beRUFLIch

  12.02.2021 Kolumne

Nostalgie in 24 Bänden

Simone Rufli

Wenn man vermehrt daheim arbeitet, fällt einem so manches auf. Zum Beispiel, dass die papierlosen Büros in unserer Wohnung einen immensen Berg an Altpapier produzieren. Daneben schärft sich der Blick für unnütze Dinge, an denen man auf eine unerklärlich emotionale Art eben doch hängt. Meyers Grosses Taschenlexikon in 24 Bänden zum Beispiel – aus dem Jahr 1992. Selbstverständlich finden sich darin immer noch Tausende interessanter Stichworte und ebenso viele aufschlussreiche Erklärungen. Doch wann habe ich das letzte Mal nach einem dieser 24 Bände gegriffen, um eine Wissenslücke zu schliessen? Wie viel einfacher ist es doch, einen Begriff zu googeln – gemäss Duden ist googeln ein schwaches Verb, ich goog(e)le – als sich das Alphabet aufsagend und mühsam Buchstaben sortierend durch die Seiten «eines nach Stichworten geordneten Nachschlagewerkes» (Meyers Grosses Taschenlexikon, Band 13, Seite 110) zu tasten?

Von Hygienemasken weiss meine Ausgabe des Taschenlexikons auch noch nichts. Mit Hygiene hingegen befassten sich die Menschen lange bevor sie Lexika in Buchform herausgaben. Hygiene kannten schon die alten Griechen, wie der Begriff aus ihrer Sprache beweist. Es ist die «der Gesundheit zuträgliche Kunst» (Band 10, Seite 103).

Taschenlexikon. Je länger ich über das Wort nachdenke, umso klarer erkenne ich seine wahre Bedeutung: Smartphone. Es ist ein anderes Wort für Smartphone. Und das passt ja auch viel besser in eine Tasche.


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote