ihrer Heirat arbeitete Jeannette auch im Kirchspiel Leuggern als Serviceangstellte im Restaurant Sonne, zu der nebst der Wirtschaft auch eine Bäckerei gehört. Diese Stelle erforderte lange Arbeitstage und kurze Nächte.

Am 17. Mai 1957 heiratete Jeannette ihren gleichaltrigen Schulkameraden und Bauernsohn Hans Sibold vom Oedenholz. In der schönen, neu renovierten Stadtkirche in Aarau reichten sie sich die Hand zum gemeinsamen Lebensweg. Zu ihrer grossen Freude wurden sie glückliche Eltern von Charlotte, Marcel und Susanne. Mit den Jahren kamen zwei liebe Schwiegersöhne dazu, die Jeannette und Hans bei vielen Hofarbeiten tatkräftig unterstützten, und sechs Grossund vier Ur-Grosskinder, welche ihren Grosseltern viel Freude bereiteten. Während den Schulferien waren die Grosskinder immer gerne auf dem Bauernhof in den Ferien. Vom «feine Zmorge» mit Spiegeleiern von den hofeigenen Hühnern erzählen sie noch heute. Das Oedenholz wurde für sie wie ein zweites Zuhause.

Nebst der Mithilfe auf dem Bauernhof war unsere Mutter auch eine grosse Stütze für die betagten Schwiegereltern, welche bis zum Tod im gleichen Haushalt lebten. Mit ihrem Töffli, dem «Condor Puch», fuhr Jeannette viele Jahre regelmässig ins Dorf und machte Besorgungen, war zum Arzt oder Coiffeur unterwegs. Später als die Helmpflicht kam, liess sie sich lieber von ihrem Mann Hans mit dem roten «Alpina-Traktor» ins Dorf chauffieren.

Ein schwerer Schicksalsschlag war der Tod von ihrem Mann und unserem Vater im Jahr 2010. Während dieser schweren Zeit des Abschieds wohnte Jeannette während einem Jahr in Obermumpf bei der Tochter Susanne und ihrer Familie. Mit Unterstützung ihrer Kinder und der Spitex konnte sie danach aber wieder ins Oedenholz in ihr trautes Heim ziehen. Eine grosse Hilfe waren auch die Nachbarn, welche verdankenswerter Weise für das Notruftelefon da waren. Jeden Tag kamen ihre Kinder vorbei, um ihr bei der täglichen Arbeit zu helfen. Wichtig war Jeannette, dass genügend Holz im Ofen war, damit sie sich auf der warmen «Choischt» wohlfühlen konnte. Sie kochte auch jeden Tag ein feines Mittagessen mit Gemüse vom eigenen Garten, das sie dann zusammen mit ihrem Sohn Marcel, der in der Nähe arbeitet, geniessen durfte.

Im Frühling 2019 stürzte unsere Mutter unglücklich im Haus. Nach langer Genesungszeit auf der Barmelweid erholte sie sich recht gut, konnte aber nicht mehr allein in ihrem Zuhause wohnen bleiben. Im Sommer zog Jeannette ins Betreute Wohnen Leuggern, wo sie sich zusammen mit ihrer Schwester Trudi wohlfühlte. Sie freute sich sehr über die vielen Besuche ihrer Familie und Bekannten, über die ausgiebigen Spaziergänge mit dem Rollstuhl an der Sonne und in der Natur.

Durch die Pandemie wurden die Besuche im Betreuten Wohnen aber eingeschränkt und Zeit mit unserer lieben Mutter zu verbringen fehlte. Traurig war sie auch über den Tod ihrer Schwester Trudi. Sie war eine Woche zuvor verstorben und Jeannette hatte sie sehr vermisst.

Liebevoll umsorgt und müde von diesen schwierigen Umständen ist sie am 3. Dezember 2020 friedlich eingeschlafen. Unsere Mutter war immer fürsorglich für uns alle da. So unverhofft mussten wir sie nach einem reich erfüllten Leben gehen lassen. Wir vermissen sie sehr, gleichzeitig sind wir dankbar für die vielen schönen, gemeinsamen Jahre, die wir miteinander im Oedenholz erleben durften. Gott hat sie jetzt an seine Hand genommen und zu ihrem lieben Hans in den Himmel geführt. In Erinnerungen werden sie immer bei uns sein. (mgt)


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote