«Die Gemeinden dürfen nicht auch noch auf die Bremse treten»

  05.12.2020 Gemeinden

Dreifach-Sporthalle in Mettauertal wird vertieft diskutiert

Auf die Gemeinde Mettauertal kommen in den nächsten Jahren hohe Ausgaben zu. Im Interview mit der NFZ verrät Gemeindepräsident Peter Weber, weshalb dennoch in den Bau einer Dreifach-Turnhalle investiert werden soll und welche Projekte den Gemeinderat derzeit beschäftigen.

Bernadette Zaniolo

NFZ: Die Ortsbürgergemeindeversammlung versenkte das Begehren des Gemeinderates, die Ortsbürgerund die Einwohnergemeinde zu vereinigen. Was bedeutet das für die künftige Planung?
Peter Weber:
Ändern wird sich dadurch wenig. Wir machen weiter wie bisher. Es gibt weiterhin zwei Rechnungen und zwei Versammlungen. Aus unserer Sicht wäre es jedoch demokratischer, wenn die ganze Bevölkerung in die Entscheidungen über den Wald hätte eingebunden werden können. Der Wald gehört allen und wird auch von allen genutzt.

An der Einwohnergemeindeversammlung haben Sie erwähnt, dass der Staatswaldbetrieb Aare-Rhein an einer Zusammenarbeit mit dem Forstbetrieb Mettauertal-Schwaderloch Interesse bekundet.
Ja, sie sind interessiert. Wir haben vor eine Absichtserklärung über die Prüfung einer engeren Zusammenarbeit der beiden Forstbetriebe auszuarbeiten.

Wäre dies auch mit einer personellen Aufstockung verbunden?
Das wird sich weisen, ist aber abhängig von den Ergebnissen der Gespräche.

Im Zentrum steht dabei auch die Errichtung eines neuen Forstwerkhofs. Von wem würde dieser finanziert?
Von den Ortsbürgern, beziehungsweise wenn die Vereinigung mit der Einwohnergemeinde zustande gekommen wäre, aus dem Waldfonds.

Von welcher Investitionsgrösse reden wir da?
Für den Neubau wird mit Kosten von einer bis zwei Millionen Franken gerechnet. Das Projekt soll beim Bossenhaus (Ortsteil Wil) realisiert werden. Das ist auch im Leitbild so definiert. Es gibt auch klare Vorgaben: ein Forstwerkhof im Wald darf nicht anders genutzt werden. Der heutige befindet sich auch dort und ist seit rund zehn Jahren zu klein. Und das bei dem Material- und Gerätelager wie auch bei der Unterbringung der Fahrzeuge. Das Büro ist zurzeit in einem Container untergebracht und es gibt dort keine Dusche. Zeitgemäss müssten zum Beispiel geschlechtergetrennte Duschen realisiert werden.

Das Behindertengleichstellungsgesetz hält fest, dass der öffentliche Verkehr bis spätestens Ende 2023 den Bedürfnissen der behinderten und altersbedingt eingeschränkten Reisenden entsprechen muss. Wieweit ist man in der Gemeinde Mettauertal mit der Umsetzung, sprich Anpassung der Buswartestellen?
Der Lead hat hier der Kanton. Derzeit ist die Umsetzung in Mettau, Wil und Hottwil geplant.

Wer trägt die Kosten?
42 Prozent gehen zu Lasten der Gemeinde und 58 Prozent trägt der Kanton. In Mettau wird für den Umbau der beiden Haltestellen (Fahrtrichtung Etzgen und Oberhofen/Wil) mit Gesamtkosten von total 580 000 Franken gerechnet, in Wil mit total 244 000 Franken. In Hottwil wird es wohl mit zirka 100 000 Franken am günstigsten. Gemäss aktuellem Projektstand ist nicht damit zu rechnen, dass der Zeitplan der Umsetzung eingehalten werden kann. Einsprachen könnten zu weiteren Verzögerungen führen.

Im Zusammenhang mit der Sanierung der Kantonsstrasse in Etzgen kommen grosse Kosten auf die Gemeinde zu. Weshalb?
Nicht nur die Strasse wird saniert. Der Werkleitungszustand ist schlecht. Die neue Leitungsführung unter der Kantonsstrasse für das Abwasser- und Sauberwasser ist sehr anspruchsvoll. Es braucht einen neuen Speicherkanal als Rückhaltung und Anpassungen bei der Entlastung in den Rhein. Ebenso wird die Trinkwasserleitung auf der ganzen Projektlänge ersetzt. Das alles summiert sich.

Von welcher Summe gehen Sie aus?
Das Projekt ist mit 1000 Metern Länge beachtlich. Entsprechend kommt ein ziemlicher Brocken auf uns zu. Die Kosten sind noch nicht aussagekräftig gelistet, aber wir gehen von schätzungsweise 2,5 Millionen Franken aus. Der Bau beginnt nach aktuellem Stand frühestens 2024.

Welche Projekte möchte der Gemeinderat Mettauertal kurzbis mittelfristig realisieren beziehungsweise angehen?
Einerseits der Bau des Forstwerkhofes. Dann werden wir auch nochmals über die Dreifach-Sporthalle diskutieren müssen. Die Turnhalle in Mettau ist seit längerem sanierungsbedürftig. Eine Sanierung würde uns Kosten von zwei Millionen Franken verursachen. Die Dreifach-Turnhalle ist mit neun Millionen Franken im Finanzplan 2025 enthalten. Wir haben immer kommuniziert, dass der Bau mit einer Steuererhöhung von vier bis fünf Prozent verbunden wäre. An der Klausurtagung wird sich der Gemeinderat nochmals vertieft mit diesen Themen befassen. Auch in Sachen Standort der neuen Sporthalle. Sie gehört an einen Schulstandort von Mettauertal. Im Vordergrund steht dabei Wil.

Ist es nicht etwas verfehlt, in Zeiten, wo es der Wirtschaft schlecht geht und mit weniger Steuereinnahmen gerechnet werden muss, eine rund neun Millionen Franken teure Sporthalle bauen zu wollen?
Umso mehr müssen wir jetzt investieren. Die Gemeinden dürfen nicht auch noch auf die Bremse treten. Wir haben in den letzten zehn Jahren viel investiert. Es stehen somit keine dringenden Projekte an. Wir verfügen derzeit über ein Eigenkapital von 16,5 Millionen Franken. Es stellt sich also nicht die Frage, können sondern wollen wir uns die Sporthalle leisten. So oder so, wir dürfen den Entscheid, ob wir die Turnhalle in Mettau sanieren wollen oder nicht, nicht weiter hinausschieben.

Die Gemeinden müssen aber mit weiter steigenden Kosten im Bereich der Sozialhilfe – unter anderem durch die Übernahme von nichtbezahlten Krankenkassenprämien- und Selbstbehalten – und im Pflegebereich rechnen.
Dagegen können die Gemeinden nichts machen. Wir sind hier in der Pflicht, die Restkosten übernehmen zu müssen. Ja, da werden vermutlich mehr Kosten auf uns zukommen.

Im nächsten Jahr sind Gesamterneuerungswahlen für den Gemeinderat. Werden Sie nochmals zu den Wahlen antreten?
(Lacht). Das werde ich zu einem späteren Zeitpunkt kommunizieren.


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