«Miteinander unterwegs»

  06.12.2020 Stein

Wanderleiterin Barbara Obrist lädt ein, neue Gegenden und Orte zu entdecken

Dank Corona entdecken viele Menschen die Natur um sich herum. Barbara Obrist aus Stein hat die Bewegung in freier Natur für sich schon länger zur Bewältigung von herausfordernden Lebenssituationen erfahren. Seit rund sechs Jahren bietet sie einund mehrtägige Wanderevents in der Schweiz an.

Hildegard Siebold

Es ist ganz schön frostig an diesem Novembermorgen. Die Stufen der neuen Treppe am Rhein direkt unterhalb der historischen Holzbrücke fühlen sich eisig kalt an. Und dennoch ist es für jemanden wie Barbara Obrist selbstverständlich, sich mit ihrem Gegenüber zum Gespräch in freier Natur zu treffen. Die ausgebildete Wanderleiterin ist fachmännisch ausgerüstet. Eine wärmende Unterlage und Isomatten-Sitzkissen lassen die Kälte schnell vergessen und geben Raum für den Blick auf den Rhein und das gegenüber liegende Bad Säckinger Fridolinsmünster. Und während das Auge über das ruhig dahin fliessende Wasser gleitet und gebannt den kleinen Strudeln folgt, breitet sich im Innern eine wohltuende Entspannung aus. Barbara Obrist kennt dieses Gefühl seit ihrer Kindheit.

Zwischen den Angestellten und der Chefetage
Schon als kleines Mädchen mochte sie es, mit ihrem Vater in der Natur unterwegs zu sein. Geboren ist sie 1968 in Rheinfelden und gross geworden in Wegenstetten. Auf die Schule folgte eine kaufmännische Ausbildung. Eigentlich war sie ein Handarbeitsfreak und wäre gerne Handarbeitslehrerin geworden. Aber alle in der Familie hatten eine kaufmännische Ausbildung. «Ich war 15 und eigentlich zu jung, um das entscheiden zu können», sagt sie. Dennoch hat ihr die Arbeit im Büro Spass gemacht.

Sie arbeitete in verschiedenen Firmen als Sekretärin. Weil sie jedoch mehr mit Menschen zu tun haben wollte, bildete sie sich weiter bis zur Personalleiterin. Da hatte sie nicht nur viel Einblick in die nicht immer faire Personalpolitik von Firmen, sondern sie stand auch zwischen den Angestellten und der Chefetage. Das war kein leichter Job. Auch wenn sie ihn mit Leidenschaft ausübte, wurde sie irgendwann krank durch den Beruf. «Um meiner Gesundheit willen war ich gezwungen, auszusteigen», erzählt sie.

Jede Tour läuft sie selbst ab
Sich selbst zu finden sei ein sehr schwieriger und schmerzvoller Weg gewesen. Aber sie habe erkannt, dass sie eine falsche Richtung eingeschlagen hatte. Geholfen haben ihr ein starker Wille, Mut, Hoffnung und ihr tiefer Glaube.

«Jetzt habe ich ein buntes und abwechslungsreiches Portfolio an Arbeiten, die ich alle gleich gerne mache», resümiert sie. Da ist zum einen ihre Wanderleidenschaft, die sie freiberuflich betreibt. Der Wert der Bewegung ist für sie essenziell, die Natur eine grosse Ressource. So absolvierte sie die Ausbildung als esa Wanderleiterin und bietet seither ein- oder mehrtägige Wanderevents an, hauptsächlich in der Schweiz. Dabei stammen ihre Wandertouren komplett aus ihrer eigenen Feder: Jede Tour läuft sie selbst ab, bringt sie aufs Papier, organisiert sie liebevoll bis ins Detail und begleitet sie natürlich selbst. Dabei kann sie ihrer ganzen Kreativität freien Lauf lassen.

Auch ihren Touren, die sie seit diesem Jahr als Landschaftsführerin des Juraparks Aargau begleitet, geht sie mit Freude nach. Da passt ihr Job als stellvertretende Leiterin der Tourist-Info in Laufenburg, den sie seit Mai 2019 innehat, bestens hinein. Die 50 Prozent-Stelle lässt ihr genügend Zeit für die Planung immer neuer Wanderungen. Die Ideen gehen ihr längst nicht aus. «Es sprudelt noch», versichert sie in jener herzerfrischenden Art, mit der sie heute ihr Leben betrachtet.

Als nächstes geht es am 5. Dezember auf eine Samichlaus-Wanderung mit Fondueplausch im Aargau. Die ist aber längst ausgebucht. Nicht nur coronabedingt ist die Teilnehmerzahl bei den Wanderungen von Barbara Obrist begrenzt. «Ich bin eine One-Woman-Show und möchte mit meinen Mitwanderern im Kontakt und im Austausch sein», erklärt sie. Es gehe auch nicht darum, Kilometer um Kilometer abzuspulen, vielmehr steht der Wellnessgedanke im Vordergrund. Da muss das Tempo der Teilnehmer passen, denn schliesslich lädt Barbara Obrist dazu ein, «miteinander unterwegs» zu sein.

Nur selbstgemalte Bilder an der Wand
Wenn sie nicht gerade unterwegs ist und Gegenden und Orte entdeckt, geniesst sie ihr Zuhause in Stein, wo sie seit 1998 lebt und bisweilen auch gerne mal den Pinsel schwingt. Malen – abstrakt, so wie es dem Freigeist in ihr gerade in den Sinn kommt – ist ein weiterer Aspekt ihrer Kreativität. Bei ihr daheim schmücken ausschliesslich selbst gemalte Bilder die Wände. Barbara Obrist ist alleinstehend. Das ist nicht selbst gewählt, aber sie kann ganz gut alleine sein. Sie macht allerdings ungern Kompromisse, so gesehen müsste der Mann an ihrer Seite ein Partner mit starker Persönlichkeit sein. Und tief in sich drinnen glaubt sie: «Irgendwann werde ich ihm begegnen» Doch wie auch immer, sie hat sich vorgenommen, einfach das Beste ihrem Leben zu machen.

Alle Infos zu den Wandertouren von Barbara Obrist gibt es im Internet unter www.barbara-obrist.ch


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