Gletscherbohrung gescheitert

  08.10.2020 Aargau

Vor wenigen Tagen sind Forschende des Labors für Umweltchemie am PSI von einer Expedition auf den Gletscher des Grand Combin im Wallis zurückgekehrt. Mit Kollegen aus Italien wollten sie dort auf 4100 Metern Höhe Eisbohrkerne für das internationale «Ice Memory»- Projekt ziehen (die NFZ berichtete). Dieses sieht vor, solche Bohrproben von Gletschern weltweit einzusammeln und in einer künstlich angelegten Eishöhle der zuverlässig kalten Zentral-Antarktis einzulagern. So sollten sie auch künftigen Forschergenerationen als Klimaarchiv dienen. Doch die Erderwärmung lässt das Projekt zu einem Wettlauf mit der Zeit werden. Das zeigte die jetzige Expedition nur allzu deutlich. Das Projektteam wollte nämlich 80 Meter tief in den Gletscher bis auf den Felsgrund bohren, um auch die ältesten Eisschichten zu bergen. Wie die PSI-Expeditionsleiterin Margit Schwikowksi nun mitteilt, war der Erfolg nur durchwachsen. «Schon nach einem halben Meter stiessen wir auf eine harte Eisschicht, wo wir normalerweise noch relativ weichen Firn erwarten. Eine solche Schicht entsteht, wenn es so warm ist, dass der Schnee an der Oberf läche schmilzt und das Wasser einsickert bis in eine Tiefe, wo es kalt genug ist, dass es wieder friert. Das war also kein gutes Zeichen. Bei 17 Metern blieb dann der Bohrer stecken. Mit viel Mühe konnten wir ihn doch noch herausfischen und stellten fest, dass da unten sogar flüssiges Wasser vorlag. Als wir es dann weiterprobierten, blieben wir bei 25 Metern endgültig stecken. Auch an anderen Stellen blieben wir wieder in der gleichen Tiefe hängen. Wir mussten abbrechen, weil wir sonst riskiert hätten, den Bohrer zu verlieren. Wir waren total schockiert. Denn damit war klar: Für diesen Gletscher sind wir mit unserem Projekt womöglich schon zu spät dran. Hier muss es in den letzten Jahren so warm gewesen sein, dass sehr viel Schmelzwasser weit in die Tiefe vordringen konnte. Als Alternative bleibt uns in den Alpen der Grenzgletscher im Monte-Rosa-Massiv. Der dortige Sattel Colle Gnifetti liegt auf 4500 Metern.» (nfz)


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