Ein Virus stellt die Welt auf den Kopf

  25.02.2021 Fricktal

Corona lässt Chöre verstummen und sorgt für menschenleere Stadien

Hätte anfangs 2020 jemand gesagt, dass Treffen von mehr als fünf Personen verboten werden oder es keine Fasnacht 2021 gibt, so wäre das wohl nur mit Unglauben quittiert worden. Das Coronajahr hat auch im Fricktal den normalen Alltag vielfach ausser Kraft gesetzt.

Susanne Hörth

Ist es wirklich erst ein Jahr her? Dauert es nicht vielmehr schon eine schiere Unendlichkeit? Als am 25. Februar 2020 der erste positiv getestete Corona-Fall in der Schweiz bekannt wurde, hätte wohl kaum jemand gedacht, dass uns das Virus auch ein Jahr später noch immer im Griff hat und wir bereits von einer zweiten Welle überrollt wurden. Gestern Mittwoch hat der Bundesrat den Weg zurück in eine veränderte Normalität mit ersten Lockerungsmassnahmen ab anfangs März stückweise freigegeben. Die Geduld vieler Menschen ist mittlerweile überstrapaziert, jeder wünscht sich den Alltag vor Covid 19 zurück.

Wie damals Freunde treffen, ohne dabei über Anzahl Personen nachdenken zu müssen; spontan jemanden in den Arm nehmen, mit Familien feiern, Angehörige in Spitälern oder Altersheimen besuchen oder einfach im Laden ein paar neue Schuhe kaufen zu können: Selbstverständlichkeiten, die mit der Ausbreitung des fiesen Virus’ keine mehr waren. Unser Leben wurde von einem auf den anderen Tag fremdbestimmt. Im Februar 2020, die Nachbarländer machten es der Schweiz bereits vor, nahmen Massnahmen zum Schutz gegen das Corona-Virus zu. Anfänglich noch zögerlich mit eingeschränkter Reisetätigkeit, verstärkten Hygienevorschriften und vermehrt auch mit Kontaktverzichten. Zusehends mussten sich Veranstalter die Frage stellen, ob die geplanten Theateraufführungen, Konzerte, Märkte und sonstigen Anlässe aufgrund der beschränkten Teilnehmerzahlen noch durchgeführt werden können.

Während es die Fricktaler Fasnacht 2020 gerade noch schaffte, war es für die Basler Fasnacht schon zu Ende, bevor es überhaupt begonnen hatte. Ebenso erging es den Spielleuten Hottwil. Nach intensiven Wochen voller Probearbeit freuten sie sich auf die Vorführung vor Publikum. Am Premieretag war dann alles aus. Statt «Vorhang auf» verkündeten die Verantwortlichen ein «Abgesagt». Das Hottwiler Theater steht exemplarisch für den Stillstand von kulturellen, sportlichen sowie vielen politischen Veranstaltungen. Mit der vom Bundesrat am 16. März 2020 verfügten ausserordentlichen Lage wurde das Leben gänzlich auf den Kopf gestellt. Läden, Restaurants, Kulturbetriebe und Schulen schlossen. Home-Office und Fernunterricht kehrten ein. Die Grenzen zu unseren Nachbarländern wurden geschlossen. «Ein Bild wie in Kriegsjahren», beschrieb damals eine ältere Dame in Laufenburg die verbarrikadierte alte Zollbrücke. Im Sommer dann ein Aufatmen. Die Ansteckungszahlen sanken, ein Stück Normalität kehrte zurück. Einiges war wieder erlaubt. Zahlreiche Einschränkungen zum Schutz vor neuen Ansteckungen blieben. Von einer zweiten Welle wollte niemand etwas hören. Doch sie kam. Diesmal mit noch grösserer Wucht als beim ersten Mal. Der erneute Shutdown zwang ab Spätherbst vieles in die Knie. «Wir wissen nicht, wie und ob es überhaupt weitergeht.» Solche und ähnliche Worte waren in den NFZ-Berichterstattungen regelmässig zu lesen. Sind es noch immer. Um das Beispiel Theater Hottwil nochmal aufzugreifen: Eine Theaterinszenierung wird es dort auch in diesem Jahr nicht geben. Veranstalter von kulturellen und sportlichen Anlässen müssen zuwarten, bis es die Corona-Situation wieder zulässt.

Es wird geimpft
Kannte man im Frühling 2020 im persönlichen Umfeld kaum jemanden, der sich mit dem Virus angesteckt hatte, so änderte sich das bei der zweiten Welle. Von Isolation und Quarantäne können mittlerweile viele erzählen. Ebenso vom Leid, welches mit dem Virus einhergehen kann. Alleine in den beiden Alterszentren in Frick und Laufenburg starben im Dezember 42 Heimbewohner an den Folgen von Corona.

Laufend reagiert auf die Pandemie hat auch das Gesundheitszentrum Fricktal (GZF) mit seinen beiden Spitälern in Rheinfelden und Laufenburg. Zwischenzeitlich verfügt das GZF in Laufenburg und in Rheinfelden über je ein Impfzentrum. In einem dieser sagte ein frisch geimpfter Mann zur NFZ: «Wenn ich jetzt nicht eine Maske aufhaben müsste, würden Sie mein Lachen sehen.» Er sei so froh, wenn dank der Impfung wieder ein Leben ohne Angst vor Corona einkehren könne.


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