Salziges
12.02.2021 KolumneKreative Buchführung beim Familientreffen
Wir Schweizer gelten ja gemeinhin als Erbsenzähler, die Fünfe nicht gerade sein lassen. Doch das ist ein Vorurteil – und erst noch ein falsches. Wir sind durchaus flexibel und nehmen nicht alles immer so genau. Wer das nicht glaubt, der soll mal die Steuererklärungen seiner Mitmenschen anschauen. Also da beweisen die Schweizer doch ein grosses Talent für kreative Buchführung. Wir unterscheiden sogar zwischen Steuerbetrug und Steuerhinterziehung – etwas, das im Ausland kaum zu erklären ist. Noch kreativer sind nur die Banken bei der Einführung von neuen Gebühren.
Oder nehmen wir die aktuellen Corona-Schutzmassnahmen: Wenn wir den Bund richtig verstanden haben, sollen sich derzeit nicht mehr als fünf Leute treffen. Das ist die Theorie und alle Theorie ist grau. In der Praxis wird diese Vorgabe grosszügig ausgelegt – oder aber viele können nicht weiter als bis fünf zählen. Das ist aber nicht schlimm, schliesslich hat die Politik bis vor kurzem ja noch das Hohelied auf die Eigenverantwortung gesungen. Dazu gehört eben auch, dass man nicht immer alles so macht, wie es irgendeines dieser vielen Bundesämter für richtig hält. Oder anders gesagt: Wir wissen nicht so genau, was die Politiker in Bern treiben – aber die wissen auch nicht, was bei uns in der Stube so läuft. Das ist besser für beide Seiten.
DER SALZSTREUER
salzstreuer@nfz.ch