Aus für das Projekt Kreisschule Thierstein

  08.12.2020 Fricktal, Schule

Regos Gipf-Oberfrick verfolgt die Zusammenarbeit mit der Oberstufe Wegenstetten nicht weiter

Damit schliesst die Oberstufe Wegenstetten im Sommer 2021 definitiv. Im Wegenstettertal ist man zwar enttäuscht, steckt den Kopf aber nicht in den Sand. Vielmehr muss jetzt eine Lösung für die Schüler gesucht werden.

Susanne Hörth

Seit im Frühjahr 2019 die Gemeinderäte von Wegenstetten, Hellikon, Zuzgen und Zeiningen den Gemeinderat von Gipf-Oberfrick gebeten haben, eine Zusammenarbeit bei der Oberstufe (Real und Sek) zu prüfen, ist in dieser Angelegenheit einiges passiert. Entscheidungen wurden getroffen, verworfen und wieder neu diskutiert. Nun aber ist es definitiv: Die Gemeinderäte von Gipf-Oberfrick, Wittnau, Oberhof und Wölflinswil haben sich gemeinsam und damit endgültig gegen das Projekt Kreisschule Thierstein ausgesprochen.

Ihre Gründe legen sie in einer gemeinsamen Medienmitteilung offen. «Ohne Schüleraustausch, der nicht in Frage kommt, sind kaum Synergien oder Vorteile auszumachen.» Auch würden für den Standort Gipf-Oberfrick mit der Zusammenarbeit mit der Oberstufe Wegenstetten Nachteile und Risiken entstehen. Ein ebenfalls zur Absage beitragendes Kriterium ist, dass ab 2022 neu der Gemeinderat die Gesamtverantwortung für die Schule trage. «Der Gipf-Oberfricker Gemeinderat wäre dann auch noch für den Aussenstandort Wegenstetten zuständig.» Wenig Sinn mache zudem die Zusammenarbeit aus regionalpolitischer Sicht. «Bereits heute bestehe in vielen Bereichen eine gute Zusammenarbei mit den Gemeinden Gipf-Oberfrick, Oberhof, Wölflinswil und Wittnau sowie mit der Zentrumsgemeinde Frick. «Diese Zusammenarbeit wird sich auch in Zukunft entwickeln. Mit dem Wegenstettertal bestehen kaum Verbindungen.» Damit wird ein Schlussstrich unter eine in den vergangenen Monaten sehr emotional geführte mögliche Schulzusammenarbeit gezogen. In Kürze nochmals, um was es ging.

Um was ging es?
In Wegenstetten werden zurzeit die Sekundarschüler aus der eigenen Gemeinde, aus Hellikon, Zuzgen und Zeiningen unterrichtet. Die Real- und Bez-Schüler besuchen den Schulstandort Möhlin. Aufgrund zu geringer Schülerzahlen hängt schon länger eine Schliessung des Oberstufenstandortes wie ein Damoklesschwert über dem Wegenstettertal. Als Aussenstandort von Gipf-Oberfrick erhoffte man sich eine Weiterführung der Oberstufe. Die Gespräche wurden in alle Richtungen aufgenommen. «Knackpunkt war immer der Schüleraustausch, der bei einer Zusammenarbeit in der Regel erfolgen sollte, aber gestützt auf die beträchtlichen Distanzen kaum durchsetzbar wäre», wird in der Medienmitteilung vom Gipf-Oberfricker Gemeinderat festgehalten. Der fehlende Schüleraustausch wurde auch vom Kanton kritisch zur Kenntnis genommen. Bei der Regos Gipf-Oberfrick war klar, dass die Zusammenarbeit mit der Schule Wegenstettertal nur zustande kommt, wenn sich alle vier Vertragsgemeinden dafür aussprechen. Wittnau war dagegen. Mit einer Initiative wurde darauf hin in diesem Dorf verlangt, dass der Zusammenarbeitsvertrag an der Gemeindeversammlung im Sommer 2021 unterbreitet werden muss. Fast gleichzeitig wurde an der Gemeindeversammlung in Gipf-Oberfrick ein Überweisungsantrag, den Vertrag ebenfalls an der nächsten «Gmeind» zur Beschlussfassung zu unterbreiten, von den anwesenden Stimmberechtigten abgelehnt. Damit schien das Projekt Oberstufe Thierstein vom Tisch zu sein.

Ein Hoffnungsschimmer
Das Gesuch der Gemeinderäte des Wegenstettertals, eine Ausnahmebewilligung für den Oberstufenstandort Wegenstetten bis Sommer 2022 zu erteilen, hat das Bildungsdepartement am 12. November mangels einer vorliegenden Lösung abgelehnt. Trotz dieser Absage schlug der Kanton die Türe nicht ganz zu. Sofern bis am 15. Dezember eine gemeinsame Absichtserklärung für die Konzipierung einer Kreisschule Thierstein aller acht involvierten Gemeinden (vier aus dem Benkental, vier aus dem Wegenstettertal) dem BKS vorgelegt wird, sei die Verlängerung der bereits bestehenden Ausnahmebewilligung möglich. Konkret verlangt wird, dass mit einem Schüleraustausch oder einem angemessenen Ressourcenausgleich zwischen den Standorten der verfassungsmässige Bildungsauftrag erfüllt wird. Dafür hätten laut BKS über 20 Prozent mehr Lektionen in der Schule Wegenstetten eingesetzt werden müssen. Diese Ressourcen wären vom Standort Gipf-Oberfrick an Wegenstetten zu transferieren. Doch so weit kommt es nun nicht. Der Entscheid der vier Verbandsgemeinden von Regos Gipf-Oberfrick hat diese letzte Hoffnung der Oberstufe Wegenstetten zunichte gemacht. Die Schule wird per Ende dieses Schuljahres geschlossen. Dem Entscheid sind mehrere Gespräche mit allen involvierten Gemeinde- und Schulbehörden vorausgegangen.

Die Gemeinderäte des Benkentals geben ihrem Bedauern Ausdruck, sind aber auch überzeugt, mittel- bis langfristig für die eigene Oberstufe den richtigen Entscheid getroffen zu haben.

Weg weist Richtung Möhlin
Im Wegenstettertal ist man enttäuscht über den Entscheid aus Gipf-Oberfrick. «Es ist zu akzeptieren», macht der Wegenstetter Gemeindeammann Felix Wendelspiess deutlich, dass eine Hochzeit nur dann gelingt, wenn alle Partner ja sagen. Wendelspiess zeigt aber auch ein gewisses Verständnis für die Absage aus dem Benkental. Er spricht damit den fehlenden Schüleraustausch an Das sei sicherlich nicht förderlich für das Projekt Oberstufe Thierstein gewesen. Den Kopf in den Sand stecken will man im Wegenstettertal aber nicht. «Wir müssen jetzt nach vorne blicken und für August 2021 eine Lösung haben.» Das bedeutet sich in Richtung Möhlin und der dortigen Oberstufen zu orientieren. Denn dort müsse man ja ebenfalls planen können. Für Wendelspiess ist es aber auch wichtig, dass sie in Möhlin als gleichwertige Partner behandelt werden.


«Eine grosse Chance vergeben»

Wunsch nach Einbezug der Bevölkerung

Die IG pro Oberstufe Gipf-Oberfrick ist enttäuscht über das Aus des Projektes Oberstufe Thierstein: Mit der Zusammenarbeit mit der Oberstufe Wegenstetten hätte auch die Regos Gipf-Oberfrick gestärkt werden können.

Mit dem Nein der vier Gemeinderatsgremien Gipf-Oberfrick, Wittnau Wölf linswil und Oberhof kann die Bevölkerung zur Kreisschule Thierstein keine Stellung beziehen, betont die IG pro Oberstufe Gipf-Oberfrick in einer Medienmitteilung. «Nach einer über einjährigen Projektphase wird somit die Solidarität zu unserer Nachbargemeinde Wegenstetten und die Hoffnung einer ganzen Region, die Oberstufenschüler weiterhin in gewohnter Umgebung auszubilden, verhindert.»

Die IG nimmt Bezug auf eine Pressemitteilung vom 27. August 2020 des Gemeinderates Gipf-Oberfrick. Darin werde erwähnt: «Einzelne Partner sind skeptisch und stimmen der Zusammenarbeit vor allem aus Solidarität gegenüber dem Wegenstettertal zu. Ein Partner lehnt die Zusammenarbeit ab.» Und weiter: «Eine Zusammenarbeit mit dem Wegenstettertal würde dem Standort Gipf-Oberfrick eine etwas grössere Sicherheit in Bezug auf die Schülerzahlen an der Real geben.»

Gemeinsamer Entscheid
Unverständlich sei, dass im August lediglich ein Gemeinderat (Wittnau) gegen einen Zusammenschluss gestimmt habe, in der letzten Woche dann aber zu lesen gewesen sei, dass der Entscheid von allen vier Gemeinderäten übereinstimmend gefällt wurde. «Somit wird die Chance vergeben, unsere Regos-Schulgemeinde zu stärken!», ist die IG pro Oberstufe Gipf-Oberfrick überzeugt.

Anderweitig funktioniert es
Der Regierungsrat hat die Mitwirkung seines Departementes BKS nach Eintreffen der gemeinderätlichen Absichtserklärungen in Aussicht gestellt. Trotz des Ressourcierungswertes, welcher unter dem kantonalen Durchschnitt liegt und verständlicherweise nicht mit einer Schule wie z.B. Spreitenbach verglichen werden kann, hätte er folglich an die Möglichkeit einer Kreisschule Thierstein geglaubt, hält die IG in ihrer Mitteilung weiter fest. Ebenso: «Die bezirksübergreifende Zusammenarbeit im Forstbetrieb Thiersteinberg mit Sitz in Gipf-Oberfrick, wo unter anderem auch die Gemeinde Wegenstetten beteiligt ist, oder auch der Jurapark zeigen auf, dass ein Zusammenschluss auf Stufe Schule ebenfalls möglich ist.»

Dass die Zusammenarbeit nicht mehr weiterverfolgt wird, bedauert die IG sehr. Sie ist enttäuscht, weil es offensichtlich nicht gelungen sei, trotz der Initiative in Wittnau und weiteren Aktionen die Meinung der Stimmbürger in diesem wichtigen und zukunftsträchtigen Projekt miteinbeziehen zu können. «Den beteiligten Schulpf legen und den Schulleitungen danken wir für die intensiven Vorabklärungen und die Ausarbeitung der umfangreichen Unterlagen. Den Oberstufenschülern und Lehrpersonen in Wegenstetten wünschen wir einen guten Schulabschluss.»

Es bleibe zu hoffen, dass bei künftig knappen Schülerzahlen der Gemeinderat und das BKS zu ihren Worten, die Oberstufe Gipf-Oberfrick sei mittel- und langfristig gesichert, stehen werden. (mgt)


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