Als Paul McCartney im Städtchen übernachtete

  04.12.2020 Rheinfelden, Tradition

Die Rheinfelder Neujahrsblätter 2021 sind da

Bourbaki-Soldaten in Rheinfelden, ein Beatle auf Durchreise und das Ende der Fassfabrikation im Bierstädtchen – die Rheinfelder Jahreschronik bietet viel Lesestoff.

Valentin Zumsteg

Normalerweise werden die Rheinfelder Neujahrsblätter an einer Vernissage Anfang Dezember vorgestellt – doch dieses Jahr ist das wegen der Corona-Pandemie nicht möglich. «Das ist sehr schade. Wir werden im nächsten Jahr halt eine Doppelvernissage feiern», erklärt Ute W. Gottschall, Präsidentin der Neujahrsblatt-Kommission mit einem Lachen. Sonst hat sich aber nichts geändert an der Rheinfelder Chronik, die bereits im 77. Jahrgang erscheint. Sie bietet viel Lesestoff, viel Hintergrund und viel Unterhaltung.

Von der Fassfabrik zum Furnierwerk zur Wohnsiedlung
«Die Rheinfelder Neujahrsblätter verbinden die Geschichte mit der Gegenwart und der Zukunft», betont Gottschall. Ein Beispiel dafür ist der Artikel von Markus Klemm, der tief in die Geschichte der Küferei und Fassfabrikation in Rheinfelden eintaucht. «Die Brauereien zählten nebst den Winzern zu den wichtigsten Kunden der Küfer. Die Fässer wurden von den Küfereien und Fassfabriken geliefert, die Brauereien betrieben intern zu Fasspflege und -gebrauch eigene Küfereien. Solche bestanden auch im Salmenbräu und in der Brauerei Feldschlösschen», schreibt Klemm. Eine grosse Fassfabrik war lange Zeit beim Bahnhof angesiedelt – als die Holzfässer aber immer weniger gefragt waren, entwickelte sich daraus das Furnierwerk Rheinfelden. Dieses gab den Betrieb 2007 auf. Auf dem Areal entsteht derzeit eine grosse Überbauung mit 155 Mietwohnungen, die bald fertiggestellt sind.

Eine grosse Geschichte, eine erfolgreiche Gegenwart und gute Zukunftsaussichten gehören zur Reha Rheinfelden, die vor 125 Jahren als Sanatorium gegründet worden ist. Der Klinikleitung mit Matthias Mühlheim und Thierry Ettlin ist es wichtig, dass die Reha Rheinfelden auch in Zukunft eigenständig bleibt, wie im Text von Hanno Lietz nachzulesen ist.

Grosse Unterstützung für französische Soldaten
Einen Blick zurück in eine unruhige Zeit wirft Historiker Linus Hüsser. Er beschreibt in seinem Text, wie am 1. Februar 1871 rund 87000 Soldaten der Bourbaki-Armee vor den Preussen in die Westschweiz flüchteten und sich hier entwaffnen liessen. Die Soldaten wurden danach über das ganze Land verteilt – zirka 370 von ihnen kamen am 14. Februar nach Rheinfelden. «Die Internierten erfreuten sich einer grossen Unterstützung durch die Bevölkerung. Vor allem der Frauenverein fand hier eine grosse Aufgabe. Aber auch Einwohner und gemeinnützige Frauenvereine der Umgebung spendeten und sammelten Naturalgaben», schreibt Hüsser. Vom 13. März bis 23. März wurden die Franzosen in ihre Heimat repatriiert. «In Briefen an die Bevölkerung drückten die heimgekehrten Franzosen später ihren Dank aus.» Auf dem Gottesacker in Rheinfelden fanden vier Angehörige der Bourbaki-Armee ihre letzte Ruhestätte. Der Grabstein stand an der östlichen Aussenwand der Gottesackerkapelle – seit etwa 1970 ist er allerdings verschollen.

Eine Spar-Wanne und ein berühmter «Student»
Dann gibt es in den Neujahrsblättern auch kuriose Geschichten. Zum Beispiel jene über die Pläne des Rheinfelder Architekten Heinrich A. Liebetrau für eine Spar-Badewanne. Diese Hockwanne sollte in Arbeiter-Wohnsiedlungen Verwendung finden. Die Idee hat sich nicht durchgesetzt.

Erfolgreich war hingegen Paul McCartney. Der Brite verkaufte mit den Beatles mehrere Hundert Millionen Tonträger. In der Schweiz spielte die Band nie live. Paul McCartney machte aber Ferien in unserem Land – und stieg 1966 mit seiner damaligen Verlobten für eine Nacht in einem Rheinfelder Hotel ab. «Der Durchschlag der Hotelanmeldung belegt, dass Paul auf der Durchreise von England nach Zürich im ehemaligen Rheinfelder Hotel Storchen Zimmer Nr. 21 bezogen hat, seine Verlobte Jane Asher hat das Zimmer Nr. 28 gebucht. Bemerkenswert ist Pauls Berufsbezeichnung: Student», hält Autor Christoph Heid fest. Die Original-Durchschläge der Hotelanmeldung befinden sich heute im Rock & Pop-Museum in Niederbüren.

«Die diesjährigen Neujahrsblätter zeichnen sich wieder durch eine grosse Vielseitigkeit aus», erklärt Walter Herzog von der Neujahrsblatt-Kommission. Tatsächlich widerspiegeln die Texte und Themen die Vielseitigkeit des kleinen Städtchens am Rheinufer.

Zwei Wechsel gibt es in der Neujahrsblatt-Kommission zu vermelden: Andres Baltzer und Lucas Furtwängler haben nach vielen Jahren demissioniert. Neu dabei sind Anna-Tina Heuss und Silvia Berger. Die Verabschiedung soll an der Vernissage im nächsten Jahr nachgeholt werden.

Ab heute Donnerstag sind die Rheinfelder Neujahrsblätter 2021 erhältlich in der Altstadt-Papeterie Jäger, im Stadtbüro, im Städtli-Kiosk, im Fricktaler Museum und bei der Herzog Medien AG.
Den Abonnentinnen und Abonnenten werden sie in diesen Tagen zugestellt.


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