Abschaffung der Schulpflege – die Zeit ist reif

  18.09.2020 Nordwestschweiz, Leserbriefe

Im Jahre 2006 wurde die geleitete Schule an den aargauischen Volksschulen eingeführt. Seither sind die Schulleitungen für die operative und somit auch für die pädagogische Führung der Schule verantwortlich. Mit der Einsetzung der Schulleitungen ist eine Führungsebene zwischen Lehrpersonen und Schulpflege eingeschoben worden und ein grosser Aufgabenbereich, welcher vorher durch die Schulpflege wahrgenommen wurde, konnte an die Schulleitungen übertragen werden. Die damit erreichte Professionalisierung der operativen Führung der Schule hat sich seit 2006 bestens bewährt und ist unverzichtbar geworden. Im Schulalltag sind Lehrpersonen, Schulleitungen und Schulverwaltungen die direkten Anlaufstellen geworden und nicht mehr die Schulpflege.

Dieser Systemwechsel hat sich in all den Jahren so etabliert, dass sich die Schulpflege aus dem operativen Geschäft zurückziehen konnte. Die wenigen Aufgaben, die der Schulpflege von Gesetzes wegen noch geblieben sind, können dem Gemeinderat übertragen werden. Für diese Aufgaben braucht es nicht zwei kommunale Behörden, welche Doppelspurigkeiten, Kompetenzgerangel und finanzielle Querelen verursachen und damit wertvolle Ressourcen binden, welche an der Basis eingesetzt werden könnten. Durch die Neuordnung und der somit entstehenden direkten Zusammenarbeit zwischen Gemeinderat und Schule können Anliegen direkt dort vorgebracht werden, wo die Verantwortung liegt und letztlich entschieden wird – beim Gemeinderat!

Mit diesem Schritt hin zu zeitgemässen Führungsstrukturen wird weder ein Demokratieabbau noch eine Machtkonzentration erfolgen; im Gegenteil. Der Gemeinderat ist ein demokratisch gewähltes Gremium mit entsprechender Verantwortung und hat gegenüber den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern künftig nicht nur über die Schulfinanzen, sondern auch über die Organisation und Weiterentwicklung der Schule im Ganzen, Rechenschaft abzulegen; dies ist heute nicht der Fall. Ein deutlicher Mehrwert mit dieser Neuordnung der Führungsstrukturen wird nur erreicht, wenn eine Behörde zuständig ist und die Schule vor Ort aus einer Hand geführt wird. Solche Führungsstrukturen sind zeitgemäss, stärken das Gemeindewesen und damit die Schule vor Ort!

Nach 15 Jahren Erfahrung mit der geleiteten Schule ist die Zeit reif für diesen – längst überfälligen – Schritt. Aus all diesem Gründen befürworte ich die Vorlage «Neuorganisation der Führungsstrukturen an der Aargauer Volksschule».

STEPHAN MÜLLER, SCHULPFLEGEPRÄSIDENT MÖHLIN


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