Lockdown und Vollmilch

Ronny Wittenwiler

Homeoffice erfordert enorm Disziplin. Gerade was Essen, Kühlschrank und solches Zeugs anbelangt. Deshalb habe ich mir geschworen: Ich werde nicht zulassen, dass mir meine eigene Jeans irgendwann die Luft abstellt. Das Erreichte macht mich ein bisschen stolz und ich hatte ja keine Ahnung, wie bequem Trainerhosen wirklich sind. Corona hat mir körperlich auch an anderen Stellen zugesetzt. Ich habe plötzlich enorm abstehende Ohren. Damit allein kann ich ja noch umgehen, denn wenn ich auf dem Sofa sitze und meinen Kopf leicht schräg in Richtung Südwesten ausrichte, empfangen wir zuhause plötzlich TV-Sender, von denen wir nicht mal wussten, dass es sie gibt.

Höhepunkt meiner Wesensveränderung dann am Valentinstag. Als ich Maus den Kaffee ans Bett servierte und ihr etwas Milch nachgiessen wollte, fragte sie doch tatsächlich, ob ich Fettarme hätte. Das war ziemlich verstörend. «Ich rede von der Milch», versuchte sie die Situation zu retten. Ich aber wollte es jetzt einfach wissen: «Sag die Wahrheit. Habe ich im Lockdown zugelegt?» Sie überlegte lange. «In erster Linie bist du ein toller Mensch und Vater unserer Kinder.»

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