Von der Seelenrelevanz der Kunst

  10.11.2020 Rheinfelden, Kunst

«Kunst lokal» öffnete ihre Tore in der Rheinfelder Kurbrunnenanlage

Zum fünften Mal wird in der Kurbrunnenanlage in Rheinfelden lokale Kunst gezeigt. Die Ausstellung wurde am Freitagabend mit einer «Minissage», also einer Vernissage im kleinen Rahmen, eröffnet. Die Kunstschaffenden zeigen ihre Werke bis am 22. November.

Janine Tschopp

«Eine besondere Ausstellung zu besonderen Zeiten.» Mit diesen Worten eröffnete Kuratorin Michelle Geser am Freitagabend die Ausstellung «Kunst lokal». 2012 wurde die Kunstausstellung in der Rheinfelder Kurbrunnenanlage zum ersten Mal und anschliessend alle zwei Jahre durchgeführt. So ist es heuer die fünfte «Kunst lokal», die für einmal nicht mit einer Vernissage, sondern mit zwei Minissagen im kleinen Rahmen eröffnet wurde. «Mit der Ausstellung versuchen wir der Krise zu trotzen, die Kultur wenigstens ein kleines bisschen am Leben zu erhalten», sagte Michelle Geser in ihrer Einführung. Die Rheinfelder Stadträtin Susanna Schlittler meinte bei ihrer Begrüssung: «Kunst ist gerade in diesen Zeiten auch systemrelevant.» Auch die Kuratorin sprach über Systemrelevanz: «Denn wir halten auch die Kunst, das Kunsterlebnis für systemrelevant, oder sagen wir zumindest für seelenrelevant.»

13 Künstlerinnen und Künstler
Die Fachjury mit Doris Horvath, Therese Grossenbacher und Martin Hartung hatten die Aufgabe, aus 33 Bewerbungen eine Auswahl zu treffen. Es sind 13 regionale Künstlerinnen und Künstler, welche den Zuschlag erhielten und in diesen Tagen ihre Werke in der Kurbrunnenanlage präsentieren. Einige nehmen Bezug auf die Corona-Krise. Andere beziehen sich auf die Kurbrunnenanlage als aussergewöhnlichen Ausstellungsort.

So ist beispielsweise in der Trinkhalle eine ortsbezogene Installation von Patrick Leppert zu sehen, welche mit acht Videoprojektionen das Wasser in all seinen Aggregats- und Seinzuständen präsentiert. Sabina Stucky hat Impressionen von Wasser und Trinkgläsern sowie historische Fotografien der Trinkhalle in ihre Holzdrucke integriert. Gerda Maise nimmt sich den Plastiken der Kurbrunnenanlage an und setzt die Aussenfiguren sowie die ehemaligen Brunnenfiguren mit neuen Kleidern in Szene.

Bezug zur Corona-Pandemie
Das aktuelle Thema der Corona-Pandemie nimmt zum Beispiel Stefan Rüegg auf. Er präsentiert die «Corona der Schöpfung» und zeigt vollendete und unvollendete Kronen, welche durch einen Sprung darauf vollendet werden. Als Material kam neben Draht, Farben und Kleister das in der Krise immer wieder thematisierte Toilettenpapier zum Einsatz. Das Orakel und die Koffer von Ulrich Wössner nehmen ebenfalls Bezug auf die Corona-geprägte Zeit. Beim Orakel geht es darum, sich in der eigenen Mitte einzupendeln und von da aus nach Lösungen und Orientierung zu suchen. Die Koffer beziehen sich auf die stornierten Reisen und dass wir vieles wieder neu sortieren müssen. Fredi Leders Bilder mit den Titeln «Eingesperrt», «Isoliert» und «Traumatisiert» sind während des Corona-Lockdowns im Frühjahr entstanden. Die Corona-Krise bewirkt, dass wir mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen und uns stärker mit Alltäglichem auseinandersetzen. Aus der allmorgendlich anfallenden leeren Bananenschale, getrocknet und in Epoxidharz getaucht, schaffte Dora Freiermuth ein überraschendes Werk.

Kunst gemeinsam erleben
Auch dieses Jahr setzen die Verantwortlichen von «Kunst lokal» auf den Austausch zwischen den Kunstschaffenden und den Besucherinnen und Besucher. «Wir denken, mit Abstandhalten, Maske tragen und Aufeinander achtgeben, sollten auch Live-Kulturerlebnisse weiterhin möglich bleiben», betonte Michelle Geser anlässlich der Minissage. Dennoch haben sie und ihr Team vorgesorgt und die Ausstellung mit Texten über die Kunstschaffenden und kleinen Videos zu ihren Werken auch digital aufbereitet.

www.kultur-rheinfelden.ch/ Rubrik «kunst lokal 20»


«Kunst lokal» bis am 22. November

Die Ausstellung in der Kurbrunnenanlage in Rheinfelden ist jeweils donnerstags und freitags, von 16 bis 20 Uhr, sowie samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Künstlergespräche finden am 12. November (Barbara Brantschen, Fredi Leder, Patrick Leppert und Gerda Maise), 13. November (Sabina Stucky, Gitta von Felten und Ulrich Wössner), 19. November (Dora Freiermuth, Margrit Imper-Hubler und Katrin Niedermeier) und 20. November (Esther Dietwiler, Elke Höylä-Vogt und Stefan Rüegg), jeweils um 19 Uhr statt. Ausstellungsgespräche werden am 8. November (mit Doris Bachmann, Kulturkommission), 15. November (mit Brigitte Brügger, Projektleiterin Kultur) und am 22. November (mit Michelle Geser, Kuration), jeweils um 16 Uhr durchgeführt. (jtz)

 


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