Hoch die Tassen!

  07.10.2020 Zeiningen

Sie sind jung und durstig. Dort, wo früher die Milch floss, brauen nun vier Männer ihren eigenen Gerstensaft. Das Bier, sie nennen es «Rhybräu», soll ersten Abnehmern wohlbekommen sein. Die NFZ hat die Bierbrauer besucht: im Milchhüsli Zeiningen. (nfz)


Bier aus der ehemaligen  Milchsammelstelle

Vier junge Brauer produzieren in Zeiningen

Viele Erfolgsgeschichten begannen in einer Garage. So haben auch die jungen Bierbrauer ihr erstes Gebräu in einer Garage in Magden hergestellt. Heute produzieren sie ihr «Rhybräu» im ehemaligen Zeininger «Milchhüsli».

Janine Tschopp

Fast jeden zweiten Samstag sind Ian Pibernik (19), Luca Thomann (18), Alessio Di Lello (19) und Luca Cannavó (18) in der ehemaligen Milchsammelstelle im Zeininger Mitteldorf anzutreffen. Der Grund ihrer regelmässigen Zusammenkünfte ist ihr gemeinsames Hobby, nämlich das Brauen von Bier. Wo früher die Bauern ihre Milch ablieferten, wird heute «Rhybräu» gebraut.

Es begann mit einer Steuerung
Ian Pibernik, Alessio Di Lello und Luca Thomann befinden sich im vierten Lehrjahr als Automatiker und besuchen gemeinsam die Berufsschule in Basel. Sie erhielten von einer ihrer Ausbildungsstätten eine ausgemusterte programmierbare Steuerung und fragten sich, was sie damit steuern wollen. Ian Pibernik und Luca Thomann kamen auf die Idee, dass man damit eine Bierbrauanlage konstruieren könnte. Auf einer kleinen Anlage in Ian Piberniks Garage in Magden entstand schon bald das erste Bier. Das Gebräu kam in ihrem Umfeld sehr gut an. Die beiden jungen Tüftler beschlossen, Alessio Di Lello und Luca Cannavó ins Boot zu holen und einen passenden Ort für die Bierproduktion zu suchen. Nach längerer Suche wurden sie fündig und brauen ihr Bier seit Anfang Jahr in der ehemaligen Milchsammelstelle in Zeiningen. «Zuerst mussten wir renovieren. Wir fanden sogar noch alte Schaltungen aus den 1960er-Jahren vor», bemerkt Alessio Di Lello.

Das Technische steht im Vordergrund
Mit Ausnahme vom Gymnasiasten Luca Cannavó trinken die jungen Herren gerne Bier. Aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb sie Freude am Bierbrauen haben. Es ist vor allem auch das Technische, das sie interessiert. So hängt an diesem Ort, wo früher die Bauern ihre Milch abgegeben haben, ein Schaltkasten mit einem Touch-Bildschirm. Von hier aus können die Technikfreaks verschiedene Vorgänge steuern.

Derzeit beschäftigen sich die jungen Bierbrauer mit der Herstellung einer Abfüllanlage. «Die Maschine wird in einer Stunde die gleiche Menge abfüllen, wie wir bis jetzt zu viert in vier bis fünf Stunden abgefüllt haben», erklärt Luca Thomann. Es wären keine angehenden Automatiker am Werk, wenn das Etikettieren der Flaschen nicht bereits heute von einer Anlage erledigt würde. «Wir haben alle einen 3D-Drucker zu Hause», berichtet Luca Cannavó und zeigt verschiedene Kunststoffteile, wie zum Beispiel die Führungsschienen und die Rollen der Etikettiermaschine, welche die jungen Braumeister selbst designt und ausgedruckt haben.

Kleiner Fehler, grosse Folgen
Ian Pibernik kommt aus Magden, Luca Thomann aus Sulz, Alessio Di Lello aus Zunzgen und Luca Cannavó aus Basel. Bei ihren regelmässigen Treffen in Zeiningen haben sie seit Juli rund 300 Liter Bier produziert.

Beim Brauen dürfe man sich keine Fehler erlauben. Es sei entscheidend, dass die Anlagen stets gut gereinigt seien. Auch beim Mischen der Zutaten und bei der Herstellung müsse man sehr sorgfältig arbeiten, ansonsten würde sich das sofort negativ auf das Resultat auswirken. «Am Anfang sind einige Versuche misslungen. Dann haben wir irgendwann unsere Richtung gefunden», berichtet Ian Pibernik. Bisher verkaufen die vier jungen Herren ihr Bier direkt vor Ort oder an Bekannte. Welche Ziele verfolgen sie? «Es wäre schön, wenn wir unser Bier später auch in Restaurants, im Volg oder an Festen verkaufen könnten.»

Die Brauerei «Rhybräu» ist als Verein organisiert. Es gibt die Möglichkeit einer Gönnerschaft. Produziert werden hauptsächlich zwei Sorten (ein Lager-Bier und ein White IPA). Weitere Informationen online unter www.rhybraeu.ch.


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