Ungeliebte Buchen werden schon wieder gefällt

  29.10.2020 Leserbriefe, Rheinfelden

Es sind noch nicht drei Jahre seit der massiven Durchforstung zwischen der Reha und der Alten Saline vergangen. Statt dass diesem Waldstück nun die üblichen 10 Jahre Erholungszeit gewährt würde, sind bereits wieder neue Todeszeichen aufgesprayt worden, wenig verwunderlich an älteren Buchen. Dass alte Buchen ebenso schutzwürdig sind wie alte Eichen, wissen zwar die Mittelspechte, aber unsere Förster offensichtlich nicht. Obwohl der Holzpreis im Keller liegt, wird der Markt mit Unmengen von unnötig gefällten Bäumen geflutet. Diese könnten ruhig weiter stehen bleiben, ein Baum ist nie ausgewachsen, sein Holz ist eine lange haltbare Kohlendioxid-Falle (sofern man es nicht gleich verschnitzelt) und im Boden haben alte Bäume ein intensives Pilz-Netzwerk aufgebaut, das u.a. die Jungbäume in ihrem Schatten ernährt. Warum die Förster ungeduldig und gezielt alte Buchen fällen, ist auch mit allen modischen Ausreden nicht glaubhaft zu begründen. Weder Borkenkäfer noch Klimawandel rechtfertigen die Buchenverfolgung. Es dürfte viel mehr die Abkehr vom Waldbauer zum Forst-Ingenieur sein, die den Wald aus seinem gesunden Gleichgewicht bringt – und dabei dient das schwere Gerät als rascher Zerstörer. Die Einwohner müssen dabei dem Treiben ohnmächtig zuschauen, weil auch die Verantwortlichen nur zuschauen. Die Buche «auch Mutter des Waldes genannt» hat eine 1000-jährige, alte kulturelle Tradition in unseren Wäldern und ernährt den gesamten Bestand an Waldbewohnern (Wildschweine, Rehe, Vögel, Insekten usw.) mit ihren Bucheckern, zudem ist sie als Schattenspender, der den Boden vom Austrocknen schützt und die Temperatur reguliert und natürlich als Wasserspeicher nicht wegzudenken. Meine Damen und Herren: Wir sollten ihr (der Buche) mehr Respekt und Feinfühligkeit entgegenbringen. Es macht mich sehr traurig, dass diese alten und treuen Lebensbegleiter (100-600 Jahre) einfach so mit grober Gewalt verschwinden! Ich würde gerne mit den Bäumen über die erlebten 200 Jahre reden…

RAINER GENSKE, RHEINFELDEN


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