Zwischen Klangschalenkonzert und Metal-Festival

  14.12.2020 Kultur, Rheinfelden, Persönlich

Henrike Fuder ist die neue Kulturchefin in Badisch-Rheinfelden

Die neue Leiterin des Kulturamts in Badisch-Rheinfelden ist vielfältig interessiert: Schon aus Berufsgründen besucht sie ganz unterschiedliche kulturelle Veranstaltungen. Auch fast den ganzen Schwarzwald hat sie durchwandert. An der Schweizer Schwesterstadt gefallen ihr vor allem die Sebastianisänger und die Fischknusperli.

Boris Burkhardt

Bereits seit Beginn des Jahres stand fest, dass Henrike Fuder als Nachfolgerin von Claudius Beck ab Mai die neue Leiterin des Kulturamts in Badisch-Rheinfelden wird. «Ich besuchte alle Veranstaltungen in der Stadt, um die Vielfalt der Veranstaltungsorte kennenzulernen», erzählt die 40-Jährige aus Baden-Baden, die aus beruf lichen Gründen vor vier Jahren ins Dreiländereck zog: «Man bekommt einen anderen Blick auf das kulturelle Leben, wenn man ohne konkrete Aufgaben daran teilnimmt.» Dass schon kurz nach ihrem Arbeitsbeginn zur Einarbeitung im Rheinfelder Rathaus im März alles ganz anders sein würde, ist allgemein bekannt.

Zuviel will Fuder nicht über Corona sprechen. Sie weiss, dass das kulturelle Angebot in Badisch-Rheinfelden aufgrund der finanziellen Folgen der Pandemie vor 2022 nicht wieder das Niveau von 2019 erreichen wird. Immerhin sei im Sommer einiges möglich gewesen: So habe sie den jährlichen Fotomarathon zum Beispiel ins Freie in den Herbert-King-Park verlegt; und im September seien Meisterkonzerte und Kabarettabende im Bürgersaal sowie Lesungen in der Stadtbibliothek möglich gewesen. Auch das Haus Salmegg als weitere wichtige Kultureinrichtungen der Stadt konnte bis Ende Oktober genutzt werden. Fuder betont hierbei die Unterstützung von Oberbürgermeister Klaus Eberhardt und Bürgermeisterin Diana Stöcker.

Keine gemeinsamen Veranstaltungen
Doch der Aufwand für jede Veranstaltung sei wegen der Sicherheitsmassnahmen vier- bis fünfmal so gross wie zuvor: Einbahnstrassen abkleben, Sitzinseln vorbereiten, Stühle und Handläufe desinfizieren, Ticketsystem umstellen. Seit November sind in Baden-Württemberg allerdings alle kulturellen Veranstaltungen wieder untersagt. Für 2021 planen Fuder und ihr Team deshalb «sehr vorsichtig»: «Hauptsächlich geht es derzeit um die Nachholtermine der Nachholtermine der ausgefallenen Veranstaltungen von diesem Jahr.» Dabei hatte Fuder vor ihrem Amtsantritt durchaus eigene Konzepte, die sie hoffentlich bald umsetzen kann. Sie wolle zum Beispiel die Jugend durch Schüler-Künstler-Begegnungen mehr an das kulturelle Leben in Badisch-Rheinfelden heranführen.

Abgesagt waren 2020 auch alle gemeinsamen Veranstaltungen mit dem Schweizer Rheinfelden: Die Kulturnacht im Mai fand auf der deutschen Seite notgedrungen wenigstens noch online statt. Die Brückensensationen als kultureller Höhepunkt beider Rheinfelden fielen aber ganz ins Wasser; auch für 2021 werde man wohl ein anderes Kulturformat im August konzipieren müssen, sagt Fuder. Der Austausch mit dem Kulturamt in der Schweizer Schwesterstadt sei dennoch beständig, weil beide Behörden das zweimonatliche Kulturmagazin «2x Rheinfelden» produzieren. In der Tat habe ihr erstes Konzert nach der Wahl zur Kulturamtsleiterin im Januar, das sie besucht habe, in der Kurbrunnenanlage stattgefunden. Den seit Anfang November grossen Unterschied im Umgang mit der zweiten Corona-Welle zwischen Baden-Württemberg und dem Aargau vor allem im Kultur- und Freizeitbereich, der zwischen beiden Rheinfelden besonders deutlich wird, nennt sie «auffällig», will sich aber als Angestellte einer Behörde nicht weiter dazu äussern.

Wandern, auch in Island
Das kulturelle Angebot im Dreiländereck weiss Fuder sehr zu schätzen: «Ich bin ein grosser Fan des Museumspasses.» Mit ihren Töchtern besuche sie vor allem gerne die Museen in Basel. «Meine Elfjährige liebt besonders die Papiermühle», sagt sie und lacht. Privat liebe sie «alles Mögliche an Kultur»: Sie gehe sehr gerne in Ausstellungen und höre vor allem, Oper, Rock und Jazz. Mit dem beruflichen Blick besuche sie aber auch so extreme Gegensätze wie ein Klangschalenkonzert und das norddeutsche Metal-Festival Wacken. Fuders Leidenschaft neben der Kultur ist das Wandern: Den Schwarzwald kennt sie sehr gut, wie sie sagt; auch die Alpenquerung von Deutschland über Österreich nach Italien sei sie bereits gewandert. Daneben ziehe es sie zum Wandern aber auch immer in andere Länder wie zum Beispiel nach Island.

Fuder fühlt sich auch im Schweizer Rheinfelden wohl: Sie erinnere sich noch an «leckere Fischknusperli» und lausche gerne den Sebastianisängern. Die Kombination von Industrie und historischer Altstadt beider Rheinfelden sei «spannend». Dennoch bewarb sich die Mutter zweier Töchter im Schulalter in erster Linie um die Stelle als Rheinfelder Kulturamtsleiterin, um wieder in ihrem angestammten Metier arbeiten zu können. Neben Germanistik studierte Fuder an der Uni Regensburg die Fächer Bühne, Film, Medien, Mündliche Kommunikation und Pädagogik; sie hospitierte bei der ARD und den Landessendern SWR, SR und WDR sowie beim Deutschlandradio Kultur, wo sie in der Abteilung «Künstlerisches Wort» für Kabarett, Literatur und Hörspiel zuständig war. Später sammelte sie Erfahrungen als Regieassistentin, Lektorin, Aufnahmeleiterin, in der Öffentlichkeitsarbeit, im Marketing und Veranstaltungsmanagement. Ab 2012 war sie Pressereferentin und Projektmanagerin für Kinder und Jugend am Festspielhaus in Baden-Baden mit den Schwerpunkten Oper, Klassik und Ballett.

A ls alleinerziehende Mutter wechselte sie den Kindern zuliebe die Branche und war ab 2016 für die Industrie- und Handelskammer (IHK) in ihrem Wohnort Schopfheim in der Weiterbildung tätig. Ausserdem dozierte sie an der IHK und an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Ravensburg. Zu ihrem erneuten Wechsel nach Rheinfelden und wieder zurück in die Kultur sagt Fuder: «Ich habe einfach die Augen offengehalten.» Der Wechsel habe aus verschiedenen Gründen gepasst. Nicht zuletzt habe sie ihr Lebensgefährte dazu ermutigt, der ebenfalls in Rheinfelden arbeite und sie massgeblich mit den teils schwierigen Arbeitszeiten in der Kultur familiär unterstütze.


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