Die Malerin und Künstlerin Edith Manschott

  20.01.2021 Persönlich, Rheinfelden

Sie ist so vieles: Malerin, Mutter, Grossmutter, begeisterte Bridge- und Golfspielerin. Ihre familiären Wurzeln sind in Lothringen, aber grosse Teile ihres Lebens verbrachte sie in Vietnam und Afrika. Seit 33 Jahren wohnt Edith Manschott jedoch in Rheinfelden. Sie malt in einem Atelier in Frick und zeigte ihre Bilder erst kürzlich wieder an einer Ausstellung in der Rheinfelder Johanniterkapelle.

Edi Strub

Die Erzählungen über die Kindheit von Edith Manschott hören sich an wie aus einem Abenteuerbuch. Aufgewachsen ist Edith auf einer Gummiplantage in Vietnam und ihr liebster Spielplatz war der nahe Dschungel. Den gingen sie erforschen und lauschten auf das «Cop Cop» des Tigers. «Wir hatten keine Angst, obschon wir vor dem Tiger gewarnt wurden. Gesehen haben wir ihn nie, aber gehört immer wieder mal.» Spannend für Edith und ihre Geschwister waren auch die Moi, eine Volksgruppe, die in den Wäldern rundum in Hütten auf hohen Stelzen lebte. «Wir gingen sie uns anschauen, kletterten auch mal die Leiter hoch und beobachteten, wie sie essen. Ihre Sprache verstanden wir nicht. Sie fanden uns wohl ebenso merkwürdig wie wir sie.» Erst als der Krieg gegen den Vietcong in den 60er-Jahren immer näherkam, verliess Ediths Familie Vietnam und kehrten nach Frankreich zurück, wo sie herkamen.

Erfahrungen in Afrika
Der zweite grosse Lebensabschnitt von Edith Manschott ist geprägt vom Leben und den Erfahrungen in Afrika – vor allem in Nigeria. Dort lernte sie ihren Mann Max Manschott kennen und heiratete. Er arbeitete für die Union Trading Company (UTC) eine Abspaltung von der Basler Mission. Die UTC betrieb in verschiedenen Ländern Afrikas Warenhäuser, Handel mit Autos und anderen technischen Produkten. Eine grosse Leidenschaft der Manschotts war das Segeln in schnellen, aber kleinen Jollen. «Wir segelten damit an Regatten bis nach Dahomey (heute Benin). Ich sass am Steuer, eine Freundin von mir war im Trapez». Daneben unterrichtete Edith Manschott Sprachen, spielte viel Bridge und begann zu malen. «Ich hatte schon immer Freude am Zeichnen und Malen. Schon als Kind habe ich meine Freundinnen und Lehrerinnen gezeichnet.» In Nigeria begann sie als Autodidaktin mit Ölfarben zu arbeiten, weil sie der Glanz dieser Farben faszinierte. «Für mich sind kräftige Farben sehr wichtig, vor allem blau, meine Lieblingsfarbe, und Rot. Erst als Edith Manschott mit ihrem Mann in die Schweiz nach Rheinfelden gezogen war, begann sie Acrylfarben zu verwenden, «weil die nicht so stinken.» Die Sujets sind in den meisten Fällen Menschen, aber auch mal Bäume oder ein Pferderennen. Oft lässt sie sich von Fotos inspirieren oder von einer Beobachtung auf einem Spaziergang. Auch Bäume erscheinen auf ihren Gemälden in leuchtenden Farben, blau, rot, grün, gelb. Das ist Teil ihres künstlerischen Ausdrucks.

Das Leben in Rheinfelden
Immer wieder stellt Edith Manschott aus. Kürzlich eben in der Johanniterkapelle in Rheinfelden und früher zum Beispiel an der Ausstellung «Kunst lokal» in der Kurbrunnenanlage in Rheinfelden. «Ich mache das gerne, ich zeige gern, was ich gemalt habe und freue mich über Anerkennung und Lob, aber auch Kritik.» Einmal sei an einer Ausstellung ein Bild ihrer Tochter verkauft worden. Sie habe danach mehrere Nächte nicht mehr schlafen können. Es habe sich angefühlt, als ob sie ihre Tochter verkauft hätte.

Edith Manschott gefällt es sehr in Rheinfelden, obschon sie aus Frankreich kommt und grosse Teile ihres Lebens im Ausland verbrachte. Rheinfelden sei ein wunderbares hübsches Städtchen. Sie habe durch das Malen, das Tennisspielen, das Golfen und Bridge-Spielen unzählige Freundinnen und Freunde gewonnen. Gemeinsam mit ein paar anderen Frauen arbeitet sie einmal pro Woche ungestört in einem Malatelier. Sie gerate manchmal richtig in Ekstase beim Arbeiten. Malen ist eine ihrer grossen Leidenschaften.

Könnte sie sich vorstellen, ihren Lebensabend in Vietnam oder an der Wärme Afrikas zu verbringen? – Nein, das wäre schwierig, meinen sowohl sie wie ihr Mann. Die Sicherheit und die medizinische Versorgung seien schlecht in Afrika und sie wollten sich nicht irgendwo einmauern und bewachen lassen. Und sie wünschten sich natürlich auch die Nähe zu ihren Kindern und Enkelkindern, von denen es inzwischen schon sechs gibt.

Rückkehr nach Vietnam
Zweimal sind Edith Manschott und ihr Mann nach Vietnam zurückgekehrt, um die alte Gummiplantage wieder zu sehen. Alles sei noch dort gewesen, in erstaunlich gutem Zustand. Der Swimmingpool, wo sie als Kinder im grünen Wasser mit Kaulquappen gespielt hätten, sei aber leer gewesen und aus ihrem stattlichen Wohnhaus mit Bridge Room und Bibliothek sei ein Wohnheim für Plantage-Angestellte geworden. Eigentlich habe sie erwartet, dass vieles zerstört oder zerfallen sei. Nur die Fabrik, wo der Gummi hergestellt wurde, sei sozusagen vom Busch wieder übernommen worden. Eine neue Fabrik sei errichtet worden und alles funktioniere offenbar perfekt. Von der französischen Atmosphäre der Kolonialzeit sei kaum mehr etwas zu spüren. Französisch sprechen können kaum mehr jemand ausser vielleicht «bonjour» und «au revoir». Dasselbe in der ehemaligen Hauptstadt Saigon, die heute Ho Chi Minh-Stadt heisst: Nur eine Strasse erinnere noch an die Kolonialzeit, der Rest sei völlig verändert.


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