Nagra schliesst Untersuchungen im Gebiet Jura Ost ab

  03.12.2020 Fricktal

Nagra schliesst Untersuchungen im Gebiet Jura Ost ab

Sieben Monate nach dem Bohrstart schliesst die Nagra die Bohrung 1 auf dem Bözberg ab. Der Abschluss der zweiten Bohrung erfolgt in den nächsten Wochen. Weitere Bohrungen in der Region Jura Ost sind nicht geplant.

Auf der Suche nach dem geeignetsten Standort für ein geologisches Tiefenlager für die atomaren Abfälle der Schweiz hatte die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) Anfang Mai mit Probebohrungen auf dem Bözberg begonnen (die NFZ berichtete). 400 Meter entfernt vom Landgasthof «Vier Linden», zuoberst auf dem Bözberg am Bohrplatz 1, ragte während sieben Monaten der Bohrturm 25 Meter in die Höhe. Rund 500 Leute liessen sich direkt am Bohrplatz über die Arbeiten informieren. Bohren durfte die Nagra bis maximal 2000 Meter tief. 1020 Meter sollten genügen, hiess es im Mai.

Nun baut die Nagra das Bohrgerät auf der Baustelle in Bözberg 1 wieder ab. Bis in eine Tiefe von 1037 Meter hat sich der Bohrer inzwischen vorgearbeitet und Gesteinsproben entnommen. Auch die zweite Bohrung auf dem Bözberg im Gebiet Riedacker soll noch diesen Monat fertig werden. Damit sind die Untersuchungen im potenziellen Standortgebiet Jura Ost vorerst abgeschlossen, wie die Nagra mitteilt.

Mit dem Verlauf der Untersuchungen ist die Nagra zufrieden. «Die Tiefbohrung ist gut verlaufen. Wir haben gute Gesteinsproben entnehmen können, die nun in verschiedenen Laboren genauer untersucht werden», erläutert Philipp Senn, stellvertretender Leiter Zusammenarbeit und Öffentlichkeitsarbeit bei der Nagra. Der Opalinuston, also das Gestein, in dem einst das Tiefenlager gebaut wird, ist im Bözberg rund 120 Meter dick, sehr dicht und ruhig gelagert. Damit weist der Untergrund auch in diesem Standortgebiet die richtigen Eigenschaften für ein mögliches Tiefenlager auf.

Anfang November hatte die NFZ darüber berichtet, dass die Nagra im Rahmen einer online-Infoveranstaltung bekanntgegeben hat, dass in allen drei verbliebenen Standortgebieten Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost ein sicheres Tiefenlager gebaut werden kann. Schon damals wurde darauf hingewiesen, dass im Vergleich aber auch Unterschiede zwischen den Regionen deutlich geworden sind. So liegt unter anderem die Opalinustonschicht nicht überall gleich tief. Im Gebiet Jura Ost ist die Tiefe der Lagerebene beispielsweise geringer als an den beiden anderen Standorten. Und auch die Gesteinsschichten oberhalb und unterhalb des Opalinustons, die sogenannten Rahmengesteine, unterscheiden sich an den drei Orten. Die Rahmengesteine sind deshalb von Bedeutung, weil sie einen zusätzlichen Beitrag zum Einschluss der Abfälle leisten.

Seit 2019 untersucht die Nagra den geologischen Untergrund in den Regionen Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost mit Tiefbohrungen. Voraussichtlich im Jahr 2022 kann die Nagra sagen, welche Region sich aus ihrer Sicht am besten für ein Tiefenlager eignet und für welchen Standort sie das Rahmenbewilligungsgesuch für ein Tiefenlager einreichen will. Die Standortwahl wird vom Bund geführt. Der Entscheid von Bundesrat und Parlament (allenfalls auch des Volkes bei einem Referendum) wird nicht vor 2030 erfolgen, die Inbetriebnahme des Tiefenlagers nicht vor 2050 oder sogar 2060.

In den nächsten Tagen wird die Bohranlage vom Bözberg nach Stadel (Hasliboden, Region Nördlich Lägern) transportiert, wo die Tiefbohrung noch vor Weihnachten startet. Die Bözberger Bohrplätze werden nächstes Jahr zurückgebaut. (sir)


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