Neue Möglichkeiten bei der Krebsbekämpfung

  11.10.2020 Aargau, Gesundheit

PSI-Forscher entwickeln neues Verfahren

Forschende am Paul Scherrer Institut PSI haben einen Weg gefunden, eine Form von Schilddrüsenkrebs in Zukunft wirksamer und mit weniger Nebenwirkungen zu behandeln.

Derzeit läuft eine klinische Studie, die an Patienten ein Radiopharmakon erprobt. Das ist ein vielversprechendes Medikament, das Krebszellen von innen heraus mit radioaktiver Strahlung zerstört. PSI-Forschende haben jetzt entdeckt: Spritzt man vor dieser Therapie zusätzlich eine bestimmte Substanz, nehmen die Krebszellen grössere Mengen des Radiopharmakons auf − das erhöht vermutlich den Therapieerfolg und minimiert Nebenwirkungen. Die Ergebnisse erschienen im Fachblatt Theranostics.

In einer ersten Studie an sechs Patienten am Universitätsspital Basel hat sich das Radiopharmakon mit der Bezeichnung Lu-PSIG-2 als erfolgversprechend erwiesen.

Schwachstelle Magen
Das Medikament ist so konzipiert, dass es an Zellen andockt, die einen bestimmten Rezeptor ausbilden, also ein bestimmtes Eiweiss, das auf der Zellmembran sitzt. Dieses schleust das Medikament ins Innere der Zelle. Das Problem: Auch gesunde Zellen im Magen nehmen das Medikament auf, und ab einer bestimmten Dosis können sie ebenfalls zerstört werden. Das hat natürlich Nebenwirkungen zur Folge. Muss die Dosis aufgrund dieser Nebenwirkungen jedoch gering gehalten werden, wirkt die Therapie aber womöglich nur unzureichend. Michal Grzmil vom PSI hat nun einen Weg entwickelt, die Therapie zu verbessern, sollte das Radiopharmakon in Zukunft zugelassen werden. Er hat eine Substanz namens RAD001 gefunden, die Krebszellen so manipuliert, dass sie mehr Radiopharmakon aufnehmen. Dies sorgt dafür, dass Krebszellen mehr Rezeptormoleküle ausbilden. Dadurch schleusen sie eine grössere Menge des Wirkstoffs in sich hinein. Eine Vorbehandlung mit RAD001 über fünf Tage hinweg erhöhte die spätere Aufnahme des Radiopharmakons in Krebszellen: Sie nahmen anderthalbmal so viel auf. Mehr Radiopharmaka im Inneren der Zellen bedeuten mehr Strahlkraft und grössere Erfolgschancen für eine Therapie.

Gesunde Magenzellen hingegen blieben im Tierversuch von der Substanz unbeeinf lusst. Bei gleicher Menge an verabreichtem Medikament steigt also dessen Wirksamkeit, ohne die Wahrscheinlichkeit für Nebenwirkungen zu erhöhen. Ob das am Patienten genauso gut funktioniert wie im Labor, bleibt abzuwarten. (nfz)


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